Warum fühlen wir uns manchmal wie Fremde, auch wenn wir zuhause sind? Und warum, so fragt sich Barbara Cassin, empfinde ich umgekehrt Nostalgie, wenn ich an Korsika denke, obwohl ich meine Wurzeln nicht dort habe? In ihrem gefeierten Essay erforscht sie dieses starke Gefühl und die universellen Themen von Flucht, Exil und Sehnsucht nach einer Heimat, indem sie zwei Gründungstexte der westlichen Kultur neu liest: Homers Odyssee und Vergils Aeneis. In einer brillanten Analyse des Werks der Exilantin Hannah Arendt zeigt Cassin dann, wie die Sehnsucht nach Heimat angesichts ihrer oft fatalen Folgen neu gedacht werden sollte, nämlich in Begriffen der Sprache statt des Territoriums.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2021Ins Offene
Barbara Cassin hat einen famosen Essay über die bittersüße
moderne Empfindung schlechthin geschrieben: „Nostalgie“
VON JENS-CHRISTIAN RABE
Die Nostalgie gehört zu den Empfindungen, vor denen man auch dann nicht sicher ist, wenn sie einem eigentlich vollkommen fernliegen, weil man ganz bewusst ein modernes Leben führt. Der aktuelle Retrokult ist kein Zufall. Womöglich ist man für die Nostalgie sogar besonders anfällig, wenn sich für das eigene Dasein – so einst Joachim Ritters Definition des modernen Lebens – die Zukunft von der Herkunft gelöst hat.
Odo Marquard, der idealtypisch liberal-konservative Philosoph der alten BRD, steuerte in seinem Essay „Zukunft braucht Herkunft – Philosophische Betrachtungen über Modernität und Menschlichkeit“ 1988 den Hinweis bei, dass „die großen Potenzen der Modernisierung der Tendenz nach traditionsneutral“ arbeiten, allen voran Naturwissenschaft, Wirtschaft, Technik und Informationsmedien.
So kulturkritisch, wie man zunächst glauben könnte, war das gar nicht gemeint. Im Gegenteil: Der Grund nicht zuletzt vieler lebenspraktischer Vorteile der modernen Welt (der freiheitlich-demokratische Staat etwa oder die allgemeine medizinische Versorgung) ist auch für ihn eben die Neutralisierung von Herkunft und Tradition. Andererseits gebe es ein weitverbreitetes Unbehagen am Fortschritt, das eng damit zusammenhänge, dass sich der Wandel stark beschleunigt habe.
Nicht nur angesichts der digitalen Revolution, die seither alles nur noch weiter beschleunigte, erscheinen einem diese Überlegungen zeitgemäßer denn je. Man denkt daran bei der Lektüre des Buches „Nostalgie“ der französischen Philosophin und Altphilologin Barbara Cassin, das im Original 2013 erschien und sich doch gespenstisch gut in den aktuellen Moment fügt.
Ob Cassin Marquard gelesen hat, ist nicht bekannt, aber ihr Essay lässt sich sehr gut als Anknüpfung lesen. Marquard betont ja die moderne Grundspannung zwischen der Schnelligkeit der Entwicklung und der wesenhaften Langsamkeit des Menschen. Zur neuen Welt gehöre deshalb kompensatorisch „die Entwicklung von Formen, die es den Menschen erlauben, in dieser schnellen Welt langsam und in vertrauter Umgebung zu leben“. Wobei er dabei keine immobile Betongold-Arche im Kopf hat, sondern jene „eiserne Ration an Vertrauen“, die man so ständig und überall mit sich herumtragen kann wie Kinder ihren Teddy.
Damit ist man nun bei Cassin und der Nostalgie, die als ausgleichende Kraft gleich noch weniger rätselhaft erscheint. Die angesichts des wachsenden Nationalismus brisante Pointe von Cassins Text ist, dass sie das „überwältigende und zugleich süße Gefühl“ Nostalgie nicht bloß als Sehnsucht, nach Hause zurückzukehren, interessiert, sondern vor allem als „bewusste Fiktion“. Also als Fiktion der Art, „die immer wieder Hinweise darauf gibt, sie als die wunderbare, menschliche, kulturbedingte Fiktion zu verstehen, die sie ist“.
Ausgangspunkt ist eine irritierende Selbstbeobachtung: Immer wenn sie nach Korsika reise, wo sich ihr Ferienhaus befindet, so Cassin, empfinde sie „ununterdrückbare Nostalgie“. Es sei „ein starkes Gefühl“, obwohl „meine Vorfahren nicht von dieser Insel kommen, ich nicht dort geboren bin und weder als Kind noch als Jugendliche dort gelebt habe“. Wie könne es nun sein, dass sie als Pariser Festlandfranzösin sich dort so zu Hause fühle?
