Voller Leidenschaft für die Literatur eröffnet die polnische Jüdin Francoise Frenkel nach dem Studium in Paris 1921 die erste französische Buchhandlung in Berlin. 1939 flieht sie vor dem Nationalsozialismus, über Paris quer durch Frankreich bis in den „freien“ Süden nach Nizza. Als es 1942 auch hier zu Razzien kommt, findet sie Schutz bei dem Ehepaar Marius. Zwei in ihrer Unerschütterlichkeit unvergessliche Menschen, mit deren Hilfe ihr 1943 die Flucht in die Schweiz gelingt. Jetzt erscheint dieses „in Tempo und Intensität wie ein Roman“ (Le Monde) geschriebene Zeugnis, das als historischer und literarischer Fund gefeiert wird, mit einem Vorwort von Patrick Modiano erstmals auf Deutsch.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
"Eine Flaschenpost aus lang vergangenen Zeiten" sind die Erinnerungen der geheimnisvollen jüdischen Buchhändlerin Francoise Frenkel, schreibt Rezensent Joseph Hanimann. Bewegend, fesselnd und trotzdem humorvoll erzählt Frenkel von ihrer gefährlichen Flucht vor den Nazis durch Frankreich in die Schweiz, erfahren wir. Bemerkenswert findet Hanimann dabei vor allem ihre Fähigkeit, Gefühle der Niedergeschlagenheit und Angst mit der Freude und Begeisterung für die französische Landschaft und die wunderschönen Städte, die sie liebt, zu verknüpfen. Auch ihr aufmerksamer Blick für kleine Gesten und Hilfeleistungen, ehrenvolle Rettungseinsätze, aber auch das Schweigen der Mehrheit beeindruckt den Rezensenten. Frenkels Erlebnisberichte wurden erstmals 1945 veröffentlicht, versanken dann jedoch, genau wie ihre Autorin, in Vergessenheit, bis das Buch im letzten Jahr schließlich doch wieder auftauchte und für Aufmerksamkeit sorgte - was für ein Glück, findet Hanimann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.09.2016Flucht durchs
Paradies
Die bewegenden Erinnerungen der
jüdischen Buchhändlerin Françoise Frenkel
VON JOSEPH HANIMANN
In einer Dezembernacht 1942 wird eine Frau, polnische Jüdin, in Frankreich ein paar Meter vor der Schweizer Grenze von einem Zöllner gefasst und den Gendarmen übergeben. Am anderen Morgen besteigt sie den Bus und wird zusammen mit anderen festgenommenen Flüchtlingen ins Gefängnis überführt. „Nach mehrstündiger Fahrt durch die im Winterkleid überwältigend schönen Berge“, schrieb sie danach, sei der Bus schließlich am Gefängnistor von Annecy angekommen.
Die Diskrepanz zwischen den zauberhaften Orten, die diese Frau auf der Flucht vor den Nazis durchlief, Paris, Avignon, Nizza, Grenoble, und der ständigen Not, in der sie sich befand, durchzieht ihr ganzes Buch. Insofern ist es ein einzigartiges Zeugnis jener Jahre. Hier spricht ein von Grund auf positiv eingestellter Mensch, der selbst in der Verzweiflung nicht anders kann, als die sich bietenden Momente der Freude zu erhaschen, und der im selben Satz Begeisterungsfähigkeit und Niedergeschlagenheit auszudrücken vermag. Und es handelt sich dabei nicht um Literatur, sondern um einen Erlebnisbericht.
Die 1889 in der Gegend von Łódź geborene Françoise Frenkel war eine Büchernärrin und seit ihren Studienjahren in Paris sehr frankophil. 1921 gründete sie in Berlin zusammen mit ihrem Mann die erste französische Buchhandlung in der Stadt, das „Maison du Livre“. Nach 1933 wurde die Situation immer schwieriger. Die Polizei erschien unter verschiedenen Vorwänden, beschlagnahmte Bücher, bestellte die Inhaberin zur Vernehmung ein. Im Sommer 1939 rang sie sich schweren Herzens zur Schließung des Ladens durch und ging nach Paris, das sie neun Monate später nach Ankunft der Deutschen ebenfalls verlassen musste.
Zwei Jahre lebte Françoise Frenkel in Nizza und zog von einem Versteck ins andere, um den Razzien der Polizei von Vichy-Frankreich zu entgehen. Nach der Besetzung auch der französischen Südzone durch die Deutschen sah sie als einzigen Ausweg den Fluchtversuch in die Schweiz, der nach abenteuerlichen Zwischenfällen schließlich gelang. Im September 1945 erschien bei einem Genfer Verlag Françoise Frenkels Erinnerungsbuch jener bewegten Jahre. Buch wie Autorin gerieten jedoch allmählich in Vergessenheit. Fast nichts ist bekannt über ihr späteres Leben bis zu ihrem Tod 1975 in Nizza. Beim Stöbern auf einem Trödelmarkt tauchte ihr Buch unlängst wieder auf und kam in die richtigen Hände. Im letzten Jahr erschien es neu bei Gallimard und weckt breites Interesse.
Zum Eindrücklichsten gehöre, dass es von einer uns Fremdgebliebenen stamme, schreibt Patrick Modiano in seinem Vorwort: Er möchte ihr Gesicht und die Wechselfälle ihres Lebens auch lieber nicht kennen, so bleibe ihr Buch „auf immer der Brief einer Unbekannten, postlagernd, seit einer Ewigkeit vergessen“, wie eine Stimme, die uns aus dem Halbdunkeleine Episode ihres Lebens erzählt und sich dann wieder in Geheimnisse auflöst.
