Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,5, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Kann jede Oper, die sich an einer literarischen Vorlage orientiert als Literaturoper bezeichnet werden? Dass dies aufgrund der Häufigkeit der Übernahme und Verarbeitung literarischer Stoffe nicht der Fall sein kann, liegt auf der Hand. Was macht diese Gattung dann aber aus? Handelt es sich überhaupt um eine Gattung? Was hat die literarische Vorlage der Dichtung mit Literaturoper gemeinsam? Nur ausschnitthaft kann ein ganzer Katalog an Fragen hier dargestellt werden, der sich in der Beschäftigung mit Literaturopern des 20. Jahrhunderts stellt. Die vorliegende Arbeit möchte sich mit diesen Fragen beispielhaft beschäftigen und das Verhältnis der literarischen Vorlage Die Soldaten von Lenz und Zimmermanns Literaturoper Die Soldaten untersuchen. Die Komödie Die Soldaten von Jakob Michael Lenz erschien im Frühjahr 1776 und ist der literarischen Epoche des Sturm und Drang zuzuordnen: Die von den französischen Klassizisten in das Werk Aristoteles hineininterpretierten drei Einheiten von Ort, Zeit und Handlung negiert, Interesse an Handlung wird gewandelt in Interesse am Individuum, damit menschliche Subjektivität aufgewertet. Aufklärerische Forderungen nach Autonomie und freier individueller Entfaltung werden kontrastierend zu den Zwängen der bestehenden Ständegesellschaft in den Soldaten thematisiert. Dabei wird nicht das Schicksal einer Einzelperson zentrales Thema, sondern die Darstellung gesellschaftlicher Missverhältnisse und einer sozialen Situation, die die Handlungen der einzelnen Akteure motivieren. Bernd Alois Zimmermanns Idee zu einer Oper nach der Komödie Die Soldaten von Lenz reichen bis in das Jahr 1957.1 1965 wird seine Oper in vier Akten nach dem gleichnamigen Schauspiel von Jakob Michael Reinhold Lenz in Köln uraufgeführt. Entscheidend für die Komponierbarkeit des Dramas in ein Libretto war für Zimmermann vor allem Lenz` Abkehr von den drei Einheiten. Diese bedeutet die Basis für seine Vision von der Aufhebung von Zeit und Raum, dadurch die Möglichkeit zur Realisierung einer Austauschbarkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Als Kugelgestalt der Zeit benennt Zimmermann diese Vision und vertritt die These, dass ganzheitliche Wahrnehmung einer Wirklichkeit nur durch solch aperspektivisches Sehen möglich sein kann.