Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Politik - Methoden, Forschung, Note: 1,3, Georg-August-Universität Göttingen (Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Hermeneutik als sozialwissenschaftliche Methode: Sinn und Verstehen, Sprache: Deutsch, Abstract: Kaum jemand war jemals als Soldat in Vietnam oder im Irak, dennoch verfügen wir von diesen Kriegen über eine mehr oder minder genaue Vorstellung. Kaum jemand ist auch Konrad Adenauer oder Gerhard Schröder jemals persönlich begegnet, dennoch haben wir „ein Bild von ihnen“. Bilder dienen in der heutigen Mediengesellschaft als konkrete Bezugspunkte unserer Erinnerung und sind nicht austauschbar. Bilder können dies leisten, da sie „eine eigene Sprache sprechen“, eine eingängige Bildsprache, mittels derer sie etwas auszudrücken in der Lage sind, das die Grenzen verbaler Kommunikation sprengt. Es sind somit nicht Texte, sondern Bilder, die die Wende zum 21. Jahrhundert markieren und sich in unsere Köpfe eingebrannt haben. Oder um es mit den Worten des Philosophen Walter Benjamin zu sagen: „Geschichte zerfällt in Bilder, nicht in Geschichten“. Aber wie groß sind die Unterschiede zwischen Bildern und Geschichten eigentlich? Was können die einen leisten, was die anderen nicht zu leisten im Stande sind – und umgekehrt? Wie weit ist überhaupt eine visuelle Sprache mit einer verbalen Sprache vergleichbar? Wie kann ein Verständnis von Wortsprache zur Erhellung von Bildsprache beitragen? Und wie können sich diese beiden Systeme ergänzen? Die vorliegende Arbeit hat aus einem bestimmten Grund ein Interesse an der Beantwortung dieser Fragen: Wenn in der heutigen Gesellschaft das Bild die Sprache als Leitmedium abgelöst hat, wenn eine kulturelle Verschiebung vom Text zum Bild stattgefunden hat – welche Auswirkungen hat dies, welche Auswirkungen muss dies vielleicht sogar haben, auf sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden, die von jeher einem Prinzip der Schriftlichkeit unterworfen waren? Wenn sozialwissenschaftliches Interesse die Erforschung und Interpretation sozialer Wirklichkeit ist, kann die soziale Wirklichkeit der Allgegenwärtigkeit des Bildes dann einfach außen vor gelassen werden? Und wie kann eine verstehende Sozialwissenschaft aussehen, die die Macht der Bilder anerkennt?