Ziel der vorliegenden Sammelpublikation ist die vollständige Vorlage der auf heutigem bulgarischen Staatsgebiet erhaltenen bzw. dokumentierten spätantiken und frühchristlichen Mosaiken. Sie wurde von der Arbeitsgruppe Christliche Archäologie unter der früheren Leitung von Renate Pillinger gemeinsam mit Vanja Popova vom Institut für Kunstwissenschaft der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften in Sofia initiiert und in Kooperation mit bulgarischen Regionalmuseen und Wissenschaftern erstellt. Die Veröffentlichung erfolgt vor dem Hintergrund der Grabungsbefunde. Analog zum bereits 1999 erschienenen Wandmalerei-Corpus ergibt sich die Reihung der einzelnen Denkmäler nach geografischen Gesichtspunkten. Zu jedem Mosaik wird jeweils der Fundort angegeben, der Fundkontext mit einer kurzen Beschreibung des zugehörigen Gebäudes oder Raumes und wer es wann freilegte. Abgehandelt werden Erhaltungszustand, Lage und Gestalt, Technik, Gliederung sowie figürliche und ornamentale Motive. Auf die ermittelten Vergleichsbeispiele folgen kurzgefasste Kommentare mit dem Versuch einer Interpretation. Am Ende jedes Beitrags steht die vollständige Bibliografie oder der Hinweis "unpubliziert". Soweit möglich, sind Abbildungen und Pläne beigegeben. Die Grabungsbefunde legen nahe, dass die Mosaikproduktion im 6. Jahrhundert stark abnahm. Derzeit ist kein einziges Paviment bekannt, welches nach der Mitte des 6. Jahrhunderts entstanden ist. Bei den 24 auf uns gekommenen spätantiken Mosaikinschriften handelt es sich um 19 griechische und fünf lateinische. Wie in der vorangegangenen Epoche stammen die meisten Mosaike des 4. Jahrhunderts nach wie vor aus dem profanen Bereich, repräsentativen Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden (vor allem Badeanlagen). Im Zuge des aufstrebenden Christentums wandelt sich das Bild jedoch gegen Ende des Jahrhunderts zugunsten der frühchristlichen Sakralbauten, deren Bodenmosaiken nun jene der privaten Wohnkomplexe quantitativ um das Doppelte übertreffen. Waren die ersten frühchristlichen Kirchen vor allem mit Steinplattenböden versehen, so erlebt deren musivische Ausstattung in der zweiten Jahrhunderthälfte einen ungeahnten Aufschwung. Die zu dieser Zeit dominierenden streng geometrischen Kompositionen eignen sich gut als Dekor für die langrechteckigen Naoi und begleiten den Einzug des Klerus vom Kircheneingang bis zum Altar durch ihre sich rhythmisch wiederholende Bodengestaltung. Wo man in der Apsis und/oder dem Presbyterium Bodenmosaiken verlegte, sind manchmal mit dem christlichen Glauben verbundene figurale Motive ausgeführt. Ferner ist der den Klerikern vorbehaltene Bereich in mehreren Fällen mit einem Opus-sectile-Paviment bedeckt. Ab der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts kann man kaum formale und kompositorische Unterschiede zwischen Mosaiken frühchristlicher und profaner Gebäude feststellen, was in der Tätigkeit derselben Mosaikwerkstätten in beiden Bereichen begründet ist. Der Purismus der anikonisch-geometrischen Dekorationen ging aber sicherlich vor allem von den Sakralbauten aus.
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