Das kleine Buch Nahum hat bis heute keine gute Presse, weil es gemeinhin unter die Zukunftsworte der biblischen Propheten gegen fremde Völker eingeordnet wird. Im Gegensatz dazu sind die Worte Nahums gegen die Hauptstadt des damaligen Weltreichs der Assyrer gerichtet, unter dessen Herrschaft die Einwohner Judas stöhnten, und daher von prinzipiell anderer Qualität. Zudem sind die Worte Nahums überliefert worden, weil sie sich mit dem Fall Ninives 612 v. Chr. schon erfüllt hatten. Als bestätigtes Gotteswort haben sie Jahrhunderte später Menschen, die unter Unterdrückung litten, als Stütze ihrer Hoffnung auf die Wende der Not gedient. Gewichtiger noch ist, dass die jüngeren Verfasser des Buches aus der zurückliegenden Prophetie Nahums grundsätzliche Aussagen über Gott gewonnen haben. Jeremias arbeitet die Verwurzelung der Botschaft Nahums in der Tradition der frühen Propheten des Alten Testaments heraus und besticht dabei durch die Genauigkeit der Begründung exegetischer Entscheidungen im Gespräch mit anderen Ansichten. Zudem - so Jeremias - ist statt von mehreren literarischen Schichten im Buch nur von zweien auszugehen. Dr. theol. Jörg Jeremias ist Professor em. für Altes Testament an der Universität Marburg und lebt in München.
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