Nicht wenige Aufzeichnungen über jüdische Schicksale jener Jahre im Versteck oder auf der Flucht sind in letzter Zeit erschienen. Auffallend ist an diesem Bericht jedoch die besondere Aufmerksamkeit für spontane Hilfeleistungen und kleine Gesten von Unbekannten inmitten von Verbrechen und Leiden. Den „Menschen guten Willens“ ist das Buch denn auch gewidmet. Das hätte erhaben, schwärmerisch oder rührselig ausfallen können. Durch Frenkels Art zu erzählen wirkt es aber fesselnd, bewegend und aufschlussreich.
Die Autorin hält sich nicht mit langen Beschreibungen ihrer Not auf, sondern liebt Sprünge und Stimmungswechsel, hat einen eigenen, diskreten Humor und eine sichere Menschenkenntnis. Nichts ist literarisch gespreizt, vielmehr werden die Ereignisse frei heraus erzählt, manchmal mit kurzen Einschüben allgemeiner Betrachtungen. Schon die in Berlin sich ausbreitende nationalsozialistische Stimmung mit dem immer ungehemmteren Singen und Grölen der Braunhemden nachts in den Hinterhöfen unter den Fenstern der Bürger wird lebendig spürbar, wie auch das verlegene, beschämte Wegblicken der Menschen, von denen schon kaum jemand mehr offen protestierte.
Ihrer Frankreichliebe mag es geschuldet sein, dass die Autorin dieses Land mit seinem trotz Entbehrung und Unterdrückung anhaltenden Frohsinn, Gleichmut und Spottgeist manchmal etwas verklärt. Doch entgeht ihr nichts von der Schäbigkeit der beflissenen Kollaborateure. Und sie erfährt auch, wie schnell das 1940 von einem Mitarbeiter des Premierministers Daladier unterzeichnete Empfehlungsschreiben, das ihr aufgrund ihrer geleisteten Dienste für Frankreich „alle Freiheiten und Vergünstigungen“ im Land zusichert, nach dem Regimewechsel nichts mehr wert ist. Entscheidend ist für sie aber immer wieder die spontane Hilfsbereitschaft vieler Leute, vorab von Monsieur und Madame Marius, Inhaber eines Friseursalons in Nizza, die der Verfolgten unter großem Risiko für sich selbst Unterschlupf gewähren und ihr sofort im Hinterzimmer eine Matratze auf den Boden legen. Das Hotel La Roseraie in Nizza, für die Autorin bis zur systematischen Deportation der Juden im Sommer 1942 eine wahre Arche Noah, wird mit seinem auf jeder Etage pulsierenden Leben geschildert und erinnert an Szenen aus Anna Seghers’ Roman „Transit“ oder an „Hotel Savoy“ von Joseph Roth.
Seltsam aktuell wirken Stellen des Buchs, an denen vom Flüchtlingsalltag die Rede ist. Eine von Frenkels letzten Gastgeberinnen, Madame Lucienne, vereint in ihrer Person alle Widersprüche einer schweigenden Mehrheit. Sie ist eine bedingungslose Bewunderin des Marschalls Pétain, Antisemitin, empfindet der verfolgten Polin gegenüber jedoch Mitleid und Sympathie und schickt die Bedrängte zuletzt dann doch wieder weg aus Sorge um ihr eigenes Schicksal. Damit kam für die Fliehende die Stunde der Schleuser zur Überquerung der Alpen – „ein Schleuser, der zählt was in unserer heutigen Zeit!“. Sie bekam es mit miesen Gestalten zu tun wie dem versoffenen Julot, der das Geld kassierte und bei der ersten Gefahr verschwand, aber auch mit Ehrenmännern, die wirkliche Risiken auf sich nahmen.
Nach zwei missglückten Versuchen, die sie in Haft brachten und mit weiteren ergreifenden Geschichten konfrontierten, überschritt Françoise Frenkel im Juni 1943 bei Genf den Stacheldrahtzaun und war in der Schweiz. Dort begann sie sofort mit der Niederschrift ihrer Erinnerung, die mit ihren Lebensdetails, Porträts und Zeitstimmungen uns in den Bann zieht. Sie liest sich wie eine Flaschenpost aus lang vergangenen Zeiten und zugleich fast wie von heute, minutiös übersetzt und mit ausführlich erklärendem Dossier versehen.
Die Autorin war vergessen,
bis ihr Buch auf einem Flohmarkt
zufällig wieder auftauchte
Ein Hotel in Nizza wurde
für die Verfolgte vorübergehend
zu einer wahren Arche Noah
Das Kaufhaus Grünfeld am Ku’damm um 1930, in der Nähe lag Frenkels „Maison du Livre“. Foto: General Photographic Agency/Getty
Françoise Frenkel: Nichts, um sein Haupt zu betten.
Mit einem Vorwort von Patrick Modiano. Aus dem Französischen von Elisabeth Edl. Carl Hanser Verlag, München 2016. 288 Seiten, 22 Euro. E-Book 16,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Paradies
Die bewegenden Erinnerungen der
jüdischen Buchhändlerin Françoise Frenkel
VON JOSEPH HANIMANN
In einer Dezembernacht 1942 wird eine Frau, polnische Jüdin, in Frankreich ein paar Meter vor der Schweizer Grenze von einem Zöllner gefasst und den Gendarmen übergeben. Am anderen Morgen besteigt sie den Bus und wird zusammen mit anderen festgenommenen Flüchtlingen ins Gefängnis überführt. „Nach mehrstündiger Fahrt durch die im Winterkleid überwältigend schönen Berge“, schrieb sie danach, sei der Bus schließlich am Gefängnistor von Annecy angekommen.
