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Frank Schäfflers Buch über unser Geld
Frank Schäffler war bis 2013 FDP-Bundestagsabgeordneter. Er war der konsequenteste und radikalste Kritiker der Europapolitik von Merkel und Schäuble, die den Euro um fast jeden Preis zu Lasten vor allem der deutschen Steuerzahler und Sparer retten wollen. Auch andere Kritiker der Rettungspolitik bezweifeln, ob die Euro-Rettung funktionieren wird, ob sie wirklich den Griechen und anderen notleidenden Völkern und Ländern oder eher den Banken und Käufern von mediterranen Staatsanleihen zugutekommt. Schäfflers Alleinstellungsmerkmal ist, dass er Gedanken des Nobelpreisträgers Friedrich August von Hayek aufgreift, dass er das staatliche Geldmonopol für eine Voraussetzung der überall im Westen grassierenden Schuldenwirtschaft hält, dass die Überwindung des staatlichen Geldmonopols für ihn wie für Hayek eine Überlebensfrage der freiheitlichen Marktwirtschaft ist. Weder ohnehin nicht eingehaltene Stabilitätspakte noch andere Formen der Regulierung können seines Erachtens den Wettbewerb auch bei der Bereitstellung von Geld ersetzen.
Sein Buch ist in neun Kapitel gegliedert. Auffällig ist, dass die ersten vier Kapitel zusammen nur ungefähr ein Drittel der Länge des fünften Kapitels ausmachen. In den ersten vier Kapiteln wird die Geldschöpfung aus dem Nichts erläutert und kritisiert, wird kurz auf die österreichische Konjunkturtheorie verwiesen, nach der eine lockere Geldpolitik für die Abfolge von Boom und Rezession verantwortlich ist, wird auch das zunehmende Gewicht der Finanzwirtschaft in den westlichen Volkswirtschaften beklagt. Im langen fünften Kapitel wird die deutsche Europapolitik und die Euro-Rettung aus der Perspektive des liberalen Parlamentariers kritisiert. Dabei werden immer wieder lange Texte, oft von Schäffler selbst in die Debatte eingebracht, zitiert. Jedenfalls ist dieses Kapitel eher zeitgeschichtlich als theoretisch orientiert. Im sechsten Kapitel werden die negativen Folgen der Politik des billigen Geldes aufgeführt: von der Teilenteignung der Sparer über heimliche Steuererhöhungen und Schuldenwirtschaft bis hin zum die Demokratie gefährdenden Zentralismus.
Im siebten Kapitel prognostiziert Schäffler Krisen in den aufstrebenden Volkswirtschaften, die allerdings von der Politik westlicher Zentralbanken ausgelöst werden, Probleme auf den Anleihe- und Immobilienmärkten. Etwas unbestimmt bleiben seine Prognosen zum Wiederaufflammen der Euro-Krise. Abschließend plädiert Schäffler für eine freiheitliche Erneuerung der Marktwirtschaft, für Wettbewerb auch beim Geld, für die Errichtung einer freiheitlichen Denkfabrik nach dem Vorbild des Cato-Instituts in Washington oder des Institute of Economic Affairs in England.
Wer ein Gefühl für die Schwierigkeiten bekommen will, die Versuche der Durchsetzung einer freiheitlichen Ordnungs-, Wirtschafts- und Geldpolitik in Deutschland begleiten und behindern, muss dieses Buch lesen. Obwohl Schäfflers Politik zweifellos von der österreichischen Theorie der Volkswirtschaft inspiriert wird, ist das Buch keine Zusammenfassung, Weiterentwicklung oder Kritik dieser Theorie. Erst recht fehlen Hinweise auf konkurrierende Theorien, sogar solche, die gegenwärtig in der von Hayek gegründeten Mont Pelerin Society diskutiert werden: Marktmonetaristen etwa halten die gegenwärtige Geldpolitik der westlichen Zentralbanken sogar für zu strikt! Man könnte zu Recht sagen, dass Schäffler Politiker und nicht Wissenschaftler ist. Man kann aus den andauernden Debatten zwischen Österreichern, Monetaristen, Marktmonetaristen und Keynesianern aber auch schließen, dass makroökonomische Erkenntnisdefizite per se ein Argument gegen zentral geplante Maßnahmen sind. Damit ist man dann Hayek und auch Schäffler ganz nah.
ERICH WEEDE
Frank Schäffler: Nicht mit unserem Geld. Die Krise unseres Geldsystems und die Folgen für uns alle. München 2014: FinanzBuch Verlag, 272 Seiten, 19,99 Euro.
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