A celebrated figure in myth, song, and story, the nightingale has captivated the imagination for millennia, its complex song evoking a prism of human emotions,-from melancholy to joy, from the fear of death to the immortality of art.But have you ever listened closely to a nightingale s song? It s a strange and unsettling sort of composition an eclectic assortment of chirps, whirs, trills, clicks, whistles, twitters, and gurgles. At times it is mellifluous, at others downright guttural. It is a rhythmic assault, always eluding capture. What happens if you decide to join in?As philosopher and musician David Rothenberg shows in this searching and personal new book, the nightingale s song is so peculiar in part because it reflects our own cacophony back at us. As vocal learners, nightingales acquire their music through the world around them, singing amidst the sounds of humanity in all its contradictions of noise and beauty, hard machinery and soft melody. Rather than try to capture a sound not made for us to understand, Rothenberg seeks these musical creatures out, clarinet in tow, and makes a new sound with them. He takes us to the urban landscape of Berlin longtime home to nightingale colonies where the birds sing ever louder in order to be heard and invites us to listen in on their remarkable collaboration as birds and instruments riff off of each other s sounds. Through dialogue, travel records, sonograms, tours of Berlin s city parks, and musings on the place animal music occupies in our collective imagination, Rothenberg takes us on a quest for a new sonic alchemy, a music impossible for any one species to make alone. In the tradition of The Hidden Life of Trees and The Invention of Nature, Rothenberg has written a provocative and accessible book to attune us ever closer to the natural environment around us.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.08.2019Er hat noch einen Vogel in Berlin
Nachts im Treptower Park wird zwischenartlich musiziert: David Rothenberg taucht in die Klangwelt der Nachtigallen ein.
Wann haben Sie zuletzt an einem Ort in Europa länger als fünfzehn Minuten keine menschengemachten Geräusche gehört? Genau. Diese Erfahrung ist eine der treibenden Kräfte, die Leute wie Gordon Hempton dazu bringen, Aufnahmen von Naturklängen zu erstellen, um verschwindende Habitate zu dokumentieren. Diese Feldaufnahmen dienen aber auch dazu, die Hörerin staunen zu machen, zum Zuhören anzuregen; und so werden die Klänge gleichzeitig einer künstlerischen Bearbeitung zugänglich gemacht.
An dieser Stelle setzt David Rothenbergs Buch über Nachtigallen in Berlin an: Er reist nach Berlin, hört die Gesänge der Nachtigallen, spielt mit - oder neben - ihnen Musik und denkt über die Erfahrungen nach, die er dabei macht. Auf seiner Klarinette improvisiert er zur Musik der Vögel, sucht nach Tönen, welche die Klänge der Vögel zurückwerfen, spiegelt sie und spielt mit ihnen. Er hat in Gegenwart von Walen, Affen und Drosseln gespielt, mit, vor oder neben ihnen musiziert. Doch mit den Gesängen der Nachtigallen geht Rothenberg einen Schritt weiter, ist doch der nächtliche Gesang von luscinia megarhynchos stärker romantisch verklärt als der aller anderen Vögel.
Sein Buch ist eine Art Collage; ein Werk voller Selbstreflexion, wissenschaftlicher Erkenntnisse und Esoterik, aber auch ein Zeugnis überbordender Freude an der Musik, an der Improvisation und am Spielen. Rothenberg ist von Haus aus kein Biologe, sondern Musiker und Philosoph, was auch seinen entspannten Umgang mit den vielen präsentierten Forschungsergebnissen erklärt. Sein Buch mäandert in viele Richtungen - vor allem erfahren die Leser einiges über die verschiedenen Milieus, in denen der Autor sich bewegt: Da ist die international besetzte Berliner Szene von experimentellen elektronischen Musikerinnen und Musikern, die dann mit Rothenberg und den Nachtigallen nachts im Treptower Park Musik machen. Auch die Naturklangsucher - die "field recordists" wie Gordon Hempton und Bernie Krause - werden vorgestellt, und Vogelforscherinnen und -forscher der FU Berlin haben ihren Auftritt.