Die Diskrepanz zwischen den zauberhaften Orten, die diese Frau auf der Flucht vor den Nazis durchlief, Paris, Avignon, Nizza, Grenoble, und der ständigen Not, in der sie sich befand, durchzieht ihr ganzes Buch. Insofern ist es ein einzigartiges Zeugnis jener Jahre. Hier spricht ein von Grund auf positiv eingestellter Mensch, der selbst in der Verzweiflung nicht anders kann, als die sich bietenden Momente der Freude zu erhaschen, und der im selben Satz Begeisterungsfähigkeit und Niedergeschlagenheit auszudrücken vermag. Und es handelt sich dabei nicht um Literatur, sondern um einen Erlebnisbericht.
Die 1889 in der Gegend von Łódź geborene Françoise Frenkel war eine Büchernärrin und seit ihren Studienjahren in Paris sehr frankophil. 1921 gründete sie in Berlin zusammen mit ihrem Mann die erste französische Buchhandlung in der Stadt, das „Maison du Livre“. Nach 1933 wurde die Situation immer schwieriger. Die Polizei erschien unter verschiedenen Vorwänden, beschlagnahmte Bücher, bestellte die Inhaberin zur Vernehmung ein. Im Sommer 1939 rang sie sich schweren Herzens zur Schließung des Ladens durch und ging nach Paris, das sie neun Monate später nach Ankunft der Deutschen ebenfalls verlassen musste.
Zwei Jahre lebte Françoise Frenkel in Nizza und zog von einem Versteck ins andere, um den Razzien der Polizei von Vichy-Frankreich zu entgehen. Nach der Besetzung auch der französischen Südzone durch die Deutschen sah sie als einzigen Ausweg den Fluchtversuch in die Schweiz, der nach abenteuerlichen Zwischenfällen schließlich gelang. Im September 1945 erschien bei einem Genfer Verlag Françoise Frenkels Erinnerungsbuch jener bewegten Jahre. Buch wie Autorin gerieten jedoch allmählich in Vergessenheit. Fast nichts ist bekannt über ihr späteres Leben bis zu ihrem Tod 1975 in Nizza. Beim Stöbern auf einem Trödelmarkt tauchte ihr Buch unlängst wieder auf und kam in die richtigen Hände. Im letzten Jahr erschien es neu bei Gallimard und weckt breites Interesse.
Zum Eindrücklichsten gehöre, dass es von einer uns Fremdgebliebenen stamme, schreibt Patrick Modiano in seinem Vorwort: Er möchte ihr Gesicht und die Wechselfälle ihres Lebens auch lieber nicht kennen, so bleibe ihr Buch „auf immer der Brief einer Unbekannten, postlagernd, seit einer Ewigkeit vergessen“, wie eine Stimme, die uns aus dem Halbdunkeleine Episode ihres Lebens erzählt und sich dann wieder in Geheimnisse auflöst.
Nicht wenige Aufzeichnungen über jüdische Schicksale jener Jahre im Versteck oder auf der Flucht sind in letzter Zeit erschienen. Auffallend ist an diesem Bericht jedoch die besondere Aufmerksamkeit für spontane Hilfeleistungen und kleine Gesten von Unbekannten inmitten von Verbrechen und Leiden. Den „Menschen guten Willens“ ist das Buch denn auch gewidmet. Das hätte erhaben, schwärmerisch oder rührselig ausfallen können. Durch Frenkels Art zu erzählen wirkt es aber fesselnd, bewegend und aufschlussreich.
Die Autorin hält sich nicht mit langen Beschreibungen ihrer Not auf, sondern liebt Sprünge und Stimmungswechsel, hat einen eigenen, diskreten Humor und eine sichere Menschenkenntnis. Nichts ist literarisch gespreizt, vielmehr werden die Ereignisse frei heraus erzählt, manchmal mit kurzen Einschüben allgemeiner Betrachtungen. Schon die in Berlin sich ausbreitende nationalsozialistische Stimmung mit dem immer ungehemmteren Singen und Grölen der Braunhemden nachts in den Hinterhöfen unter den Fenstern der Bürger wird lebendig spürbar, wie auch das verlegene, beschämte Wegblicken der Menschen, von denen schon kaum jemand mehr offen protestierte.
Ihrer Frankreichliebe mag es geschuldet sein, dass die Autorin dieses Land mit seinem trotz Entbehrung und Unterdrückung anhaltenden Frohsinn, Gleichmut und Spottgeist manchmal etwas verklärt. Doch entgeht ihr nichts von der Schäbigkeit der beflissenen Kollaborateure. Und sie erfährt auch, wie schnell das 1940 von einem Mitarbeiter des Premierministers Daladier unterzeichnete Empfehlungsschreiben, das ihr aufgrund ihrer geleisteten Dienste für Frankreich „alle Freiheiten und Vergünstigungen“ im Land zusichert, nach dem Regimewechsel nichts mehr wert ist. Entscheidend ist für sie aber immer wieder die spontane Hilfsbereitschaft vieler Leute, vorab von Monsieur und Madame Marius, Inhaber eines Friseursalons in Nizza, die der Verfolgten unter großem Risiko für sich selbst Unterschlupf gewähren und ihr sofort im Hinterzimmer eine Matratze auf den Boden legen. Das Hotel La Roseraie in Nizza, für die Autorin bis zur systematischen Deportation der Juden im Sommer 1942 eine wahre Arche Noah, wird mit seinem auf jeder Etage pulsierenden Leben geschildert und erinnert an Szenen aus Anna Seghers’ Roman „Transit“ oder an „Hotel Savoy“ von Joseph Roth.
