Essay aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, Note: 1,7, Otto-Friedrich-Universität Bamberg (Lehrstuhl für Philosophie II), Veranstaltung: Nietzsche und das Selbst, Sprache: Deutsch, Abstract: Die philosophische Diskussion über das Selbst steht in einer langen geistesgeschichtlichen Tradition und hat wohl auch heutzutage kaum etwas von ihrer Brisanz verloren. Gegenteilig könnte man gar behaupten, dass durch die New Age Bewegung des späten 20. Jahrhunderts und die damit verbundene holistische Weltanschauung gerade dieses Thema zum Ausgangspunkt für allerlei mögliche Überlegungen, von Spiritualität bis hin zu Medizin, geworden ist. Doch was verstehen wir allgemein unter dem „Selbst“? Es scheint fast so zu sein, dass bereits der Begriff „Selbst“ kognitiv nicht greifbar ist, da sich eine eigenartige Leere im Kopf einstellt, so bald man versucht, diesen Begriff mental zu repräsentieren. Oder haben wir die Vorstellung vom Selbst verloren? Mystiker und Esoteriker würden etwa behaupten, dass das Selbst nur in Isolation, Stille, Schweigen oder Mediation erfahrbar ist. Andernfalls wäre es aufgewirbelt durch die Zerstreuungen der Moderne und brauche eine gewisse Zeit und Ruhe, um wieder auf den Boden des Bewusstseins zu sinken. Doch warum sollte man noch weitergehen und nach einer Auflösung des Selbst trachten, wenn es doch schon so schwierig zu sein scheint, sich das Selbst überhaupt bewusst zu machen? Der vorliegende Essay hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit Hilfe von Nietzsches Schriften und seiner Denkart eine Antwort auf die oben berührten Fragen zu geben. Eine definitionsbetonte, psychologisierende Auffassung des Selbst wird dabei nicht in Betracht gezogen, da diese zum einen nicht weitreichend genug an Nietzsches Gedanken herankommen würde und andererseits die möglichen philosophischen Explikationen von vornherein beschneiden würde. Es gilt daher, zunächst eine allgemeine Antwort auf die Frage nach dem Sein des Selbst zu geben und anschließend zu erörtern, wie dieses erkennbar, bzw. erfahrbar gemacht werden kann. Erst hiernach wird es möglich sein, aus den textimpliziten ethischen Anschauungen Nietzsches herauszustellen, warum sich nach diesen das Selbst mit einer gewissen Notwendigkeit auflöst oder gar der Imperativ besteht, dass sich dieses auflösen sollte. Abschließend wird diskutiert werden, unter welchen Kriterien diese Dissoziation des Selbst tatsächlich möglich sein kann und welche weiteren Konsequenzen sich daraus ergeben.