An internationally recognized scientist shows that Earth's separate continents, once together in Pangea, are again on a collision course.You've heard of Pangea, the single landmass that broke apart some 175 million years ago to give us our current continents, but what about its predecessors, Rodinia or Columbia? These "e;supercontinents"e; from Earth's past provide evidence that land repeatedly joins and separates. While scientists debate what that next supercontinent will look like-and what to name it-they all agree: one is coming.In this engaging work, geophysicist Ross Mitchell invites readers to remote (and sometimes treacherous) lands for evidence of past supercontinents, delves into the phenomena that will birth the next, and presents the case for the future supercontinent of Amasia, defined by the merging of North America and Asia. Introducing readers to plate tectonic theory through fieldwork adventures and accessible scientific descriptions, Mitchell considers flows deep in the Earth's mantle to explain Amasia's future formation and shows how this developing theory can illuminate other planetary mysteries. He then poses the inevitable question: how can humanity survive the intervening 200 million years necessary to see Amasia?An expert on the supercontinent cycle, Mitchell offers readers a front-row seat to a slow-motion mystery and an ongoing scientific debate.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.01.2024Auf Kollisionskurs
Weder Spökenkiekerei noch Science-Fiction: Ross Mitchell erklärt, warum sich die Kontinente der Erde in ferner Zukunft wiedervereinigen werden.
Nerd-Shirts sind Textilien mit aufgedruckten Motiven aus Wissenschaft und Technik, bei denen es dem Träger herzlich egal ist, ob Leute außerhalb der betreffenden Fachdisziplin sie auch lustig finden oder überhaupt verstehen. Ein youtubender Geologe kommentierte unlängst eine der Vulkaneruptionen auf Island in einem solchen Hemd, das eine etwas seltsame Weltkarte zeigte und dazu die Aufschrift "Reunite Pangea!"
Pangea oder Pangaea war ein sogenannter Superkontinent. Er hatte sich vor etwa 320 Millionen Jahren im späten Erdaltertum gebildet und vereinte das damals mit dem Baltikum verwachsene Nordamerika und Sibirien mit dem alten Großkontinent Gondwana - der seinerseits aus den Landmassen Südamerikas, Afrikas, Indiens und Madagaskars sowie Australiens und der Antarktis bestand. Bis Pangaea in der Jurazeit vor etwa 180 Millionen Jahren wieder zu zerbrechen begann, waren damit alle größeren Bestandteile der kontinentalen Erdkruste vereint. Und das, fordert das Nerd-Shirt, soll nun noch einmal geschehen?
Es wird geschehen. Und es ist vielleicht die sicherste Prognose, welche die Geowissenschaften überhaupt zu stellen in der Lage sind, abgesehen von der begrenzten Lebensdauer der Erde selbst, die einfach aus der Tatsache folgt, dass unsere Sonne ein Stern ist und auch Sterne nicht für die Ewigkeit sind. Aber schon lange vorher, in 200 bis 250 Millionen Jahren, wird es eben zur Wiedervereinigung aller Kontinente kommen.
Warum das so ist und wie der nächste Superkontinent in etwa aussehen könnte, darüber hat Ross Mitchell, Professor am Institut für Geologie und Geophysik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking, ein Buch geschrieben. Es ist insofern etwas Besonderes, als Geologie nicht sehr häufig Gegenstand populärwissenschaftlicher Bemühungen ist und diese dann auch selten so gut gelingen wie Mitchells "The Next Supercontinent". Dabei ist die titelgebende Landmasse selbst eigentlich nur Gegenstand des letzten der fünf Kapitel des Buches. Aber es bedarf eben einer gewissen Vorbereitung, will man verstehen, warum die These von der großen kontinentalen Wiedervereinigung weder ein Fall von Spökenkiekerei noch von temporal besonders überdehnter Science-Fiction ist, sondern das Resultat exakter, nüchterner Wissenschaft.