Seltsam aktuell wirken Stellen des Buchs, an denen vom Flüchtlingsalltag die Rede ist. Eine von Frenkels letzten Gastgeberinnen, Madame Lucienne, vereint in ihrer Person alle Widersprüche einer schweigenden Mehrheit. Sie ist eine bedingungslose Bewunderin des Marschalls Pétain, Antisemitin, empfindet der verfolgten Polin gegenüber jedoch Mitleid und Sympathie und schickt die Bedrängte zuletzt dann doch wieder weg aus Sorge um ihr eigenes Schicksal. Damit kam für die Fliehende die Stunde der Schleuser zur Überquerung der Alpen – „ein Schleuser, der zählt was in unserer heutigen Zeit!“. Sie bekam es mit miesen Gestalten zu tun wie dem versoffenen Julot, der das Geld kassierte und bei der ersten Gefahr verschwand, aber auch mit Ehrenmännern, die wirkliche Risiken auf sich nahmen.
Nach zwei missglückten Versuchen, die sie in Haft brachten und mit weiteren ergreifenden Geschichten konfrontierten, überschritt Françoise Frenkel im Juni 1943 bei Genf den Stacheldrahtzaun und war in der Schweiz. Dort begann sie sofort mit der Niederschrift ihrer Erinnerung, die mit ihren Lebensdetails, Porträts und Zeitstimmungen uns in den Bann zieht. Sie liest sich wie eine Flaschenpost aus lang vergangenen Zeiten und zugleich fast wie von heute, minutiös übersetzt und mit ausführlich erklärendem Dossier versehen.
Die Autorin war vergessen,
bis ihr Buch auf einem Flohmarkt
zufällig wieder auftauchte
Ein Hotel in Nizza wurde
für die Verfolgte vorübergehend
zu einer wahren Arche Noah
Das Kaufhaus Grünfeld am Ku’damm um 1930, in der Nähe lag Frenkels „Maison du Livre“. Foto: General Photographic Agency/Getty
Françoise Frenkel: Nichts, um sein Haupt zu betten.
Mit einem Vorwort von Patrick Modiano. Aus dem Französischen von Elisabeth Edl. Carl Hanser Verlag, München 2016. 288 Seiten, 22 Euro. E-Book 16,99 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.12.2016"Eine tolle Unterhaltung"
Zu Weihnachten ein Buch schenken, das geht immer. Und welches? Das haben wir Buchhändler in der Region gefragt. Sie empfehlen Romane und Sachbücher und sagen, was sie selbst gerade lesen und zu lesen planen.
Von Carl Dohmann
Geschichten vom Tambora.
In der "Wendeltreppe" in Frankfurt-Sachsenhausem fühlt man sich zu Hause: Zwei ältere Frauen sitzen an der Theke und beraten einen. Sie erzählen lustige Anekdoten aus dem Weihnachtsverkauf. Jutta Wilkesmann empfiehlt zwei Sachbücher: Einerseits "Tambora und das Jahr ohne Sommer" von Wolfgang Behringer (C. H. Beck, 24,95 Euro). Der Klimahistoriker erzählt vom Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im Jahr 1816, der damals die Weltpolitik in eine Krise stürzte.
Besonders begeistert berichtet Wilkesmann von ihrem Lieblingsroman: "Eine überflüssige Frau" von Rabih Alameddine (Louisoder, 24,90 Euro). Die Handlung spielt in Beirut, der Hauptstadt des Libanons, während des Bürgerkrieges. "Es ist sensationell, dass es ein Mann geschrieben hat", sagt Wilkesmann. Denn die Hauptfigur ist eine Frau, eine Buchhändlerin, die beginnt, Bücher aus Europa ins Arabische zu übersetzen. Das sei trotz des Bürgerkriegsthemas kein Drama, sondern erzähle vom ganz normalen Leben. Natürlich kramt Wilkesmann auch noch einen Krimi hervor, schließlich arbeitet sie in einem Buchladen für Kriminalromane: "Miss Terry" von Liza Cody (Argument-Verlag, 17 Euro). Der spiele in London, es gehe um eine Babyleiche und eine dunkelhäutige Grundschullehrerin und ein Klima erst versteckten, dann zunehmenden Rassismus.
Buchhandlung "Die Wendeltreppe", Brückenstraße 34 in Frankfurt.
Familienbande.
Ein "großartiges" Buch, das Jutta Leimbert, die Inhaberin der Buchhandlung Vaternahm in Wiesbaden, gerne liest, ist eigentlich sehr alt: Die jüdische Buchhändlerin Françoise Frenkel schrieb ihre Erlebnisse zu der Zeit auf, als sie von den Nationalsozialisten verfolgt wurde. Die Polin lebte in Berlin und Paris, floh zunächst nach Nizza und dann in die Schweiz. Sie überlebte den Nationalsozialismus und starb 1975 in Nizza. Ihr Buch "Nichts, um sein Haupt zu betten" erschien schon 1945, wurde aber erst vor kurzem neu entdeckt: Auf dem Flohmarkt wurde es gefunden, erzählt Leimbert. Dieses Jahr ist es bei Hanser neu erschienen, es kostet 22 Euro.
Welchen Roman sollte man jetzt lesen? Die Buchhändlerin meint: "Das Nest" von Cynthia D'Asprix Sweeney (Klett-Cotta, 19,95 Euro). Er handelt von erwachsenen Geschwistern in ihren vierziger Jahren, die sich im Zusammenhang mit einer Erbschaft zerstreiten. Warum das lesen? "Sehr scharfzüngig" sei das Buch, sagt Leimbert. Als bestes Sachbuch, das in jüngerer Vergangenheit erschienen sei, nennt sie "Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur" von Andrea Wulf (Bertelsmann, 24,99 Euro). Die Autorin stellt darin Humboldts Prägung des modernen Naturverständnisses in den Mittelpunkt und zeigt Bezüge zu unserem heutigen Wissen um die Verwundbarkeit der Erde auf.
