Nicht Deregulierung und Liberalisierung sind Richard Werner zufolge Voraussetzung für Wachstum und Wohlstand, sondern eine ausreichende und zielgerichtete Bankkreditversorgung. Die Hauptverantwortung für Spekulationskrisen und Rezessionen weist er den Zentralbanken zu. Seine Thesen scheinen
außergewöhnlich solide empirisch fundiert zu sein.
Zur Erklärung der Wirtschaftskrise im Japan der…mehrNicht Deregulierung und Liberalisierung sind Richard Werner zufolge Voraussetzung für Wachstum und Wohlstand, sondern eine ausreichende und zielgerichtete Bankkreditversorgung. Die Hauptverantwortung für Spekulationskrisen und Rezessionen weist er den Zentralbanken zu. Seine Thesen scheinen außergewöhnlich solide empirisch fundiert zu sein.
Zur Erklärung der Wirtschaftskrise im Japan der Neunziger entwickelt Richard Werner ungewöhnliche Hypothesen. Im Mittelpunkt des Buches steht die ökonometrische Gewinnung eines Wachstumsmodells auf Basis der japanischen Wirtschaftsdaten.
Dabei muss ausnahmslos jede Annahme sich empirischen Tests unterziehen. Viele Aussagen der traditionellen Ökonomie (der angebots- wie der nachfrageorientierten) scheitern daran und stellen sich als Irrtümer heraus.
Ein iterativer Granger-Kausalitätstest ergibt, dass weder das Geldangebot noch die kurz- oder langfristigen Zinssätze Einfluss auf das Wirtschaftswachstum haben. Einzig die Bankkreditschöpfung für BIP-relevante Investitionen erweist sich als signifikant.
Der Bankkreditmarkt jedoch ist ein rationierter Anbietermarkt. Einen markträumenden Gleichgewichtspreis als Ergebnis von Angebot und Nachfrage gibt es bei Bankkrediten nicht. Das Volumen an ausgebrachten Krediten hängt nicht von der Nachfrage der Kreditnehmer, sondern von der Risikobereitschaft der Banken und von ihren Refinanzierungsmöglichkeiten ab. Letztere werden von der Zentralbank bestimmt, die somit über ein mächtiges Werkzeug verfügt: Sie kann die Bankkreditschöpfung unabhängig vom Zinsniveau regulieren.
Staatliche Konjunkturprogramme ohne erhöhte produktive Bankkreditschöpfung müssen wegen eines Verdrängungseffekts fehlschlagen. Nicht aus Bankkrediten finanzierte Investitionen ziehen bloß vorhandenes Kapital von einer Verwendung ab und leiten es in eine andere um; das schafft keine neue Kaufkraft, keinen Nachfrageschub und kein Wachstum.
Richard Werner sieht die Ursachen für Bankenkrisen in einer (politisch motivierten) Fehlsteuerung durch die Zentralbanken sowie in einer unzureichenden Regulierung der Kreditvergabe. Die Praxis der Kreditschöpfung diene nur noch betriebswirtschaftlichen Einzelinteressen der Banken und nicht mehr den gesamtwirtschaftlichen Notwendigkeiten. Staatliche Eingriffe in die Geschäftspolitik der Geschäftsbanken seien zwingend notwendig (wie z.B. in Japan lange Zeit erfolgreich praktiziert).
Richard Werner entwickelt Grundlagen für ein neues Verständnis der Wirkungen von Geld- und Fiskalpolitik. Seine Argumentation beeindruckt durch Klarheit und Stringenz.
Grundkenntnisse in angewandter Statistik sind an manchen Stellen des Buches hilfreich, um Details der empirischen Untersuchungen nachvollziehen zu können; doch auch wer darauf verzichtet, darf sich auf eine interessante und teilweise spannende Lektüre freuen.