Denn da wäre zum einen das Faktum des vorigen Superkontinents, also Pangaeas. Seine Existenz war bereits 1912 von dem deutschen Physiker und Meteorologen Alfred Wegener vermutet und anhand einer Fülle geologischer, paläontologischer und paläoklimatischer Argumente begründet worden. Sie ist verknüpft mit Wegeners Hypothese von den driftenden Kontinenten, aus der sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Theorie der Plattentektonik entwickelte, dank derer wir Phänomene wie die Lava spuckende Spalte auf Island oder das Erdbeben vor Japan verstehen können. Mitchell leistet in seinem Pangaea-Kapitel aber mehr als eine allgemeine Einführung in Wegeners Idee. Er kommt schnell auf wichtige Elemente der modernen Plattentektonik zu sprechen, wie den sogenannten Wilson-Zyklus, in dem sich Ozeane öffnen und wieder schließen - bis hin zu mitunter anspruchsvollen Details der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion darüber, allerdings fokussiert auf solche, die er für die Frage nach dem nächsten Superkontinent braucht.
Doch bevor Mitchell zur Zukunft kommt, führt er seine Leser erst über drei Kapitel hinweg noch tiefer in die Vergangenheit, in Epochen vor der Bildung Pangaeas. Denn heute ist als gesichert anzusehen, dass es vor 1,1 bis 0,8 Milliarden Jahren zuvor schon einmal einen Superkontinent gab, von den Wissenschaftlern "Rodinia" genannt. Und davor hatte die Plattentektonik von 1,8 bis 1,5 Milliarden Jahren alles, was es damals schon an kontinentaler Kruste gab, zu einem Superkontinent namens "Columbia" zusammengeschoben, der manchmal auch als "Nuna" firmiert. Eine der Leistungen Mitchells ist es, seinen Lesern verständlich, aber zugleich präzise zu erklären, wie die Geologen mithilfe moderner Methoden wie der radiometrischen Datierung von Gesteinen und paläomagnetischer Untersuchungen darauf gekommen sind.
War Columbia der allererste Superkontinent? Nicht wenige Forscher haben noch frühere postuliert und ihnen klangvolle Namen wie "Vaalbara", "Ur" oder "Kenorland" gegeben. Mitchell widmet der Frage ein eigenes Kapitel, in dem er begründet, warum er die von seinen Kollegen dafür vorgelegten Evidenzen als zu dünn betrachtet. Allerdings referiert er hier eine aktuelle Debatte, deren Datengrundlage sich durchaus noch weiterentwickeln kann.
Das gilt auch für das letzte Kapitel, in dem es dann um die ferne Zukunft geht: den nächsten Superkontinent oder "Pangaea Proxima", wie einer der Pioniere der Erforschung vergangener und zukünftiger plattentektonischer Entwicklungen, der Amerikaner Christopher Scotese, ihn nennt. Allerdings besteht hier die Unsicherheit nicht darin, ob die Kontinente dereinst noch einmal zusammenfinden werden, sondern nur darin, wie das geschehen wird. Denn Scoteses "Pangaea Proxima" - von ihm früher sogar als "Pangaea Ultima" bezeichnet (die letzte Pangaea) - ist nur eine von mindestens vier aktuell diskutierten Hypothesen über die Gestalt des nächsten Superkontinents, nämlich jene, in der sich der Atlantik wieder schließt. Daneben gibt es noch ein Modell, dessen Endprodukt in 200 Millionen Jahren von seinen Proponenten "Novopangaea" genannt wird - hier schließt sich der Pazifik -, und eines namens "Aurica", das Mitchell allerdings nicht diskutiert, für das sich sowohl Atlantik als auch Pazifik schließen und Asien etwa an der heutigen Grenze zwischen Indien und Pakistan in zwei Teile reißt, zwischen denen sich dann ein neuer Großozean öffnet.
Die vierte vorgeschlagene Gestalt des nächsten Superkontinentes ist "Amasia". Hier werden sich alle Kontinente, vielleicht mit der Ausnahme Antarcticas, nach Norden verschieben und ebenfalls in etwa 200 Millionen Jahren durch Schließung des Nordpolarmeeres zusammenfinden. Als Erstautor der "Nature"-Veröffentlichung, in der dieses Modell 2012 vorgeschlagen wurde, ist Ross Mitchell hier natürlich Partei, allerdings kann er seine Argumente auch Nichtfachleuten verständlich machen, obgleich sie etwas komplexer sind als die Konkurrenzmodelle "Pangaea Proxima" oder "Novopangaea", weil sie sich auch um Vorgänge in der Tiefe des Erdmantels drehen. Ein Problem mit "Amasia" ist gleichwohl, dass die sich so ergebende Weltkarte in den üblichen äquatorialen Darstellungen den nächsten Superkontinent nicht als besonders kompakte Landmasse zeigt. Sie passt daher nicht gut auf ein Nerd-Shirt. ULF VON RAUCHHAUPT
Ross Mitchell: "The Next Supercontinent". Solving the Puzzle of a Future Pangea.
