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Before Russia invaded Ukraine, it invaded Georgia. Both states are part of Russia's "near abroad" - newly independent states that were once part of the Soviet Union and are now Russia's neighbors. While the Russia-Georgia war of 2008 faded from the headlines in the wake of the global recession, the geopolitical contest that created it did not. Six years later, the spectre of a revanchist Russia returned when Putin's forces invaded and annexed the Crimean peninsula, once part of Russia but an internationally recognized part of Ukraine since the Soviet collapse. Crimea's annexation and follow on…mehr

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Produktbeschreibung
Before Russia invaded Ukraine, it invaded Georgia. Both states are part of Russia's "near abroad" - newly independent states that were once part of the Soviet Union and are now Russia's neighbors. While the Russia-Georgia war of 2008 faded from the headlines in the wake of the global recession, the geopolitical contest that created it did not. Six years later, the spectre of a revanchist Russia returned when Putin's forces invaded and annexed the Crimean peninsula, once part of Russia but an internationally recognized part of Ukraine since the Soviet collapse. Crimea's annexation and follow on conflict in eastern Ukraine have generated the greatest geopolitical crisis on the European continent since the end of the Cold War. In Near Abroad, the eminent political geographer Gerard Toal moves beyond the polemical rhetoric that surrounds Russia's interventions in Georgia and Ukraine to study the underlying territorial conflicts and geopolitical struggles. Central to understanding are legacies of the Soviet Union collapse: unresolved territorial issues, weak states and a conflicted geopolitical culture in Russia over the new territorial order. The West's desire to expand NATO contributed to a growing geopolitical contest in Russia's near abroad. This found expression in a 2008 NATO proclamation that Georgia and Ukraine will become members of NATO, a "red line" issue for Russia. The road to invasion and war in Georgia and Ukraine, thereafter, is explained in Near Abroad. Geopolitics is often thought of as a game of chess. Near Abroad provides an account of real life geopolitics, one that emphasizes changing spatial relationships, geopolitical cultures and the power of media images. Rather than being a cold game of deliberation, geopolitics is often driven by emotions and ambitions, by desires for freedom and greatness, by clashing personalities and reckless acts. Not only a penetrating analysis of Russia's relationships with its regional neighbors, Near Abroad also offers an analysis of how US geopolitical culture frequently fails to fully understand Russia and the geopolitical archipelago of dependencies in its near abroad.

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Autorenporträt
Gerard Toal (Gearóid Ó Tuathail) is Professor of Government and International Affairs in the School of Public and International Affairs at Virginia Tech's Washington metro area campus.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.09.2018

Von der Last, ein Imperium zu sein
Eine erhellende Analyse darüber, warum Russland so agiert, wie es agiert

Staaten haben Interessen. Sie wollen überleben. Deshalb misstrauen sie einander. Starke Staaten haben andere Möglichkeiten als schwache, deshalb suchen die Schwachen den Schutz der Starken, Imperien haben andere Interessen als Nationalstaaten, ganz gleich, welchem politischen System sie ihre Existenz verdanken. Alles Handeln steht in Traditionen, Gewohnheiten und Zwängen, die man nicht zu seiner freien Verfügung hat. Das internationale Staatensystem ist anarchisch, weil es keinen Leviathan gibt, der die Konflikte entscheidet, die in ihm entstehen können. Manchmal genügt ein Blick auf die Landkarte, um zu verstehen, welche Möglichkeiten sich für manche Staaten eröffnen und welche nicht. Diese Wahrheit ist in den vergangenen Jahren vor allem in Westeuropa in Vergessenheit geraten. Die Außenpolitik des Westens beruhe auf europäischen Werten, auf universalen moralischen Grundsätzen, sagen jene Außenpolitiker, die sich für die Verkörperung des Gewissens halten. Aber bemerken sie, dass sie selbst es sind, die sich die Entscheidung darüber anmaßen, was in den internationalen Beziehungen als universaler Grundsatz gelten darf?

Wir haben vergessen, dass die Außenpolitik von Staaten auch geopolitischen Zwängen folgt, wenngleich sie auf unterschiedliche Weise legitimiert wird. In den Vereinigten Staaten gibt es für solche Zusammenhänge kein Gespür, weil die Folgen amerikanischer Interventionen andernorts bewältigt werden müssen. Moral in der Außenpolitik kann sich leisten, wer auf Zwänge keine Rücksicht nehmen muss und die Folgen seines Handelns nicht zu spüren bekommt. In Russland versteht sich von selbst, dass alles, was die Nachbarn tun und was man selbst tut, eine Wirkung hat, deren Schwingungen auch Jahre später noch zu spüren sind. Hier weiß jeder, dass es eine Last sein kann, Imperium zu sein. Das ist das Thema Gerard Toals, der am Beispiel der Konflikte zwischen Russland und seinen Nachbarn zeigen möchte, warum das Konzept der Geopolitik uns hilft, besser zu verstehen, was Staaten tun.

Nun weiß auch Toal, dass Geographie nicht Schicksal ist. Es geht vielmehr darum, wie Staaten die Welt sehen, wie sie sie ordnen und aus welcher Kultur sie ihre Strategien schöpfen. Und deshalb, so könnte man Toals Argument zusammenfassen, wird in Russland manches nicht nur anders gesehen, sondern auch anders gehandelt. Die geopolitische Kultur eines Landes ist von den Machtstrukturen und ihren Traditionen geprägt. Im Westen ist es das Konzept der Freiheit, des Rechtsstaates, der Demokratie oder der Aufklärung, das begründen soll, warum manche Interventionen anderen überlegen sind. In Russland ist es die Autokratie, der Machtstaat und das Imperium. Beide Konzepte sind Versuche, die Welt zu ordnen und in überschaubare Räume einzuteilen, in denen sinnvoll gehandelt werden kann.