Zwischen all diesen Menschen und Einflüssen steht Rothenberg, der die Gesänge Berliner Nachtigallen aufnimmt, verzerrt, sampelt, sie den Vögeln wieder vorspielt. "Inter-species music" nennt er das. Dabei changiert er zwischen dem Musiker, der sich betont demütig in die Natur einreiht und sich glücklich schätzt, mit dem alten Lied der Nachtigallen Kontakt aufnehmen zu dürfen, und dem Musiker, der sich der Klänge des Vogels bedient, nämlich die Naturklänge als Vorlage für eigene Musik verwendet. Wozu Rothenberg sogar Jahr für Jahr zur selben Zeit im Jahr nach Berlin fliegt, um einen bestimmten Vogel l zu hören und mehr oder weniger gemeinsam mit ihm zu musizieren.
Wer einmal im Frühsommer mit dem Fahrrad durch einen Berliner Park fuhr und, vom Singen einer Nachtigall überrascht, verdutzt stehenblieb, wird Rothenbergs Faszination und seinen unbändigen Spaß an der Idee, in die Klangwelt der Nachtigallen einzusteigen, nachvollziehen können. Natürlich ist er nicht der Erste, der mit diesen Vögeln musiziert: Schon seit 1924 übertrug die BBC jedes Jahr im Frühling ein Konzert der Cellistin Beatrice Harrison mit Nachtigallen aus ihrem Garten. Auf der Platte aus dem Jahr 1927 steht "Nightingales and Beatrice Harrison", auch wenn die Cellistin Kompositionen von Dvorák und Brahms spielte, sodass die Vogelstimmen bloß schmückendes, exotisches Beiwerk waren. Rothenberg geht den umgekehrten Weg und lässt auf seinem Album mit Korhan Erel und Berliner Nachtigallen (Berlin Bülbül, 2015) den Vögeln auch musikalisch den Vortritt.
"Was Musik ist, was Musik sein kann" war der Untertitel des letzten Buches des 2017 verstorbenen Musikwissenschaftlers Christian Kaden über "Das Unerhörte und das Unhörbare". Und auch bei "Nightingales in Berlin" stellt sich die Frage: Dürfen wir uns ein Urteil darüber anmaßen, was als Musik gelten kann, ob die Klänge der Vögel Musik sind, wo sie doch schon lange vor unserer eigenen Erfindung der Musik ertönten? Rothenbergs assoziationsreiches Buch feiert nicht nur die Freiheit der Improvisation, sondern macht auch deutlich, dass überall Musik ist und sein kann. Man muss sie nur hören wollen, oder noch besser: einfach mitmachen.
JUTTA TOELLE
David Rothenberg:
"Nightingales in Berlin".
Searching for the Perfect Sound.
University of Chicago Press, Chicago 2019. 184 S., Abb., geb., 22,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nachts im Treptower Park wird zwischenartlich musiziert: David Rothenberg taucht in die Klangwelt der Nachtigallen ein.
Wann haben Sie zuletzt an einem Ort in Europa länger als fünfzehn Minuten keine menschengemachten Geräusche gehört? Genau. Diese Erfahrung ist eine der treibenden Kräfte, die Leute wie Gordon Hempton dazu bringen, Aufnahmen von Naturklängen zu erstellen, um verschwindende Habitate zu dokumentieren. Diese Feldaufnahmen dienen aber auch dazu, die Hörerin staunen zu machen, zum Zuhören anzuregen; und so werden die Klänge gleichzeitig einer künstlerischen Bearbeitung zugänglich gemacht.
An dieser Stelle setzt David Rothenbergs Buch über Nachtigallen in Berlin an: Er reist nach Berlin, hört die Gesänge der Nachtigallen, spielt mit - oder neben - ihnen Musik und denkt über die Erfahrungen nach, die er dabei macht. Auf seiner Klarinette improvisiert er zur Musik der Vögel, sucht nach Tönen, welche die Klänge der Vögel zurückwerfen, spiegelt sie und spielt mit ihnen. Er hat in Gegenwart von Walen, Affen und Drosseln gespielt, mit, vor oder neben ihnen musiziert. Doch mit den Gesängen der Nachtigallen geht Rothenberg einen Schritt weiter, ist doch der nächtliche Gesang von luscinia megarhynchos stärker romantisch verklärt als der aller anderen Vögel.