Buchhandlung Vaternahm, An den Quellen 12 in Wiesbaden.
Jedermanns Neurosen.
Die Lage dieses traditionsreichen Buchladens war nicht immer schön. Doch der Markt in Offenbach habe sich in den vergangenen Jahren prächtig entwickelt, freut sich Andrea Tuscher. Sie legt Wert darauf, dass sie Inhaberin des Buchladens am Markt ist, den Begriff Buchhandlung mag sie nicht. Als Weihnachtsgeschenk empfiehlt sie den Gesellschaftsroman aus dem Großbürgertum "Wir & Ich" von Saskia de Coster (Tropen-Verlag, 22,95 Euro), einer in Belgien sehr bekannten Autorin. Es kämen Figuren darin vor, die einem jederzeit begegnen können, "mit allen Eigenwilligkeiten und Neurosen". Als bestes Sachbuch nennt Tuscher "Das Café der Existenzialisten" von Sarah Bakewell (C. H. Beck, 24,95 Euro). Es sei das erste Buch, das die philosophische Strömung des Existentialismus insgesamt beleuchte, erklärt sie. Ihr selbst, sagt sie dann, werde seit zwei Jahren "Das achte Leben" von Nino Haratischwili empfohlen, ein Buch, das sie zwar seit langem lesen wolle, das aber mehr als 1000 Seiten lang ist: Da denke sie eher ökonomisch und lese stattdessen drei Bücher mit jeweils 300 Seiten.
Buchladen am Markt, Wilhelmsplatz 12 in Offenbach.
Weltgeschichte.
Als besten Roman nennt Frank Rüb etwas "Originelles": Der Mainzer Buchhändler aus der Buchhandlung am Dom empfiehlt "Drach" von Szczepan Twardoch (Rowohlt, 22,95 Euro). Es ist ein historischer Roman, der die Entwicklung einer schlesischen Familie im Verlauf des 20. Jahrhunderts erzählt. Sachbücher gebe es "etliche, die sehr gut laufen". Rüb empfiehlt "Die Unterwerfung der Welt" des Frühe-Neuzeit-Historikers Wolfgang Reinhard (C. H. Beck, 58 Euro). Es behandelt die Geschichte des europäischen Imperialismus und Kolonialismus vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart - dem Untertitel zufolge von 1415 bis 2015. Es ist sehr ausführlich, hat es doch mehr als 1600 Seiten. Ein wenig erinnere es an Jürgen Osterhammels "Die Verwandlung der Welt" über das 19. Jahrhundert aus dem Jahr 2010, sagt Rüb. Was ist auf seiner Leseliste? Die Biographie über Siegfried Kracauer von Jörg Später, die bei Suhrkamp für 39,95 Euro erschienen ist, sagt Rüb. Der 1889 in Frankfurt geborene Kracauer war ein philosophischer und soziologischer Autor und unter anderem auch Journalist bei der "Frankfurter Zeitung". Es sei erfreulich, sagt der Buchhändler dann noch, dass er hinter vielen Büchern, die dieses Jahr gut verkauft würden, auch stehen könne.
Dom-Buchhandlung, Markt 24 in Mainz.
Häuser-Storys.
Ursula Maria Ott empfiehlt für unter den Weihnachtsbaum den Roman "Cox - oder der Lauf der Zeit" von Christoph Ransmayr, der für 22 Euro im Fischer-Verlag erschienen ist: Ein englischer Uhrmacher erhält darin vom chinesischen Kaiser den Auftrag, eine Uhr zur Messung der Ewigkeit zu bauen. Das Buch sei sehr phantasievoll und episch geschrieben. Als Sachbuch empfiehlt Ott den "Atlas der seltsamen Häuser und ihrer Bewohner" des F.A.Z.-Redakteurs Niklas Maak (Hanser, 20 Euro). Maak schreibt unter anderem über ein Haus auf Sardinien, das ein Filmemacher auf einer Steilküste gebaut hat, laut Ott eine "tolle Unterhaltung".
Sie selbst wolle das Sachbuch "Rückkehr nach Reims" von Didier Eribon lesen (Suhrkamp, 18 Euro). Eribon ist ein französischer Philosoph und Soziologe, der über die Elitengesellschaft in Frankreich schreibt, aber auch darüber, wie er seine eigene Herkunft aus der Arbeiterklasse verleugnet. Der Roman "Wiesengrund" von Gisela von Wysocki (Suhrkamp, 22 Euro) gehört ebenfalls zu den Titeln, die Ott persönlich bevorzugt. Er handelt von einer Philosophie-Studentin, die nach Frankfurt reist, um den Philosophen Wiesengrund zu erleben, er steht sinnbildlich für Theodor Adorno, bei dem Wysocki studiert hat.
Georg-Büchner-Buchladen, Lauteschlägerstraße 18 in Darmstadt.
Die Welt von Andreas Maier.
