Der Sprachvirtuose Martin Lechner zieht alle Register: ein raffiniertes Lesevergnügen! Wie Wellen sind diese Erzählungen zusammengefügt. Sie reichen sich Worte, Bilder oder Stimmungen weiter, fließen ineinander und stehen doch für sich. Es sind ebenso heimliche wie übermütige Texte. Sie handeln von verzweifelten Seen und Knien zum Verlieben, von dunkel erinnerten Filmen und blitzhaft erhellten Städten, von lautlos zerplatzenden Blut- blasen und längst verwischten Sommern. Sie alle sind in jenen Sprachregionen unterwegs, wo hinter jeder Ecke Neues und Unerwartetes lauert. Das geschieht mit Witz genauso wie mit Absurdität und immer mit Sätzen, die greifbar machen, was sich anders nicht begreifen lässt.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Schon den ersten Satz aus Martin Lechners Erzählungsband hält Judith von Sternburg für zitierenswert. Dort richte ein See das Wort an den Leser, und die Kritikerin fühlt sich sogleich an das sprechende Ei im Text der diesjährigen Bachmann-Preisträgerin Sharon Dodua Otoo erinnert. In Lechners Fall erklärt sich von Sternburg die Reflexion der Objekte mit dem ausgeprägten Hang des Autors zum Abwegigen. Er beherrsche den "hohen Ton, der auf der Kippe zur Lachhaftigkeit balanciert", so von Sternburg. Hinreißend und "herrlich folgenlos" findet die Rezensentin die Erzählungen, in jeder von ihnen müsse man sich zwischen literarischen Kniffen, Irrwitz und ein bisschen Grusel neu orientieren. "Fingerübungen auf sehr hohem Niveau, sprachliche Selbsttests" nennt von Sternburg die Kurzprosa, und sie scheint großen Gefallen an ihr gefunden zu haben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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