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Ein neues Lehrbuch beschreibt die Ökonomie der Netze
Was haben die Wasserversorgung mit der Brief- und Paketpost oder die Telekommunikation mit dem Schienen-, Straßen und Luftverkehr gemeinsam? Sie alle basieren auf Netzen. Somit stellen sich aus unternehmensbezogener und aus volkswirtschaftlicher Perspektive ähnliche Probleme, wie Günter Knieps in seinem Lehrbuch aufzeigt.
Traditionell erkannte man wegen fallender Grenzkosten etwa in der Stromversorgung oder der Festnetztelefonie sogenannte natürliche Monopole. Wettbewerb galt als unmöglich. Es sollte vielmehr aus Effizienzgründen nur einen Anbieter geben, oftmals in Form eines staatseigenen Monopolisten. Die Erfahrungen mit diesen öffentlichen Versorgungsunternehmen waren ernüchternd. Man denke nur an die ehemalige Deutsche Bundespost oder die Deutsche Bundesbahn.
Mittlerweile herrscht eine differenziertere Betrachtungsweise vor, die Knieps schlüssig vertritt. Unter dem Schlagwort eines disaggregierten Ansatzes werden die Netzsektoren analytisch in verschiedene Ebenen unterteilt. Die eigentlichen Dienstleistungen für den Endverbraucher wie der Zugverkehr oder Telefongespräche werden streng von der Infrastruktur wie dem Schienen- oder dem Telefonnetz getrennt. Damit werden Möglichkeiten für mehr Wettbewerb eröffnet. Die unternehmerischen Strategien ebenso wie die wirtschaftspolitischen Eingriffe können zudem besser aufeinander zugeschnitten werden.
Der Skizze dieses Ansatzes dient das erste von insgesamt neun Kapiteln. Das zweite Kapitel zeigt die Probleme bei der Kostenkalkulation. Netze werden als langlebige Kapitalgüter typischerweise über viele Perioden genutzt. Daher ist die Aufteilung der Kosten entscheidend, um strategische Entscheidungen über Preise oder Kapazitäten treffen zu können. Knieps erläutert, welches Kostenkonzept für welche Fragestellung einschlägig ist. So sind etwa bei der Erweiterung des Angebots die langfristigen Zusatzkosten relevant. Dies sind die zusätzlichen Kosten für ein einzelnes Produkt, wenn man annimmt, dass alle anderen Produkte ohnehin angeboten werden.
Die folgenden drei Kapitel sind Besonderheiten der Preisgestaltung gewidmet. Zunächst geht es um Stauexternalitäten und Möglichkeiten ihrer Internalisierung. Diese treten etwa im Straßenverkehr auf, weil die Teilnehmer nicht die Kosten berücksichtigen, die aus erhöhtem Verkehrsaufkommen resultieren. Eine Nutzungsgebühr kann hier Abhilfe schaffen. Dann werden Strategien der Preisdifferenzierung behandelt und schließlich die Anwendungsmöglichkeiten von Auktionen wie die Ausschreibung von Leistungen des öffentlichen Personennahverkehrs.
Die anschließenden drei Kapitel behandeln im weiteren Sinne den wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf. Es geht um die Durchsetzung von allgemeinen Standards, die Finanzierung von Universaldienstleistungen wie der flächendeckenden Versorgung mit Postfilialen und die Notwendigkeit von Preisregulierung. Knieps favorisiert eine Fondslösung zur Finanzierung von Universaldiensten, verbunden mit einem Ausschreibungswettbewerb. Die Regulierung will er im Sinne seines disaggregierten Ansatzes auf die monopolistischen Engpassbereiche beschränken. Hier soll das Instrument der Price-Cap-Regulierung angewendet werden.
Grundidee ist es, den Anstieg des Preisniveaus zu begrenzen und gleichzeitig die Anreize zu Kosteneinsparungen zu erhalten. Den Abschluss bildet im neunten Kapitel eine knappe Darstellung der positiven Theorie des Verhaltens von Regulierungsbehörden.
Insgesamt vermag das Buch einen guten Einblick in die Netzökonomie zu geben. Knieps gelingt es, die mitunter komplizierten Zusammenhänge nachvollziehbar darzustellen. Zudem verzichtet er auf die Darstellung mancher Details und konzentriert sich in den hinteren Kapiteln auf die von ihm präferierten Politikempfehlungen. Dadurch bleiben die Ausführungen kompakt und gut verständlich. Darüber hinaus kann der Leser die umfangreich angegebene Literatur konsultieren. Verbesserungsbedarf besteht dagegen bei den Übungsaufgaben, zumal das Buch gute Chancen hat, in der Lehre breite Verwendung zu finden.
ARNDT CHRISTIANSEN
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"Knieps Buch ist eine kenntnisreiche, modellgestützte und dennoch gut zu lesende Einführung zu einem aktuellen Thema. Allen Wirtschaftsstudenten, die sich damit auseinandersetzen müssen, ist sie unbedingt zu empfehlen." STUDIUM - Buchmagazin für Studierende, Sommersemester 2008
"Knieps gelingt es, die mitunter komplizierten Zusammenhänge nachvollziehbar darzustellen." Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.09.2007
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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