Fragt man Friederike Herrmann nach Tipps für Buchgeschenke, bietet sie eine große Auswahl an. Mehrere Romane haben auch einen Bezug zu Friedberg. Die Buchhändlerin empfiehlt den Roman von Andreas Maier "Der Kreis" (Suhrkamp, 20 Euro). Meier beschreibt, wie er zwischen vier und 13 Jahren die Welt auf seine Weise entdeckt, in Friedberg. Herrmann nennt auch "Archiv der toten Seelen" von Ales Steger: Es spielt im slowenischen Maribor, im Jahr 2012 Kulturhauptstadt Europas, und thematisiert absurde Erfahrungen mit Künstlern - so absurd, dass eben ein Roman daraus geworden ist. Er ist bei Schöffling erschienen (22,95 Euro). Die Bücher "Raumpatrouille" von Matthias Brandt (Kiepenheuer & Witsch) und "Frohburg" von Guntram Vesper (Schöffling) hätten schon genug Presse bekommen, Herrmann könne aber beide empfehlen.
Das empfehlenswerteste Sachbuch? Nach längerer Überlegung entscheidet sich Herrmann für Alwin Meyers "Vergiss deinen Namen nicht - Die Kinder von Auschwitz" (Steidl, 38,80 Euro), auch lesenswert sei "Geniale Störung" von Steve Silberman (Dumont, 28 Euro), in dem es um Autismus geht.
Buchhandlung Bindernagel, Kaiserstraße 72 in Friedberg
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zu Weihnachten ein Buch schenken, das geht immer. Und welches? Das haben wir Buchhändler in der Region gefragt. Sie empfehlen Romane und Sachbücher und sagen, was sie selbst gerade lesen und zu lesen planen.
Von Carl Dohmann
Geschichten vom Tambora.
In der "Wendeltreppe" in Frankfurt-Sachsenhausem fühlt man sich zu Hause: Zwei ältere Frauen sitzen an der Theke und beraten einen. Sie erzählen lustige Anekdoten aus dem Weihnachtsverkauf. Jutta Wilkesmann empfiehlt zwei Sachbücher: Einerseits "Tambora und das Jahr ohne Sommer" von Wolfgang Behringer (C. H. Beck, 24,95 Euro). Der Klimahistoriker erzählt vom Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im Jahr 1816, der damals die Weltpolitik in eine Krise stürzte.
Besonders begeistert berichtet Wilkesmann von ihrem Lieblingsroman: "Eine überflüssige Frau" von Rabih Alameddine (Louisoder, 24,90 Euro). Die Handlung spielt in Beirut, der Hauptstadt des Libanons, während des Bürgerkrieges. "Es ist sensationell, dass es ein Mann geschrieben hat", sagt Wilkesmann. Denn die Hauptfigur ist eine Frau, eine Buchhändlerin, die beginnt, Bücher aus Europa ins Arabische zu übersetzen. Das sei trotz des Bürgerkriegsthemas kein Drama, sondern erzähle vom ganz normalen Leben. Natürlich kramt Wilkesmann auch noch einen Krimi hervor, schließlich arbeitet sie in einem Buchladen für Kriminalromane: "Miss Terry" von Liza Cody (Argument-Verlag, 17 Euro). Der spiele in London, es gehe um eine Babyleiche und eine dunkelhäutige Grundschullehrerin und ein Klima erst versteckten, dann zunehmenden Rassismus.
Buchhandlung "Die Wendeltreppe", Brückenstraße 34 in Frankfurt.
Familienbande.
Ein "großartiges" Buch, das Jutta Leimbert, die Inhaberin der Buchhandlung Vaternahm in Wiesbaden, gerne liest, ist eigentlich sehr alt: Die jüdische Buchhändlerin Françoise Frenkel schrieb ihre Erlebnisse zu der Zeit auf, als sie von den Nationalsozialisten verfolgt wurde. Die Polin lebte in Berlin und Paris, floh zunächst nach Nizza und dann in die Schweiz. Sie überlebte den Nationalsozialismus und starb 1975 in Nizza. Ihr Buch "Nichts, um sein Haupt zu betten" erschien schon 1945, wurde aber erst vor kurzem neu entdeckt: Auf dem Flohmarkt wurde es gefunden, erzählt Leimbert. Dieses Jahr ist es bei Hanser neu erschienen, es kostet 22 Euro.
Welchen Roman sollte man jetzt lesen? Die Buchhändlerin meint: "Das Nest" von Cynthia D'Asprix Sweeney (Klett-Cotta, 19,95 Euro). Er handelt von erwachsenen Geschwistern in ihren vierziger Jahren, die sich im Zusammenhang mit einer Erbschaft zerstreiten. Warum das lesen? "Sehr scharfzüngig" sei das Buch, sagt Leimbert. Als bestes Sachbuch, das in jüngerer Vergangenheit erschienen sei, nennt sie "Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur" von Andrea Wulf (Bertelsmann, 24,99 Euro). Die Autorin stellt darin Humboldts Prägung des modernen Naturverständnisses in den Mittelpunkt und zeigt Bezüge zu unserem heutigen Wissen um die Verwundbarkeit der Erde auf.
Buchhandlung Vaternahm, An den Quellen 12 in Wiesbaden.
Jedermanns Neurosen.
Die Lage dieses traditionsreichen Buchladens war nicht immer schön. Doch der Markt in Offenbach habe sich in den vergangenen Jahren prächtig entwickelt, freut sich Andrea Tuscher. Sie legt Wert darauf, dass sie Inhaberin des Buchladens am Markt ist, den Begriff Buchhandlung mag sie nicht. Als Weihnachtsgeschenk empfiehlt sie den Gesellschaftsroman aus dem Großbürgertum "Wir & Ich" von Saskia de Coster (Tropen-Verlag, 22,95 Euro), einer in Belgien sehr bekannten Autorin. Es kämen Figuren darin vor, die einem jederzeit begegnen können, "mit allen Eigenwilligkeiten und Neurosen". Als bestes Sachbuch nennt Tuscher "Das Café der Existenzialisten" von Sarah Bakewell (C. H. Beck, 24,95 Euro). Es sei das erste Buch, das die philosophische Strömung des Existentialismus insgesamt beleuchte, erklärt sie. Ihr selbst, sagt sie dann, werde seit zwei Jahren "Das achte Leben" von Nino Haratischwili empfohlen, ein Buch, das sie zwar seit langem lesen wolle, das aber mehr als 1000 Seiten lang ist: Da denke sie eher ökonomisch und lese stattdessen drei Bücher mit jeweils 300 Seiten.
