In der Schweiz wird alle zwei Wochen eine Frau von ihrem Ehemann, Lebensgefährten oder Ex-Partner getötet. Jede Woche überlebt eine Frau einen versuchten Femizid. Warum werden Männer zu Tätern von häuslicher oder sexualisierter Gewalt an Frauen? Warum töten sie? Miriam Suter und Natalia Widla gehen dieser Frage nach im Hinblick darauf, was die Schweiz tut, um solche Verbrechen zu verhindern, und was noch getan werden muss. In Gesprächen mit verschiedenen Fachpersonen aus Justiz, Politik oder Psychologie und durch die Auseinandersetzung mit aktuellen Fällen von verurteilten Gewalttätern versuchen sie zu ergründen, welche Männer sich hinter dem Begriff «Täter» verbergen, welche psychologischen und gesellschaftlichen Mechanismen Gewalt befördern und welche präventiven oder kurativen Massnahmen bestehen. Zu den Gesprächspartner:innen gehören Markus Theunert vom Schweizer Männer- und Vaterverband, die forensische Diagnostikerin Nahlah Saimeh, die Soziologin und Aktivistin Melanie Brazzell, die Strafrechtsprofessorin Nora Markwalder, Bundesrat Beat Jans und viele weitere.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Milena Bartholain kann sich vor diesem wichtigen Buch des schreibenden Paares Miriam Suter und Natalia Widla nur verneigen. Nachdem sich Suter und Widla in einem ersten Buch den Opfern sexualisierter Gewalt gewidmet haben, nehmen sie hier die Täter in den Blick. Und sie tun dies systematisch, klar und immer aus der Herausforderung einer komplizierten Gegenwart heraus, lobt Bartholain. Denn das Buch ist mehr als nur eine Sammlung juristischer Tatbestände und wissenschaftlicher Befunde der Untersuchung der Täter, sondern es benennt und verhandelt ein wichtiges Problem: Wie zeigt man, dass es sich bei sexualisierten Gewalttaten von Männern im Kern um ein kulturelles und nun durch die sozialen Medien, die ein altes männliches Ethos wieder auferstehen lassen, auch mediales Problem handelt, ohne die Täter aus ihrer individuellen Verantwortung zu entlassen? Denn es ist erstaunlich, wie sehr diese immer wieder dazu neigen, ihre Taten zu bagatellisieren und zu verharmlosen. So solidarisiert sich die Rezensentin schließlich mit den Autorinnen, dass noch viel Arbeit zu leisten ist, an der sich aber gerade auch Männer beteiligen müssen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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