A blazingly original, profoundly moving new work of fiction by a writer whose world-and imagination-knows no boundaries. "I don't know what planet Judy Budnitz comes from," said Newsweek on the publication of her fiction debut, Flying Leap, "but I'm happy to have her. Tremendous . . . funny, dark, adventurous, slanted, and enchanted." These twelve astonishingly inventive stories-which take us into the heart of America and around the globe, from suburban backyards and swimming pools to war-torn streets and fallout shelters-are riveting, seductive, and impossible to forget. In "Flush," a mammogram prompts a dark comedy of blurred identities between a mother and her two adult daughters. In "Elephant and Boy," a surrogate mother-and-son bond, tinged with the erotic, is formed when a philanthropist attempts to "civilize" a young elephant handler. "Nadia" sounds the depths of a young woman's complex feelings toward a friend' s mail-order bride from Eastern Europe. "Preparedness"-an Orwellian tale in Technicolor-imagines rapture in the wake of imminent apocalypse. And in "Where We Come From," a pregnant woman's many failed attempts to cross the border do not lessen her resolve to give birth on U.S. soil to a "nice big American baby." Magical, poignant, often transcendent, these are virtuoso modern fables that mine our stores of hidden urges, misunderstandings, and blind passions, inviting us on a voyage through places and times at once deeply familiar and wondrously strange.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.01.2007Baby macht Bäuerchen
Judy Budnitz malt das Bild vom hässlichen Amerikaner
Judy Budnitz hat für ihren zweiten Kurzgeschichtenband bereits reichlich Kollegenlob bekommen, vorzugsweise aus jüngeren Mündern. Der Dreiunddreißigjährigen wird erstaunliches Talent für die Erschaffung phantastischer, irritierender Mikrowelten attestiert, die sich haarscharf neben unserer Realität drehen. In den stärksten der zwölf Geschichten fügen sich die befremdenden Details wie ein langsam wachsendes Kinderlegespiel aneinander, dessen Motiv erst erkennbar wird, wenn es zu spät ist. Gnädige Auflösungen sind selten Judy Budnitz' Sache.
Das "Wunder" beginnt mit Paukenschlag: Ein weißes Elternpaar bekommt ein Baby, das mit der schwarz glänzenden Haut eines "Außerirdischen" geboren wird. Die Versuchung des Lesers, diese irritierende Tatsache als Bild für ein tiefes Fremdeln seitens der Mutter wegzuerklären, beschneidet die Autorin, indem sie auch die Umwelt vielfältig auf das seltsame "Wechselbalg" reagieren lässt. Was uns am Ende schaudern macht, ist nicht die Physis des Kindes, sondern das Abdriften der Mutter, die mit dessen Veränderungen in Richtung "Normalität" nicht zurechtkommt.
Generationenbeziehungen gehören zu Budnitz' schriftstellerischer Kernkompetenz. Sicher findet sie die Balance zwischen schrillen und poetischen Tönen, individueller Story und Stilisierung; so in der beklemmenden Story "Besucher", in der die wartende Tochter am Telefon Zeugin wird, wie die Eltern sich in einer immer unheimlicher werdenden Gegend verfahren und schließlich verschwinden. Vertraute Verhältnisse kehren sich um: "Ich klopfte ihnen auf den Rücken wie Babies, die ein Bäuerchen machen sollen", beschreibt die Ich-Erzählerin im tragikomischen "Leine ziehen" ein Wiedersehen mit den Eltern. Eine Mammographie verändert subtil die Distanz zwischen Töchtern und Mutter. "Leah-Lise-Mitch" ruft der Vater, wenn er nicht weiß, wen er meint. Am Ende fühlt sich Lise fast wie das imaginäre dreiköpfige Frauenwesen, das den Tumor teilen könnte, als wäre er "ein Nachtisch mit drei Gabeln".
Die Scham über den "hässlichen Amerikaner", der überfüttert, überausgestattet und ignorant die Welt heimsucht, treibt Budnitz um wie viele ihrer Generation. Im Märchenton beginnt die Titelgeschichte von den sieben Söhnen und deren Schwester, die von einem Unbekannten geschwängert wird und das Baby jenseits der Grenze im gelobten Land als "Nice Big American Baby" auf die Welt bringen will. Während der Jahre vergeblicher Fluchtversuche wächst es in ihr, ein fleischgewordener absurder Albtraum vom besseren Leben: "Sie werden Dir eine Gratis-Geschirrspülmaschine geben, sofort wenn Du die Grenze überquerst. Bald bist Du dann auch ein fauler Amerikaner, mit fetten Kindern und dabei, Möbel zu kaufen." Ein solcher Amerikaner wird der Junge natürlich nie.
So elegant ihr die Entblößung des "ugly American" in dieser Parabel und in "Nadia", einer aus pseudounschuldiger Wir-Perspektive erzählten Story über eine osteuropäische Prospektbraut, gelingt, so wenig überzeugen andere Geschichten mit ähnlich modischen Themen. Eine schwerfällige Dystopie vom allgegenwärtigen Gesicht der Premierministerin und die erstaunlich ungeschliffen gutmenschelnde Satire auf einen täglich neu mobilmachenden Präsidenten bilden wie die langatmige Geschichte über eine philanthropische Indienreisende Tiefpunkte des Bandes.