Buchladen am Markt, Wilhelmsplatz 12 in Offenbach.
Weltgeschichte.
Als besten Roman nennt Frank Rüb etwas "Originelles": Der Mainzer Buchhändler aus der Buchhandlung am Dom empfiehlt "Drach" von Szczepan Twardoch (Rowohlt, 22,95 Euro). Es ist ein historischer Roman, der die Entwicklung einer schlesischen Familie im Verlauf des 20. Jahrhunderts erzählt. Sachbücher gebe es "etliche, die sehr gut laufen". Rüb empfiehlt "Die Unterwerfung der Welt" des Frühe-Neuzeit-Historikers Wolfgang Reinhard (C. H. Beck, 58 Euro). Es behandelt die Geschichte des europäischen Imperialismus und Kolonialismus vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart - dem Untertitel zufolge von 1415 bis 2015. Es ist sehr ausführlich, hat es doch mehr als 1600 Seiten. Ein wenig erinnere es an Jürgen Osterhammels "Die Verwandlung der Welt" über das 19. Jahrhundert aus dem Jahr 2010, sagt Rüb. Was ist auf seiner Leseliste? Die Biographie über Siegfried Kracauer von Jörg Später, die bei Suhrkamp für 39,95 Euro erschienen ist, sagt Rüb. Der 1889 in Frankfurt geborene Kracauer war ein philosophischer und soziologischer Autor und unter anderem auch Journalist bei der "Frankfurter Zeitung". Es sei erfreulich, sagt der Buchhändler dann noch, dass er hinter vielen Büchern, die dieses Jahr gut verkauft würden, auch stehen könne.
Dom-Buchhandlung, Markt 24 in Mainz.
Häuser-Storys.
Ursula Maria Ott empfiehlt für unter den Weihnachtsbaum den Roman "Cox - oder der Lauf der Zeit" von Christoph Ransmayr, der für 22 Euro im Fischer-Verlag erschienen ist: Ein englischer Uhrmacher erhält darin vom chinesischen Kaiser den Auftrag, eine Uhr zur Messung der Ewigkeit zu bauen. Das Buch sei sehr phantasievoll und episch geschrieben. Als Sachbuch empfiehlt Ott den "Atlas der seltsamen Häuser und ihrer Bewohner" des F.A.Z.-Redakteurs Niklas Maak (Hanser, 20 Euro). Maak schreibt unter anderem über ein Haus auf Sardinien, das ein Filmemacher auf einer Steilküste gebaut hat, laut Ott eine "tolle Unterhaltung".
Sie selbst wolle das Sachbuch "Rückkehr nach Reims" von Didier Eribon lesen (Suhrkamp, 18 Euro). Eribon ist ein französischer Philosoph und Soziologe, der über die Elitengesellschaft in Frankreich schreibt, aber auch darüber, wie er seine eigene Herkunft aus der Arbeiterklasse verleugnet. Der Roman "Wiesengrund" von Gisela von Wysocki (Suhrkamp, 22 Euro) gehört ebenfalls zu den Titeln, die Ott persönlich bevorzugt. Er handelt von einer Philosophie-Studentin, die nach Frankfurt reist, um den Philosophen Wiesengrund zu erleben, er steht sinnbildlich für Theodor Adorno, bei dem Wysocki studiert hat.
Georg-Büchner-Buchladen, Lauteschlägerstraße 18 in Darmstadt.
Die Welt von Andreas Maier.
Fragt man Friederike Herrmann nach Tipps für Buchgeschenke, bietet sie eine große Auswahl an. Mehrere Romane haben auch einen Bezug zu Friedberg. Die Buchhändlerin empfiehlt den Roman von Andreas Maier "Der Kreis" (Suhrkamp, 20 Euro). Meier beschreibt, wie er zwischen vier und 13 Jahren die Welt auf seine Weise entdeckt, in Friedberg. Herrmann nennt auch "Archiv der toten Seelen" von Ales Steger: Es spielt im slowenischen Maribor, im Jahr 2012 Kulturhauptstadt Europas, und thematisiert absurde Erfahrungen mit Künstlern - so absurd, dass eben ein Roman daraus geworden ist. Er ist bei Schöffling erschienen (22,95 Euro). Die Bücher "Raumpatrouille" von Matthias Brandt (Kiepenheuer & Witsch) und "Frohburg" von Guntram Vesper (Schöffling) hätten schon genug Presse bekommen, Herrmann könne aber beide empfehlen.
Das empfehlenswerteste Sachbuch? Nach längerer Überlegung entscheidet sich Herrmann für Alwin Meyers "Vergiss deinen Namen nicht - Die Kinder von Auschwitz" (Steidl, 38,80 Euro), auch lesenswert sei "Geniale Störung" von Steve Silberman (Dumont, 28 Euro), in dem es um Autismus geht.
