Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Pädagogik - Geschichte der Pädagogik, Note: sehr gut, Bergische Universität Wuppertal (Fachbereich Pädagogik), Veranstaltung: Proseminar der Pädagogik, Antike, Bildung und Selbstsorge, Sprache: Deutsch, Abstract: Wer sich mit den Epistulae morales ad Lucilium1 befasst, wird schnell feststellen, dass dort auffallend häufig von Natur und Vernunft die Rede ist. Allerdings bietet Seneca selbst keine explizite Definition dieser Begriffe an. Aus diesem Grund will diese Arbeit dem Anspruch genügen, das senecanische System2 - wenn man hier von einem solchen sprechen kann - an der Richtschnur genau dieser zentralen Begriffe entlang nachzubauen. Die damit nun in den Fokus gerückten Begriffe Natur und Vernunft haben im senecanischen Sinne keine Zieldimensionen, sondern den Charakter von Wegmarken, an denen ein in der Manier Senecas Strebender nicht vorbei kommt. Beide Begriffe bilden gewissermaßen Eckpfeiler: der eine in anthropologischer Hinsicht, dagegen der andere hinsichtlich der Welt. Vernunft ist eine anthropologische Voraussetzung, Natur bzw. Naturgemäßes ist eine den Menschen umgebende Voraussetzung für das von Seneca erklärte Ziel. Dieses Ziel ist kein geringeres als Bildung,3 allerdings nicht im heute gebräuchlichen Sinne von Schulbildung, sondern eher im Sinne von moralischer und seelischer Festigkeit. Diese Zieldimension wird im Verlauf dieser Arbeit notwendigerweise eine tiefere Erläuterungen erfahren, steht aber - wie oben schon angedeutet - nicht im Zentrum der Untersuchung. Dabei ist die Argumentationslinie dieser Arbeit nicht unbedingt deckungsgleich mit der des Seneca. [...] 1 Dies ist der Originaltitel des dieser Arbeit zugrunde liegenden Textes. In der deutschen Fassung darf dieser in etwa mit "Briefe an Lucilius, über Ethik" übersetzt werden. Zitiert wird im Folgenden immer die Ausgabe: Seneca, Philosophische Schriften, Übersetzung und Anmerkungen von Otto Apelt, Felix Meiner Verlag, Hamburg 1993 (im Folgenden werden nur die jew. Briefe und Paragrafen in den Fußnoten genannt) 2 Unter System wird ein Komplex von Elementen verstanden, die miteinander verbunden und voneinander abhängig sind und insofern eine strukturierte Ganzheit bilden. Es ist darunter genauer ein geordnetes Ganzes zu verstehen, dessen Teile nach bestimmten Regeln, Gesetzen oder Prinzipien ineinander greifen. Vgl. Philosophielexikon, Personen und Begriffe der abendländischen Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart, Hrsg. Hügli/Lübcke, Rowohlts Enzyklopädie, Hamburg 1997 3 Bildung kann begrifflich bei Seneca häufig auch unter sittlicher Vollkommenheit zu verstehen sein. [...]
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