Eine makaber-surreale Szenerie reicht allein selten aus, um eine Geschichte zu tragen, wie sich etwa in "Der glückliche Schnitt" zeigt, worin ein Chirurg in einem Kriegslazarett des neunzehnten Jahrhunderts seine Besessenheit für Amputationen auslebt. Manche Details oder Geschichten - etwa "Ausverkauf", worin eine Patchworkfamilie in einer endzeitlichen Welt Handelsvertreter wie Nutzvieh hält - scheinen Judy Budnitz' großer Begabung und Begeisterung für Bizarres zu entspringen. Man bewundert sie dafür, sucht am Ende aber ein wenig ratlos nach einem Mehrwert des Ganzen.
ANNETTE ZERPNER
Judy Budnitz: "Nice Big American Baby". Stories. Aus dem Englischen übersetzt von Kathrin Razum. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2006. 352 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Judy Budnitz malt das Bild vom hässlichen Amerikaner
Judy Budnitz hat für ihren zweiten Kurzgeschichtenband bereits reichlich Kollegenlob bekommen, vorzugsweise aus jüngeren Mündern. Der Dreiunddreißigjährigen wird erstaunliches Talent für die Erschaffung phantastischer, irritierender Mikrowelten attestiert, die sich haarscharf neben unserer Realität drehen. In den stärksten der zwölf Geschichten fügen sich die befremdenden Details wie ein langsam wachsendes Kinderlegespiel aneinander, dessen Motiv erst erkennbar wird, wenn es zu spät ist. Gnädige Auflösungen sind selten Judy Budnitz' Sache.
Das "Wunder" beginnt mit Paukenschlag: Ein weißes Elternpaar bekommt ein Baby, das mit der schwarz glänzenden Haut eines "Außerirdischen" geboren wird. Die Versuchung des Lesers, diese irritierende Tatsache als Bild für ein tiefes Fremdeln seitens der Mutter wegzuerklären, beschneidet die Autorin, indem sie auch die Umwelt vielfältig auf das seltsame "Wechselbalg" reagieren lässt. Was uns am Ende schaudern macht, ist nicht die Physis des Kindes, sondern das Abdriften der Mutter, die mit dessen Veränderungen in Richtung "Normalität" nicht zurechtkommt.
Generationenbeziehungen gehören zu Budnitz' schriftstellerischer Kernkompetenz. Sicher findet sie die Balance zwischen schrillen und poetischen Tönen, individueller Story und Stilisierung; so in der beklemmenden Story "Besucher", in der die wartende Tochter am Telefon Zeugin wird, wie die Eltern sich in einer immer unheimlicher werdenden Gegend verfahren und schließlich verschwinden. Vertraute Verhältnisse kehren sich um: "Ich klopfte ihnen auf den Rücken wie Babies, die ein Bäuerchen machen sollen", beschreibt die Ich-Erzählerin im tragikomischen "Leine ziehen" ein Wiedersehen mit den Eltern. Eine Mammographie verändert subtil die Distanz zwischen Töchtern und Mutter. "Leah-Lise-Mitch" ruft der Vater, wenn er nicht weiß, wen er meint. Am Ende fühlt sich Lise fast wie das imaginäre dreiköpfige Frauenwesen, das den Tumor teilen könnte, als wäre er "ein Nachtisch mit drei Gabeln".
Die Scham über den "hässlichen Amerikaner", der überfüttert, überausgestattet und ignorant die Welt heimsucht, treibt Budnitz um wie viele ihrer Generation. Im Märchenton beginnt die Titelgeschichte von den sieben Söhnen und deren Schwester, die von einem Unbekannten geschwängert wird und das Baby jenseits der Grenze im gelobten Land als "Nice Big American Baby" auf die Welt bringen will. Während der Jahre vergeblicher Fluchtversuche wächst es in ihr, ein fleischgewordener absurder Albtraum vom besseren Leben: "Sie werden Dir eine Gratis-Geschirrspülmaschine geben, sofort wenn Du die Grenze überquerst. Bald bist Du dann auch ein fauler Amerikaner, mit fetten Kindern und dabei, Möbel zu kaufen." Ein solcher Amerikaner wird der Junge natürlich nie.
So elegant ihr die Entblößung des "ugly American" in dieser Parabel und in "Nadia", einer aus pseudounschuldiger Wir-Perspektive erzählten Story über eine osteuropäische Prospektbraut, gelingt, so wenig überzeugen andere Geschichten mit ähnlich modischen Themen. Eine schwerfällige Dystopie vom allgegenwärtigen Gesicht der Premierministerin und die erstaunlich ungeschliffen gutmenschelnde Satire auf einen täglich neu mobilmachenden Präsidenten bilden wie die langatmige Geschichte über eine philanthropische Indienreisende Tiefpunkte des Bandes.
Eine makaber-surreale Szenerie reicht allein selten aus, um eine Geschichte zu tragen, wie sich etwa in "Der glückliche Schnitt" zeigt, worin ein Chirurg in einem Kriegslazarett des neunzehnten Jahrhunderts seine Besessenheit für Amputationen auslebt. Manche Details oder Geschichten - etwa "Ausverkauf", worin eine Patchworkfamilie in einer endzeitlichen Welt Handelsvertreter wie Nutzvieh hält - scheinen Judy Budnitz' großer Begabung und Begeisterung für Bizarres zu entspringen. Man bewundert sie dafür, sucht am Ende aber ein wenig ratlos nach einem Mehrwert des Ganzen.
ANNETTE ZERPNER
Judy Budnitz: "Nice Big American Baby". Stories. Aus dem Englischen übersetzt von Kathrin Razum. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2006. 352 S., geb., 19,95 [Euro].
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