"Nachgerufen" ist das Ergebnis eines so interessanten wie riskanten Abenteuers: sich als Schriftsteller, als Mann, einmal in die andere Seite einzudenken, von der sonst nicht gesprochen wird - in die Seite der Frau. In elf Monologen kommen Frauen zu Wort, die von Dichtern geliebt, berührt oder auch nur gestreift worden sind, deren Namen ohne diese Berührung die Geschichte wohl nicht behalten hätte. Was haben diese Frauen zu sagen, an was erinnern sie sich, erinnern sie uns? Wir hören über Gottfried Keller, über Kafka, Kleist und Goethe, über Brentano, Mörike und Lenz. In fiktiven Briefen, in Gesprächen und Selbstgesprächen lassen sie ihre Begegnungen mit diesen Dichtern an sich vorüberziehen, rufen sie ""ihren"" Dichtern nach: Friederike Brion, Caroline von Lengefeld, Wilhelmine von Zenge, Susette Gontard, Karoline von Günderrode, Henriette Vogel, Bettina Brentano, Luise Riehter, Maria Meyer, Dora Diamant ... Jürg Amann erzählt in einer behutsamen, eindringlichen Prosa von Frauen, die, von der Historie kaum beachtet, mit ihrer Verletzbarkeit und Stärke Männer begleitet und mitgeformt haben, die als Köpfe der Literatur fast unantastbar vor uns stehen - bis heute. Zart aquarellierend zeichnet Amann Frauenbilder in Augenblicken des Erinnerns, in Situationen, die menschliche Größe erhellen, Leid und Zuversicht in der Nähe und Ferne von Liebe.
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