Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 2,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Slavistik/Theaterwissenschaft), Veranstaltung: HS Cechov und das Theater, Sprache: Deutsch, Abstract: Jurij Striedter sieht in Cechovs dramatischem Werk einen "Wendepunkt in der Geschichte des Dramas" . Einen wesentlichen Beitrag zu diesem Umbruch "vom realistischen zum modernen Drama und Theater" trage Cechovs Abkehr vom aristotelischen Postulat des Dramas als Nachahmung menschlichen Handelns bei. Während Striedter von Handlungsarmut in Cechovs Dramen spricht, geht Peter Szondi noch einen Schritt weiter und beschreibt jene als eine "Absage an die Handlung und den Dialog - die zwei wichtigsten Formkategorien des Dramas" . Gerade den traditionellen dramatischen Dialog entkräftigt Cechov in seinem Werk radikal. Die äußere Kommunikation seiner Charaktere beruht häufig weniger auf miteinander reden als vielmehr aneinander vorbeireden und monologisieren. "Entscheidend ist hier das Zurückgehen auf eine ,unterhalb' der Charaktere und der Dramenhandlung anzusetzende Ebene der sprachlichen und szenischen Zeichen" . Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern Cechovs nonverbale Gestaltungsmittel dazu beitragen, Menschenbilder, Zwischenmenschliches und bestimmte Phänomene wie gesellschaftliche Kommunikationsschwierigkeiten darzustellen. Zunächst scheint es interessant, zu untersuchen, in welcher Weise Anton Cechov Nonverbales in seinem Bühnenwerk verankert und einsetzt. Zum Verstehen ist es notwendig, die verschiedenen nonverbalen Gestaltungsmittel im Drama erst einmal zu kategorisieren und zu katalogisieren. In diesem Punkt gründet sich die Arbeit auf dementsprechende Ergebnisse der Theatersemiotikerin Erika Fischer-Lichte. Im Anschluss an eine allgemeine Beschäftigung mit dem szenischen Repertoire des Theaters folgt eine Beschreibung der nonverbalen Verfahren im ersten Akt von Cechovs "Drei Schwestern" und der Versuch einer Deutung. Es ist anzumerken, dass die einzelnen Zeichen, die ein Schauspieler in seiner Rolle als Bühnenfigur aussendet, in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen. Wenn es einen klaren Bezug zwischen den verschiedenen Zeichen gibt, bestärken und unterstützen sie sich entweder gegenseitig oder sie widersprechen sich. Letzteres ergibt das sogenannte "double bind", das ein Ansatzpunkt für Ironie auf der Bühne sein kann.
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