Kaum ein gesamtgesellschaftlicher Komplex hat eine größere Bedeutung als der der Pflege, denn dieser muss heute und in der Zukunft die Versorgung von Millionen Pflegebedürftigen erbringen. Ob er dies auf Dauer qualitativ-hochwertig noch zu leisten vermag, darf dagegen hinterfragt werden, denn zu offensichtlich sind die Lücken und Mängel im System. In der Regel werden diese Herausforderungen allerdings aus dem Blickwinkel der Nachfrage, des Bedarfs an Arbeitskräften, betrachtet, weniger aus dem der tatsächlichen oder potenziellen Pflegekräfte. Ein Ansatz, der oft verkennt, dass das Individuum heute einem völlig neuen Reizrahmen einer sich dynamisch wandelnden Wirklichkeit ausgesetzt ist, der sich prägend auf Persönlichkeitsentwicklung, Verhalten oder die Kompetenzen auswirkt. Aus dem Homo sapiens ist in vielen Fällen ein Homo stimulus geworden. Auf diesen Homo stimulus sind die aktuellen Formen der Pflegeausbildungen oft nur unzureichend vorbereitet. Die Folgen sind hohe Abbruchquoten und eine zunehmende Diskrepanz zwischen gesellschaftlichem Nutzen des Berufes und dessen Ansehen. Um den Bedarf an Pflegekräften für die Zukunft sichern zu können, erscheint es daher notwendig zu untersuchen, mit welchen Einflüssen des kollektiven Individualismus Auszubildende in der Pflege im 21. Jahrhundert konfrontiert werden, wie diese sich auf Persönlichkeit, Verhalten und Kompetenzen auswirken und wie mit ihnen umzugehen ist. Das Ziel von Andreas Herteux Standardwerk ist es daher primär, individuelle und gesellschaftliche Veränderungen der Gegenwart und der nahen Zukunft für die Pflegeausbildung darzulegen, die Folgen zu betrachten, und sekundär, erste Anpassungsvorschläge zu skizzieren, um auf ein geändertes Auszubildendenverhalten sowie variierende Kompetenzen reagieren zu können.
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