Sein Buch ist eine Art Collage; ein Werk voller Selbstreflexion, wissenschaftlicher Erkenntnisse und Esoterik, aber auch ein Zeugnis überbordender Freude an der Musik, an der Improvisation und am Spielen. Rothenberg ist von Haus aus kein Biologe, sondern Musiker und Philosoph, was auch seinen entspannten Umgang mit den vielen präsentierten Forschungsergebnissen erklärt. Sein Buch mäandert in viele Richtungen - vor allem erfahren die Leser einiges über die verschiedenen Milieus, in denen der Autor sich bewegt: Da ist die international besetzte Berliner Szene von experimentellen elektronischen Musikerinnen und Musikern, die dann mit Rothenberg und den Nachtigallen nachts im Treptower Park Musik machen. Auch die Naturklangsucher - die "field recordists" wie Gordon Hempton und Bernie Krause - werden vorgestellt, und Vogelforscherinnen und -forscher der FU Berlin haben ihren Auftritt.
Zwischen all diesen Menschen und Einflüssen steht Rothenberg, der die Gesänge Berliner Nachtigallen aufnimmt, verzerrt, sampelt, sie den Vögeln wieder vorspielt. "Inter-species music" nennt er das. Dabei changiert er zwischen dem Musiker, der sich betont demütig in die Natur einreiht und sich glücklich schätzt, mit dem alten Lied der Nachtigallen Kontakt aufnehmen zu dürfen, und dem Musiker, der sich der Klänge des Vogels bedient, nämlich die Naturklänge als Vorlage für eigene Musik verwendet. Wozu Rothenberg sogar Jahr für Jahr zur selben Zeit im Jahr nach Berlin fliegt, um einen bestimmten Vogel l zu hören und mehr oder weniger gemeinsam mit ihm zu musizieren.
Wer einmal im Frühsommer mit dem Fahrrad durch einen Berliner Park fuhr und, vom Singen einer Nachtigall überrascht, verdutzt stehenblieb, wird Rothenbergs Faszination und seinen unbändigen Spaß an der Idee, in die Klangwelt der Nachtigallen einzusteigen, nachvollziehen können. Natürlich ist er nicht der Erste, der mit diesen Vögeln musiziert: Schon seit 1924 übertrug die BBC jedes Jahr im Frühling ein Konzert der Cellistin Beatrice Harrison mit Nachtigallen aus ihrem Garten. Auf der Platte aus dem Jahr 1927 steht "Nightingales and Beatrice Harrison", auch wenn die Cellistin Kompositionen von Dvorák und Brahms spielte, sodass die Vogelstimmen bloß schmückendes, exotisches Beiwerk waren. Rothenberg geht den umgekehrten Weg und lässt auf seinem Album mit Korhan Erel und Berliner Nachtigallen (Berlin Bülbül, 2015) den Vögeln auch musikalisch den Vortritt.
"Was Musik ist, was Musik sein kann" war der Untertitel des letzten Buches des 2017 verstorbenen Musikwissenschaftlers Christian Kaden über "Das Unerhörte und das Unhörbare". Und auch bei "Nightingales in Berlin" stellt sich die Frage: Dürfen wir uns ein Urteil darüber anmaßen, was als Musik gelten kann, ob die Klänge der Vögel Musik sind, wo sie doch schon lange vor unserer eigenen Erfindung der Musik ertönten? Rothenbergs assoziationsreiches Buch feiert nicht nur die Freiheit der Improvisation, sondern macht auch deutlich, dass überall Musik ist und sein kann. Man muss sie nur hören wollen, oder noch besser: einfach mitmachen.
JUTTA TOELLE
David Rothenberg:
"Nightingales in Berlin".
Searching for the Perfect Sound.
University of Chicago Press, Chicago 2019. 184 S., Abb., geb., 22,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main