„Mutterzeit“ von Bärbel Schröder ist ein ganz besonderes Buch. Darin erzählt sie über die letzten Jahre mit ihrer Mutter, von der Aufgabe der letzten Wohnung und dem Einzug ins Heim bis zum Schluss. Eigentlich ist es ein heiteres Buch. Es gibt aber auch andere Momente, aber alles in Maßen.
Mein
erster Gedanke war: So schön geschrieben! So lebendig, authentisch, so ungezwungen gekonnt, ohne…mehr„Mutterzeit“ von Bärbel Schröder ist ein ganz besonderes Buch. Darin erzählt sie über die letzten Jahre mit ihrer Mutter, von der Aufgabe der letzten Wohnung und dem Einzug ins Heim bis zum Schluss. Eigentlich ist es ein heiteres Buch. Es gibt aber auch andere Momente, aber alles in Maßen.
Mein erster Gedanke war: So schön geschrieben! So lebendig, authentisch, so ungezwungen gekonnt, ohne Pathos und Klagen, schlicht und ergreifend, ließ sich das Buch sehr angenehm lesen. Vllt deshalb nahm es emotional so mit. Man konnte sich denken, dass es für Bärbel nicht nur eine logistische, sondern vor allem eine emotionale Herausforderung über die Jahre hinweg darstellte, für die eine Menge an Charakterstärke nötig war. Erst zum Schluss sagte sie so etwas in der Art, bis dahin ging sie dieses Stück des Weges mit, half, wo sie konnte, und es wurde schon in den ersten Kapiteln klar, warum das Buch im Untertitel heißt: „Vom Glück, meine Mutter in ihren letzten Jahren zu begleiten“.
Stellenweise las es sich fast wie ein Roman, was ich positiv werte. Die Mutter-Tochter-Beziehung wurde authentisch und stillvoll thematisiert. Man hat diese sympathischen Frauen klar vor Augen und durchlebt all diese Dinge mit. Gleich nach den ersten Seiten entwickelte sich der Sog, der das Buch kaum aus der Hand legen ließ.
Die Geschehnisse mit der Mutter wurden so zum Greifen nah beschrieben, dass man glaubt, man wäre selbst dabei gewesen. Das Älterwerden als Prozess wurde plastisch herausgearbeitet.
Man bekam auch so einiges vom Leben im Heim mit: Von den Auseinandersetzungen mit den aggressiven dementen Bewohnern bis zu den Besuchen der geschniegelten jungen Herren in dunklen Anzügen, die die benutzten Einlagen aus den Mülleimern fischen, um sie darauf zu inspizieren, ob man sie doch nicht noch besser hätte auslasten können, um noch paar Cent zu sparen, ohne jede Vorstellung, was es heißt, im übervollen Pampers zu sitzen und was das für die Haut der alten Menschen bedeutet.
Eine Vorstellung davon, was es bedeutet, im Heim zu leben, selbst wenn es ein gutes ist, erhält man auf alle Fälle, schön stilvoll, klar und prägnant erzählt.
Die hochwertige Buchgestaltung trägt zu dem ohnehin sehr guten Eindruck bei. Festeinband in gedecktem Lindgrün, das Umschlagblatt aus etwas rauem Papier, das Bild darauf passen auch prima zum Inhalt. Angenehme Schriftgröße rundet das Ganze ab. Prima als Geschenk.
Fazit: Ein sehr besonderes, sehr lesenswertes Buch, das ich gern gelesen habe. Es gibt tiefe Einblicke in das aktuelle Thema des Älterwerdens und nicht nur.