Rafael kommt 1999 aus Antwerpen in eine Wohngemeinschaft (WG) in Primstal, Saarland, zu Mike und Gabriel. Er ist der einzige mit einem Job als Pizzaentwickler. Das gibt schon den skurrilen Grundton des Romans vor. Die andere WG-Bewohner und mancher im Freundeskreis schlagen sich dank mannigfaltiger
Quellen (Mütter, Freundinnen, Schmuggel) durchs Leben.
Gabriel ist der ewige Student, der an einer…mehrRafael kommt 1999 aus Antwerpen in eine Wohngemeinschaft (WG) in Primstal, Saarland, zu Mike und Gabriel. Er ist der einzige mit einem Job als Pizzaentwickler. Das gibt schon den skurrilen Grundton des Romans vor. Die andere WG-Bewohner und mancher im Freundeskreis schlagen sich dank mannigfaltiger Quellen (Mütter, Freundinnen, Schmuggel) durchs Leben.
Gabriel ist der ewige Student, der an einer Arbeit über das Bergwerksunglücks in Luisenthal 1962 sitzt. Er hat ein persönliches Interesse, denn sein Vater kam damals ums Leben.
Um die Finanzen zu stablisieren beschließt der Freundeskreis eine Mensa zu überfallen. Normal passiert da nichts. Aber die Ereignisse überstürzen sich.
Dem schelmenhaften Geschehen in WG und Primstal unterliegt eine ernste, verworrene Familiengeschichte. Am Ende stellt sich heraus, dass ziemlich viele Protagonisten untereinander verwandt sind. Die Lebenskünstler in der WG sind sattsam aus der Untergrundliteratur bekannt. Auch hier wird gefeiert, getrunken, ins Bett gekrochen und in den Tag hinein gelebt. Das liest sich locker, ist von manchem Witz aufgehellt und als es zu routinemäßig wird, wechselt die Erzählstimme.
Der Autor ist zu sehr in seine zahlreichen amüsanten Episoden verliebt und gibt sie alle zum Besten. Dem wird ausführlich das Geschehen in Luisenthal 1962 gegenübergestellt. Dabei trug sich eine Vertauschungsepisode zu, die enorm aufgebauscht wird.
Am Ende des Romans hat der Autor dann zwei Probleme: er muss
* die Verwandtschaftsverhältnisse durch lange indirekten Reden in der Vergangenheit erläutern,
* die sich überstürzenden Ereignisse beim Mensaüberfall entwirren.
Beides überforderte ihn oder zumindest mich als Leser. Der breite Erzählfluss über fast 300 Seiten (nur unterbrochen von dem breit ausgewalzten Drama Luisenthal 1962) steht im Missverhältnis zum Höhepunkt der beiden Erzählfolien: WG und Familiendrama.
Das Thema der nichtsnutzigen ewigen Junggesellen, die endlich ins Leben treten, ist zudem schon ziemlich ausgelutscht. Frank P. Meyer setzt einige neue Akzente, mehr nicht.
Der Versuch zwei Genre (moderner Schelmenroman & historische Verstrickungen, die bis in die Gegenwart reichen) zu verbinden gelang nicht ganz. Vor allem wurden die Gewichte zu ungleichmässig verteilt. Wer aber beispielsweise dem Lob für Hannu Raittila: "Canal Grande" zustimmte wird mit "Normal passiert da nichts" besser bedient.