The University of Chicago Press, Chicago 2023. 304 S., Abb., geb., 29,50 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Weder Spökenkiekerei noch Science-Fiction: Ross Mitchell erklärt, warum sich die Kontinente der Erde in ferner Zukunft wiedervereinigen werden.
Nerd-Shirts sind Textilien mit aufgedruckten Motiven aus Wissenschaft und Technik, bei denen es dem Träger herzlich egal ist, ob Leute außerhalb der betreffenden Fachdisziplin sie auch lustig finden oder überhaupt verstehen. Ein youtubender Geologe kommentierte unlängst eine der Vulkaneruptionen auf Island in einem solchen Hemd, das eine etwas seltsame Weltkarte zeigte und dazu die Aufschrift "Reunite Pangea!"
Pangea oder Pangaea war ein sogenannter Superkontinent. Er hatte sich vor etwa 320 Millionen Jahren im späten Erdaltertum gebildet und vereinte das damals mit dem Baltikum verwachsene Nordamerika und Sibirien mit dem alten Großkontinent Gondwana - der seinerseits aus den Landmassen Südamerikas, Afrikas, Indiens und Madagaskars sowie Australiens und der Antarktis bestand. Bis Pangaea in der Jurazeit vor etwa 180 Millionen Jahren wieder zu zerbrechen begann, waren damit alle größeren Bestandteile der kontinentalen Erdkruste vereint. Und das, fordert das Nerd-Shirt, soll nun noch einmal geschehen?
Es wird geschehen. Und es ist vielleicht die sicherste Prognose, welche die Geowissenschaften überhaupt zu stellen in der Lage sind, abgesehen von der begrenzten Lebensdauer der Erde selbst, die einfach aus der Tatsache folgt, dass unsere Sonne ein Stern ist und auch Sterne nicht für die Ewigkeit sind. Aber schon lange vorher, in 200 bis 250 Millionen Jahren, wird es eben zur Wiedervereinigung aller Kontinente kommen.
Warum das so ist und wie der nächste Superkontinent in etwa aussehen könnte, darüber hat Ross Mitchell, Professor am Institut für Geologie und Geophysik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking, ein Buch geschrieben. Es ist insofern etwas Besonderes, als Geologie nicht sehr häufig Gegenstand populärwissenschaftlicher Bemühungen ist und diese dann auch selten so gut gelingen wie Mitchells "The Next Supercontinent". Dabei ist die titelgebende Landmasse selbst eigentlich nur Gegenstand des letzten der fünf Kapitel des Buches. Aber es bedarf eben einer gewissen Vorbereitung, will man verstehen, warum die These von der großen kontinentalen Wiedervereinigung weder ein Fall von Spökenkiekerei noch von temporal besonders überdehnter Science-Fiction ist, sondern das Resultat exakter, nüchterner Wissenschaft.
Denn da wäre zum einen das Faktum des vorigen Superkontinents, also Pangaeas. Seine Existenz war bereits 1912 von dem deutschen Physiker und Meteorologen Alfred Wegener vermutet und anhand einer Fülle geologischer, paläontologischer und paläoklimatischer Argumente begründet worden. Sie ist verknüpft mit Wegeners Hypothese von den driftenden Kontinenten, aus der sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Theorie der Plattentektonik entwickelte, dank derer wir Phänomene wie die Lava spuckende Spalte auf Island oder das Erdbeben vor Japan verstehen können. Mitchell leistet in seinem Pangaea-Kapitel aber mehr als eine allgemeine Einführung in Wegeners Idee. Er kommt schnell auf wichtige Elemente der modernen Plattentektonik zu sprechen, wie den sogenannten Wilson-Zyklus, in dem sich Ozeane öffnen und wieder schließen - bis hin zu mitunter anspruchsvollen Details der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion darüber, allerdings fokussiert auf solche, die er für die Frage nach dem nächsten Superkontinent braucht.
