Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2023 im Fachbereich Theologie - Biblische Theologie, , Sprache: Deutsch, Abstract: Der Glaube und die Überlieferung der Heiligen Schrift müssen, unabhängig von allen neueren Ausgaben, unangetastet bleiben. Ein Beispiel für diesen häufig ungewollten Missbrauch mag genügen. In den ungefähr 40 Jahren nach der Kreuzigung Christi, galt Judas offenbar nicht als Verräter. Wenn der Apostel Paulus um 50 n. Chr. schreibt, Jesus wurde am Ostermorgen nach seiner Auferstehung "von den Zwölfen herzlich begrüßt", so ist Judas dort natürlich mit eingeschlossen. Die Herausgeber einer neueren Bibel aber verändern den Text und schreiben er sei "von den Jüngern herzlich begrüßt" worden. Sie waren der fälschlichen Meinung, Judas könne nicht mehr dabei gewesen sein. Die Reihe derartiger Beispiele ließe sich fortsetzen. Vom "Verräter" Judas wird ausschließlich in den Evangelien um und nach 100 n. Chr. berichtet. 22 Mal wird er in den vier Evangelien genannt, in den Briefen und Büchern der Apostel und Propheten, die nach Hunderten zählen, wird er aber kein einziges Mal namentlich erwähnt. Dass die Evangelisten das Ende des Judas in allen vier Fällen unterschiedlich benennen, muss zumindest verwundern. Einmal erhängt er sich, einmal platzt er oder stürzt vom Felsen, ein anderes Mal holt ihn der Teufel. Wussten die Evangelisten nach 100 Jahren nicht genau Bescheid?
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