Buchhandlung Bindernagel, Kaiserstraße 72 in Friedberg
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Das Buch ist in einer so klaren, unverstellten Sprache der Humanität geschrieben, dass man sich beweg hineinliest in das Leben dieser Frau." Gabriele von Arnim, Die Zeit, 12.01.17
"Es überwiegen diskret einfühlsame Alltagsbeobachtungen, die weit beredter Zeugnis ablegen. Die Schilderung von Not und Angst, der abenteuerlichen Fluchtversuche in die Schweiz sind packend. Zudem malt Frenkel ein Sittengemälde vom Vichy-Frankreich, dessen Ambivalenz fasziniert." Niklas Bender, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.11.16
"Es scheint fast, als könne man aus Frenkels Buch den schwerelosen Stil von Modiano herauslesen - als sei Françoise Frenkel, diese Person, von der es kein Bild gibt, keine genauen Daten und kaum Übriggebliebenes, am Ende eine Erfindung eines Literaturnobelpreisträgers. Alle Gesprächspartner haben den phantomhaften Charakter des Buchs betont, das Mysteriöse seiner Publikationsgeschichte ..." Fabian Federl, Der Tagesspiegel, 23.07.16
"Eine intime Kostbarkeit ist dieser vermutlich schnell niedergeschriebene Text. Er leistet das, was Frenkel, von der wir kein Foto kennen, in ihrer Vorbemerkung fixiert hat: 'Es ist die Pflicht der Überlebenden, Zeugnis abzulegen, damit die Toten nicht vergessen, noch Hilfsbereitschaft und Aufopferung Unbekannter missachtet werden.'" Martin Oehlen, Kölner Stadt-Anzeiger, 28.07.16
"'Nichts, um sein Haupt zu betten' ist Autobiografie, ist Mahnung, ist eine Verneigung vor jenen, die in finsteren Tagen Mensch geblieben sind. Eine Liebeserklärung an die Literatur ist es auch - und selbst Literatur, die sich nicht darum bemüht hat, eine solche zu sein, aber stets richtige Worte fand." Peter Pisa, Kurier, 13.08.16
"Anschaulich, literarisch anspruchsvoll, dabei direkt und mit vielen Dialogen, schildert Frenkel das geistige Klima der Jahre 1920 - 1943." Carsten Hueck, Deutschlandradio Kultur Buchkritik, 28.07.16
"Die Autorin erzählt darin die spannende, ja streckenweise unglaubliche Geschichte ihres Überlebens in der NS-Zeit." Martin Doerry, Literatur Spiegel, August 2016
"Dieses Buch ist ein Kleinod, über dessen Wiederentdeckung man sich nur freuen kann." Katja Weise, NDR Kultur Neue Bücher, 01.08.16
"Noch eine Überlebensgeschichte aus dem katastrophischen 20. Jahrhundert also? Wer da müde abwinken will, dem sei geantwortet: Ja, aber der besonderen Art. ... Dieses Buch hat das Zeug, uns den Glauben an das Gute im Menschen zurückzugeben." Tilman Krause, Die Welt, 03.09.16
"Es überwiegen diskret einfühlsame Alltagsbeobachtungen, die weit beredter Zeugnis ablegen. Die Schilderung von Not und Angst, der abenteuerlichen Fluchtversuche in die Schweiz sind packend. Zudem malt Frenkel ein Sittengemälde vom Vichy-Frankreich, dessen Ambivalenz fasziniert." Niklas Bender, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.11.16
"Es scheint fast, als könne man aus Frenkels Buch den schwerelosen Stil von Modiano herauslesen - als sei Françoise Frenkel, diese Person, von der es kein Bild gibt, keine genauen Daten und kaum Übriggebliebenes, am Ende eine Erfindung eines Literaturnobelpreisträgers. Alle Gesprächspartner haben den phantomhaften Charakter des Buchs betont, das Mysteriöse seiner Publikationsgeschichte ..." Fabian Federl, Der Tagesspiegel, 23.07.16
"Eine intime Kostbarkeit ist dieser vermutlich schnell niedergeschriebene Text. Er leistet das, was Frenkel, von der wir kein Foto kennen, in ihrer Vorbemerkung fixiert hat: 'Es ist die Pflicht der Überlebenden, Zeugnis abzulegen, damit die Toten nicht vergessen, noch Hilfsbereitschaft und Aufopferung Unbekannter missachtet werden.'" Martin Oehlen, Kölner Stadt-Anzeiger, 28.07.16
"'Nichts, um sein Haupt zu betten' ist Autobiografie, ist Mahnung, ist eine Verneigung vor jenen, die in finsteren Tagen Mensch geblieben sind. Eine Liebeserklärung an die Literatur ist es auch - und selbst Literatur, die sich nicht darum bemüht hat, eine solche zu sein, aber stets richtige Worte fand." Peter Pisa, Kurier, 13.08.16
"Anschaulich, literarisch anspruchsvoll, dabei direkt und mit vielen Dialogen, schildert Frenkel das geistige Klima der Jahre 1920 - 1943." Carsten Hueck, Deutschlandradio Kultur Buchkritik, 28.07.16
"Die Autorin erzählt darin die spannende, ja streckenweise unglaubliche Geschichte ihres Überlebens in der NS-Zeit." Martin Doerry, Literatur Spiegel, August 2016
"Dieses Buch ist ein Kleinod, über dessen Wiederentdeckung man sich nur freuen kann." Katja Weise, NDR Kultur Neue Bücher, 01.08.16
"Noch eine Überlebensgeschichte aus dem katastrophischen 20. Jahrhundert also? Wer da müde abwinken will, dem sei geantwortet: Ja, aber der besonderen Art. ... Dieses Buch hat das Zeug, uns den Glauben an das Gute im Menschen zurückzugeben." Tilman Krause, Die Welt, 03.09.16