Doch bevor Mitchell zur Zukunft kommt, führt er seine Leser erst über drei Kapitel hinweg noch tiefer in die Vergangenheit, in Epochen vor der Bildung Pangaeas. Denn heute ist als gesichert anzusehen, dass es vor 1,1 bis 0,8 Milliarden Jahren zuvor schon einmal einen Superkontinent gab, von den Wissenschaftlern "Rodinia" genannt. Und davor hatte die Plattentektonik von 1,8 bis 1,5 Milliarden Jahren alles, was es damals schon an kontinentaler Kruste gab, zu einem Superkontinent namens "Columbia" zusammengeschoben, der manchmal auch als "Nuna" firmiert. Eine der Leistungen Mitchells ist es, seinen Lesern verständlich, aber zugleich präzise zu erklären, wie die Geologen mithilfe moderner Methoden wie der radiometrischen Datierung von Gesteinen und paläomagnetischer Untersuchungen darauf gekommen sind.
War Columbia der allererste Superkontinent? Nicht wenige Forscher haben noch frühere postuliert und ihnen klangvolle Namen wie "Vaalbara", "Ur" oder "Kenorland" gegeben. Mitchell widmet der Frage ein eigenes Kapitel, in dem er begründet, warum er die von seinen Kollegen dafür vorgelegten Evidenzen als zu dünn betrachtet. Allerdings referiert er hier eine aktuelle Debatte, deren Datengrundlage sich durchaus noch weiterentwickeln kann.
Das gilt auch für das letzte Kapitel, in dem es dann um die ferne Zukunft geht: den nächsten Superkontinent oder "Pangaea Proxima", wie einer der Pioniere der Erforschung vergangener und zukünftiger plattentektonischer Entwicklungen, der Amerikaner Christopher Scotese, ihn nennt. Allerdings besteht hier die Unsicherheit nicht darin, ob die Kontinente dereinst noch einmal zusammenfinden werden, sondern nur darin, wie das geschehen wird. Denn Scoteses "Pangaea Proxima" - von ihm früher sogar als "Pangaea Ultima" bezeichnet (die letzte Pangaea) - ist nur eine von mindestens vier aktuell diskutierten Hypothesen über die Gestalt des nächsten Superkontinents, nämlich jene, in der sich der Atlantik wieder schließt. Daneben gibt es noch ein Modell, dessen Endprodukt in 200 Millionen Jahren von seinen Proponenten "Novopangaea" genannt wird - hier schließt sich der Pazifik -, und eines namens "Aurica", das Mitchell allerdings nicht diskutiert, für das sich sowohl Atlantik als auch Pazifik schließen und Asien etwa an der heutigen Grenze zwischen Indien und Pakistan in zwei Teile reißt, zwischen denen sich dann ein neuer Großozean öffnet.
Die vierte vorgeschlagene Gestalt des nächsten Superkontinentes ist "Amasia". Hier werden sich alle Kontinente, vielleicht mit der Ausnahme Antarcticas, nach Norden verschieben und ebenfalls in etwa 200 Millionen Jahren durch Schließung des Nordpolarmeeres zusammenfinden. Als Erstautor der "Nature"-Veröffentlichung, in der dieses Modell 2012 vorgeschlagen wurde, ist Ross Mitchell hier natürlich Partei, allerdings kann er seine Argumente auch Nichtfachleuten verständlich machen, obgleich sie etwas komplexer sind als die Konkurrenzmodelle "Pangaea Proxima" oder "Novopangaea", weil sie sich auch um Vorgänge in der Tiefe des Erdmantels drehen. Ein Problem mit "Amasia" ist gleichwohl, dass die sich so ergebende Weltkarte in den üblichen äquatorialen Darstellungen den nächsten Superkontinent nicht als besonders kompakte Landmasse zeigt. Sie passt daher nicht gut auf ein Nerd-Shirt. ULF VON RAUCHHAUPT
Ross Mitchell: "The Next Supercontinent". Solving the Puzzle of a Future Pangea.
The University of Chicago Press, Chicago 2023. 304 S., Abb., geb., 29,50 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main