"Napoleon Bonaparte" ist eine monumentale Dramatisierung des Lebens des großen Korsen. Das Vorspiel stellt auf geschickte Weise die Eltern vor, die während der Revolution, die ihre Heimatinsel erschüttert, auf der Flucht sind. Beide bringen Eigenschaften zum Vorschein, die sich später im Sohn vervollkommnen und zur Geltung kommen sollen. Die Atmosphäre der inneren Unruhe und der äußeren Gefahr stimmt den Leser auf das stürmische Leben ein, das den Jungen erwartet, der friedlich in einem an einen Esel angehängten Korb schlummert, der seine Mutter in Sicherheit bringt. Der erste Teil des Dramas handelt vom Bürger Bonaparte und beginnt mit seiner Eroberung Josephines. Die triumphale Karriere Bonapartes im Mittelmeerraum verdeutlicht die unwiderstehliche Kraft seiner Persönlichkeit: Er überlistet die verschlagensten Diplomaten und begeistert mit seinem Mut und seiner Energie die ihm unterstellten Soldaten. Der zweite Teil dieses dramatischen Meisterwerkes fasst die Ereignisse, die den Werdegang des Kaisers und Eroberers bis zu seiner Abdankung prägten, wirkungsvoll zusammen, und das Nachspiel schildert sein tragisches Ende auf St. Helena. Der Esprit des Werkes kommt dem klassischen Ideal des historischen Dramas näher als kaum ein anderes Werk dieser Art. Carl Hauptmanns Auffassung von Bonapartes Charakter ist von tiefem menschlichem Mitgefühl durchdrungen. Er versteht ihn in seiner übermächtigen Stärke und in den Momenten der Schwäche, die seine Verwandtschaft mit dem einfachsten Sterblichen beweisen. Die zahlreichen Charaktere sind mit bemerkenswerter Genauigkeit skizziert.