Als Lailat al-Qadr (arabisch [ ]‚ „die Nacht der Bestimmung, die Nacht der Allmacht‘) wird im Islam die Nacht im Monat Ramadan bezeichnet, in der der Koran gemäß islamischem Glauben erstmals offenbart wurde.
- Wikipedia
Es ist das Jahr 1972, als Präsident Idi Amin alle Asiaten aus Uganda
ausweisen lässt. Dieses Dekret betrifft auch Mansoor Visram, seine Frau Layla und ihren kleinen Sohn Ashif.…mehrAls Lailat al-Qadr (arabisch [ ]‚ „die Nacht der Bestimmung, die Nacht der Allmacht‘) wird im Islam die Nacht im Monat Ramadan bezeichnet, in der der Koran gemäß islamischem Glauben erstmals offenbart wurde.
- Wikipedia
Es ist das Jahr 1972, als Präsident Idi Amin alle Asiaten aus Uganda ausweisen lässt. Dieses Dekret betrifft auch Mansoor Visram, seine Frau Layla und ihren kleinen Sohn Ashif. Alle drei sind zwar in Afrika geboren, als Nachkommen indischer Vorfahren aber unerwünscht. So sieht sich die Familie gezwungen, ihre gesamte alte Existenz zurückzulassen, und sich in Kanada eine neue aufzubauen.
Mansoor fällt die Umstellung nicht allzu schwer. Er ist seiner neuen Heimat dankbar für die Aufnahme und generell ein ehrgeiziger Mann. Schnell spart er sich genug Geld zusammen, um eine Tankstelle zu übernehmen, und lässt sich auch nicht unterkriegen, als ihm diese während einer Wirtschaftskrise verloren geht. Er arbeitet hart, er hält das Geld zusammen, er nimmt Kredite auf, und versucht, sich weiter nach oben zu arbeiten. Dabei gerät ihm allerdings das Wohl seiner Familie aus dem Blick. Er lässt Layla jeden Penny umdrehen und als Köchin ein Zubrot verdienen, Ashif ist ganz klar dazu bestimmt, sein Nachfolger zu werden, nachdem er Schule und Studium durchlaufen hat. Dass seine Frau darunter leidet, kaum Zeit mit ihrem Mann verbringen zu können, und das Kind fast alleine aufzuziehen, dass sein Sohn andere Veranlagungen und Interessen hat, als das Geschäft, eine künstlerische Seele in ihm wohnt, das sieht Mansoor nicht, will er nicht sehen. Nicht mal, als Ashif zwar BWL studiert, aber so schnell wie möglich die Stadt verlässt, und sich bei einer anderen Firma eine Stelle sucht. Auch nicht, als Layla immer stiller und zurückhaltender wird. Mansoor plant weiter, will sein Unternehmen ganz groß gemeinsam mit dem Sohn ausbauen, lässt sich weder von seiner Familie noch von anderen Hindernissen bremsen. Doch dann kommt Lailat al-Quadr, die Nacht der Bestimmung, in der sich alles verändern wird.
Das Romandebüt „Nacht der Bestimmung“ der kanadischen Drehbuchautorin Anar Ali war für mich eine ambivalente Lektüre. Der klare, aber teilweise auch durchaus poetische Stil und die gekonnt herausgearbeiteten Figuren haben auf mich einen Sog entwickelt, der mich von der ersten bis zur letzten Seite getragen hat. Trotzdem hat etwas gefehlt, es wurde nicht ganz klar, was Ali erzählen möchte, was ihr Anliegen, ihre Aussage sein soll. So hatte ich, was selten vorkommt, nach der Beendigung des Buches, das Gefühl, in der Schwebe zu hängen, und das, obwohl die Geschichte in sich durchaus rund ist.
Jetzt, mit einigem Abstand, ist vor allem ein tiefes Gefühl des Mitgefühls mit den Figuren geblieben, mit dieser Familie, die eigentlich eine Einheit bildet, die zusammen eine Menge durchgemacht hat, in der letztendlich aber trotzdem jeder in seiner eigenen Welt lebt, und kaum in der Lage ist, die des anderen auch nur wahrzunehmen. Die Tiefe, in die sich die Visrams bei mir eingegraben haben, hat mich überrascht und beeindruckt. Und letztendlich auch meine Leseempfehlung geändert. Wo ich direkt nach der Lektüre noch gezögert hätte, würde ich jetzt nicken. Anar Alis Roman ist reich, reich an Geschichte, reich an Schicksal, reich an Menschlichem. Ich wünsche ihr viele Leser und bin gespannt, wie sie sich in eventuell weiteren Romanen entwickeln wird.