Mokoma wa Ngugi, Sohn des bekannten kenianischen Schriftstellers und Literatur-Nobelpreiskandidaten Ngugi wa Thiong’o, tritt mit seinem Erstling „Nairobi Heat“ in die Fußstapfen seines Vaters. Und diese sind nicht zu groß für ihn, denn sowohl die Themen, die er in diesen mit 176 Seiten doch relativ
schmalen Kriminalroman hineinpackt, als auch die literarische Umsetzung sind für dieses Genre eher…mehrMokoma wa Ngugi, Sohn des bekannten kenianischen Schriftstellers und Literatur-Nobelpreiskandidaten Ngugi wa Thiong’o, tritt mit seinem Erstling „Nairobi Heat“ in die Fußstapfen seines Vaters. Und diese sind nicht zu groß für ihn, denn sowohl die Themen, die er in diesen mit 176 Seiten doch relativ schmalen Kriminalroman hineinpackt, als auch die literarische Umsetzung sind für dieses Genre eher untypisch, aber äußerst gelungen.
Ishmael Forfona ist Detective, arbeitet für die Polizei in Madison, Wisconsin und ist Afroamerikaner. Sein aktueller Fall ist heikel, denn in einem Vorort, der überwiegend von wohlhabenden Weißen bewohnt wird, liegt im Eingangsbereich des Hauses von Professor Joshua Kakizimana eine junge Frau – ohne Papiere, blond, weiß und mausetot. Der Verdacht gegen Joshua löst sich schnell in Luft auf, denn nicht nur in seinem Heimatland Kenia wird er wie ein Heiliger verehrt, hat er während des Völkermords in Ruanda doch unzählige Menschen vor dem sicheren Tod bewahrt.
Die Polizei tappt noch immer im Dunkeln, als ein mysteriöser Anrufer Detective Ishmael mitteilt, dass der Fall nur in Afrika gelöst werden kann. Und so packt er seinen Rucksack und bricht nach Nairobi auf…
Der Autor zeichnet das Bild eines Landes, das von Gewalt und Korruption geprägt ist. Es geht in „Nairobi Heat“ immer um Widersprüche, um die beiden Seiten der Medaille: da ist Ishmael, der in Wisconsin als Afroamerikaner der Schwarze unter den Weißen ist, aber in Kenia ankommend wegen seiner amerikanischen Herkunft von den Einheimischen als Weißer bezeichnet wird. Dann gibt es Polizisten, die Böses tun, das Recht beugen und manchmal sogar bewusst töten, damit das Gute eine Chance hat. Die lernen müssen, dass Gerechtigkeit nicht unbedingt durch Gesetze erlangt werden kann. Dass der äußere Schein oft trügt und die größten Wohltäter sich als die hinterhältigsten Schurken entpuppen können.
Mokoma wa Ngugi schreibt mit hohem Tempo, gradlinig und schnörkellos, er vermeidet Sentimentalitäten und Klischees und erlaubt seinen Lesern den ungeschönten Blick auf ein Land, in dem mit dem Leid von Flüchtlingen eine riesige Gelddruckmaschinerie am Laufen gehalten wird, von der in erster Linie diejenigen profitieren, die sich eh keine Sorgen ums tägliche Überleben machen müssen.
Aber auch Amerika kommt nicht ungeschoren davon, speziell dann, wenn es um das Verhältnis zwischen den verschiedenen Ethnien geht – ein Thema, das dem Autor mit Sicherheit nicht fremd ist, da er in Amerika geboren und in Kenia aufgewachsen ist, zum Studium dann wieder in die USA zurückkommt und mittlerweile an der Cornell University, einer der acht Universitäten der Ivy League, eine Assistenz-Professur in Literatur innehat.
„Nairobi Heat“ ist ein Buch, das unter die Haut geht, und ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt, die im Original bereits unter dem Titel „Black Star Nairobi“ Mitte 2013 erschienen ist.