Toal spricht von affektiver Geopolitik. Die menschliche Vernunft ist gestimmt, sie ruht in dem Gefühl, dass das, was man tut, richtig ist, ganz gleich, ob es vor dem Universalismus bestehen kann. Millionen Sowjetbürger sind mit der Vorstellung aufgewachsen, dass das Imperium ein organischer Körper, ein ewiger, heiliger Ort sei. In seinem politischen Zentrum aber kannte man immer schon die eigene Schwäche, die mangelnde Kontrolle und die überdehnten Grenzen, die Fragilität der Macht. Das Imperium war schwach, weil es groß war, seine zur Schau gestellte Allmacht nur Fassade, hinter der sich Furcht vor dem Zusammenbruch verbarg. Davon wusste man im Westen weniger als in Moskau. Aus solchen Missverständnissen aber kommen die großen Fehlentscheidungen.

Als die Sowjetunion 1991 tatsächlich aufgelöst wurde, empfanden Millionen Menschen dies als Verlust. Mehr als 40 Millionen Russen wurden zu Ausländern im eigenen Land, ethnische Minoritäten in den sowjetischen Republiken zu Fremden, obwohl sie doch immer schon dort gelebt hatten, Urlaubsorte und mythische Erinnerungsorte des Imperiums lagen nun im Ausland. Zweifellos haben viele Menschen das Ende der Sowjetunion für einen Segen gehalten, für ebenso viele aber war es eine Katastrophe, die ihr Leben aus der Bahn warf. Wie hätte der Kreml, der die Rolle des Nachlassverwalters zu übernehmen hatte, mit diesem Erbe umgehen sollen? Man kann es sich nicht aussuchen, ob man ein Imperium sein will oder nicht. Was konnte Russland schon sein, nachdem es 300 Jahre lang ein Imperium gewesen war? Im Westen hat man dies nicht begriffen, sondern Konflikte im Namen vermeintlich universaler Werte heraufbeschworen, ohne zu ahnen, wohin sie am Ende führen würden.

Als die Sowjetunion zerfiel, glaubte mancher noch, das Ende des Imperiums werde auch der Anfang der Demokratie sein, so wie man sie sich in den Ländern des Westens vorstellte. Stattdessen siegte der ethnische Nationalismus über die Nation der Staatsbürger, die autoritäre Ordnung über die offene Gesellschaft. Für die meisten Bürger der ehemaligen Sowjetunion war es offenbar wichtiger, einem Kollektiv von Gleichgesinnten als einer Gesellschaft der Verschiedenen anzugehören. Und dennoch sind alle ehemaligen Republiken mit dem Imperium, dem sie einmal angehört hatten, verbunden - ganz gleich, welche Haltung sie zu ihm einnehmen mögen. Die Sowjetunion war ein einheitlicher Wirtschaftsraum, seine Verkehrswege gaben dem Imperium einen inneren Zusammenhang, seine Schulen und Universitäten waren Stätten der Ausrichtung und Zurichtung, die Republiken Orte nationaler Selbstvergewisserung.

Was die Sowjetunion im Großen war, waren die Republiken im Kleinen: Vielvölkerstaaten, die von ethnischen Ansprüchen, Grenzen und Nachbarn strukturiert wurden. Nach dem Ende der Sowjetunion entfaltete sich in allen Republiken ein aggressiver Ethnonationalismus, der darauf bestand, Minderheiten der Titularnation zu unterwerfen. Manche Republiken beanspruchten Territorien, die sich jenseits ihrer Grenzen befanden, weil auch dort Landsleute lebten. In Georgien, in der Ukraine und in Armenien hatten die politischen Eliten schnell gelernt, in welcher Sprache sie im Westen um Sympathien werben konnten: als Befürworter westlicher Werte, als Europäer und Opfer totalitärer Herrschaft und als Kämpfer für die nationale Befreiung. Und so geriet in Vergessenheit, dass die kleinen Imperien ihre Minderheiten schlechter behandelten als die große Sowjetunion. Als 2008 Russlands Streitkräfte in Georgien einfielen, wurde diese Intervention im Westen als Ausdruck russischen Expansionsstrebens verstanden. Man könnte aber auch sagen, dass Russland in einen Konflikt eingriff, der die Osseten vor der Expansion Georgiens schützte.

Politiker im Westen seien überzeugt, schreibt Toal, dass ihre Strategien, die Welt zu ordnen, positive Wirkungen entfalteten, weil sie der Verbreitung des demokratischen Staatsmodells dienten. Die amerikanische Intervention im Irak beweise hingegen das Gegenteil. In Wahrheit folgte der Krieg im Irak überhaupt keiner geopolitischen Logik, sondern einer Entscheidung, die aus Dummheit und Geschichtsvergessenheit gefällt wurde. Russlands Strategien folgen anderen Modellen. Wer es in der Außenpolitik zu etwas bringen möchte, sollte verstehen, worauf der andere hinauswill und warum er es will. Darüber belehrt dieses kluge Buch seine Leser auf unterhaltsame Weise.

JÖRG BABEROWSKI

Gerard Toal: Near Abroad. Putin, the West and the Contest over Ukraine and the Caucasus. Oxford University Press, Oxford 2017. 387 S., 27,49 [Euro] / 22,99 £.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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This timely and incisive work is highly recommended for those interested in how a new path leading from the ruins of the crumbling liberal international order established after World War II can be anticipated, plotted and navigated. Charles Travis, Trinity College Dublin, University of Texas-Arlington