Hält das geschriebene Wort?
Wien 1683: Der schwedische Rechtsgelehrte Doktor Samuel von Pufendorf will sich auf die Reise machen, um ein Volk zu finden, das in paradiesischer Armut lebt. Pufendorf beschäftigt sich in seinen Forschungen mit der menschlichen Güte und will sich nicht nur deswegen
auf Forschungsreise an die ungarische Grenze begeben, sondern auch seinen Bruder Esaias treffen, den…mehrHält das geschriebene Wort?
Wien 1683: Der schwedische Rechtsgelehrte Doktor Samuel von Pufendorf will sich auf die Reise machen, um ein Volk zu finden, das in paradiesischer Armut lebt. Pufendorf beschäftigt sich in seinen Forschungen mit der menschlichen Güte und will sich nicht nur deswegen auf Forschungsreise an die ungarische Grenze begeben, sondern auch seinen Bruder Esaias treffen, den er in Wien vermutet. Doch Samuel wird enttäuscht, denn als er bei dem vereinbarten Treffpunkt ankommt, ist Esaias längst verschwunden. Freiwillig oder wurde dieser gezwungen? Samuel trifft auf den Dudelsack spielenden Gustl, der nicht nur ein Schlitzohr ist sondern auch über den Verbleib Esaias einiges zu wissen scheint.
Derweilen stehen in Wien die Tataren vor der Tür während der Kaiser sich bereits mitsamt seinem Hofstaat aus dem Staub gemacht hat. Mitten in die ganzen Querelen rund um die Belagerung der Osmanen geraten Samuel und Gustl zwischen die Fronten. Mehrmals scheinen sie auf ihrem Weg sämtliche Schwierigkeiten anzuziehen und entrinnen dem Tod nur mit etwas Glück und Witz. Bei etlichen Hindernissen glaubt man nicht mehr, dass die beiden dem Galgen entkommen, doch Samuel glaubt nach wie vor fest an die menschliche Güte – wenn er auch mehrmals eines Besseren belehrt wird.
Der Autor Daniel Zipfel, der bereits durch „Eine Handvoll Rosinen“ und „Die Wahrheit der anderen“ ein Fixpunkt der österreichischen Literatur ist, konnte mich auch mit diesem Werk wieder begeistern. Er schafft es, die Argumente jeder Seite zu transportieren und so merkt man auch hier, dass es niemals „nur gut“ und niemals „nur schlecht“ gibt.
Die damaligen Ängste der Menschen drehten sich um Krankheiten, wie der Ruhr oder auch so manchen Aberglauben, wie den Nöck, der Menschen in die Gewässer ziehen möchte. Durch einiges an Symbolik leitet der Autor den aufmerksamen Leser. Und welche Bedeutung Papier in den unterschiedlichsten Situationen haben kann, muss Pufendorf lernen herauszufinden. Wird er letztendlich der menschlichen Güte fündig werden? Man darf gespannt sein.
Obwohl die Sprache des Romans (oder vielleicht ist es doch eher ein Krimi) der damaligen Zeit entsprechend ist, wird der Lesefluss nicht gestoppt. Die Seiten verfliegen ob der Spannung, die der Autor aufrecht hält und so ist man schneller am Ende angekommen als man es möchte.
Ein spannender Roman, der Vergangenheit und Gegenwart mit Bravour verbindet. Chapeau!