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Wer in den Süden Italiens reist, vielleicht ins Garganogebirge, wo diese Erzählung spielt, begegnet allerorten schwarzgekleideten alten Frauen mit sonnengegerbten Gesichtern und abgearbeiteten Händen. Sie huschen durch die Straßen, sitzen im Schatten vor ihren Häusern oder begleiten inbrünstig betend die vielen Prozessionen. Es sind archaische Erscheinungen aus einer anderen Welt; einer Welt aus Arbeit, Armut und Frömmigkeit. Thomas de Padova ist der in Deutschland geborene und aufgewachsene Enkel einer solchen Frau. Die Heimat seiner väterlichen Familie erlebte er nur einmal im Jahr während der Sommerferien. Aus diesen Erinnerungen und der Ambivalenz einer Jugend inmitten einer typischen süditalienischen Migrationsfamilie zwischen Italien, Deutschland und Amerika entwickelt er eine anrührende Geschichte. Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, prallen aufeinander: der Akademiker auf der Spur verwickelter Familiengeheimnisse und die schweigsame, stoisch ihr Schicksal hinnehmende Großmutter. Glücklicherweise verzichtet der Autor auf jedweden Griff in die deutsch-italienische Klischeekiste, so amüsant sich einige Dialoge zwischen Großmutter und Enkel auch lesen. Der Ton der Erzählung ist so persönlich wie melancholisch. Nach der Lektüre wird der Süditalien-Reisende den schwarzgekleideten Frauen vielleicht mit noch mehr Respekt begegnen. Schade ist nur, dass der Leser nicht erfährt welches Schicksal die Urgroßmutter Serafina genommen hat, deren Lebensweg sich irgendwo in Amerika spurenlos verflüchtigt. Mit ihr hätte aus der sehr schönen Erzählung fast ein Roman werden können.
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"Nonna" von Thomas de Padova. Hanser Verlag, München 2018. 160 Seiten. Gebunden, 18 Euro.
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"'Nonna' ist Liebe. Über Sonne, Mond und Mars öffnete sich in einem Sommer der Weg zu intimeren Gesprächen ... Das Aufbewahren ist Sinn dieses Buches." Peter Pisa, Kurier, 28.04.18