Das Alltägliche ist in Anna Felders Geschichten nicht alltäglich. Mit feinsinnigem Humor beschreibt sie Situationen von scheinbarer Normalität, in denen sich ganz still, sotto voce, etwas anbahnt, das dem Vertrauten eine rätselhafte und zuweilen bedrohliche Dimension gibt. Immer kreisen diese Geschichten um Beziehungen - zwischen Menschen, die zusammenleben, zwischen Nachbarn oder zwischen Fremden, die sich zufällig begegnen und durch einen Blick, eine Geste, ein Detail zu Verbündeten werden. Anna Felders Texte sind musikalische Prosastücke, in denen stets auch ein melancholischer Ton mitschwingt, eine - fast tschechowsche - Wehmut über die Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ziemlich spannend findet der Rezensent mit dem Kürzel "vil." die Erzählungen der Italienerin Anna Felder und ist auch angetan von ihrem Stil, in dem sich eine "bis ins Extreme verknappte Sparsamkeit des beschreibenden Ausdrucks" mit "ins Phantastischen ausufernden" Elementen mischt. Die Geschichten sind deshalb ungewöhnlich und der Blickwinkel auf ihre Protagonisten auch ("Porträts setzen sich zusammen aus Gesten und Redensarten"), obwohl die Themen es nicht sind: "Es geht um Menschlich-Allzumenschliches". Der Rezensent lobt die Beobachtungsgabe der Autorin und die "konkrete Bildhaftigkeit, die nie zur Metapher gerinnt". Lediglich mit der Leistung der Übersetzers ist er gar nicht zufrieden und so "wirkt der deutsche Text manierierter als nötig oder wird vollends hermetisch".
© Perlentaucher Medien GmbH
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