Indem sie über die Nostalgie nachdenkt, geht es Cassin also um die Frage, was wir als Heimat verstehen können oder sollten. Ihr Ziel ist dabei, aus der Nostalgie „ein ganz anderes Abenteuer zu machen, das uns an die Schwelle eines großzügigeren, offeneren Denkens und einer Weltsicht führt, die frei ist von allen Zugehörigkeiten“. Wobei nun im Buch wie in diesem Text schon am Anfang ein Teil der Antwort auf ihre Frage gegeben wird: Sie kann sich auf Korsika so stark zu Hause fühlen, weil Heimat immer auch eine Fiktion ist, kein vom Ort der Geburt ein für alle Mal bestimmtes Merkmal eines Menschen. Warum aber ist das so? Und welche Hinweise gibt die Fiktion Nostalgie darauf?
Die erste Pointe ist, dass das Wort „Nostalgie“ zwar griechisch anmutet – es enthält die griechischen Wörter nostos, „Heimkehr“ und algos, „Leid“ – aber gar kein griechisches Wort ist. Es ist vielmehr ein Neologismus, der 1678 vom Deutschschweizer Arzt Jean-Jacques Harder erfunden wird als Bezeichnung des Heimwehs, an dem die treuen Schweizer Söldner von Ludwig XIV. litten. Cassin legt darauf „so viel Nachdruck“, weil der Ursprung des Wortes eben so gar nichts im herkömmlichen Sinne Ursprüngliches hat.
Dass sich Cassin im ersten ihrer drei Kapitel einer so instruktiven wie schwungvollen Relektüre von Homers „Odyssee“ zuwendet, wirkt deshalb nicht zu weit hergeholt. Das Epos, in dem es um die abenteuerliche Heimkehr von Odysseus aus dem Trojanischen Krieg geht, ist die nostalgische, also von der Sehnsucht nach dem Zuhause grundierte Erzählung schlechthin. Cassin nimmt die Odyssee aber nicht nur als Story ernst, sondern auch als Struktur. Dabei fällt sofort auf: 20 Jahre lang ist Odysseus im Epos unterwegs und nur drei Tage in seinem Palast bei Penelope. Einfach ein „Hausmann, der vor Ort an seinem Platz ist“ ist dieser Odysseus nicht. Er sei vielmehr bürgerliches Individuum auf der Suche nach sich selbst und gleichzeitig Abenteurer, Nomade, Weltbürger, kosmopolitischer Held, dessen Heimat nicht Ithaka, sondern das Mittelmeer ist. Seine Entwurzelung ist für ihn eigentlich prägender als seine Verwurzelung.
Auch der andere kanonische Text der europäischen Antike, der für das Buch zentral ist, Vergils römische Odyssee- (und Ilias-) Variation „Aeneis“, in der Aeneas auf Befehl Jupiters aus dem brennenden Troja flieht, um eine neue Stadt zu gründen, gerät mit Barbara Cassin nicht bloß zur bekannten Geschichte über den Konflikt zwischen Pflicht und Neigung.
Mit der Brille der Nostalgie-Forscherin wird die „Aeneis“ zur Exilgeschichte und Aeneas zum Emigranten, der den Wunsch heimzukehren eben nicht mehr verspürt und „anderweitig Wurzeln schlägt – oder etwas anderem gegenüber Wurzeln den Vorzug gibt“.
Die einzige Gewissheit, zu der Aeneas während seines gesamten Exils gelange, bestehe darin, dass ein zweites Troja nicht benötigt werde: „Es geht nicht darum, dasselbe zu reproduzieren, sondern darum, anderes zu erschaffen.“
Die Quintessenz der „Aeneis“ ist dann, dass Herkunft vor allem auch eine Frage der Gewohnheit ist und „einen Tanz auf allen Hochzeiten“ zulässt. Die Bedingung, die Juno dem ausgewanderten Troer Aeneas auferlegt, damit sie ihn in Ruhe lässt, ist schließlich, dass er nicht mehr Griechisch spricht, sondern nur noch Lateinisch, die Sprache der Bewohner des Ortes, an dem er sich niederlässt. Das ist auch das Kennzeichen des extrem diversen römischen Riesenreiches, das Vergil hier literarisiert: Nicht mehr die Herkunft stiftet die gemeinsame Identität, sondern die Sprache.
Der Sprung zu Hannah Arendt im letzten Kapitel ist danach zwingender, als die zeitliche Distanz, die damit auf einen Schlag überbrückt wird, vermuten lässt. Cassin braucht Arendts Antwort auf die Frage eines Interviewers, ob ihr das Europa der Vorhitlerzeit fehle: „Ich habe keine Sehnsucht, das kann ich nicht sagen. Was ist geblieben? Geblieben ist die Sprache.“ Gedanklich ist es damit nur ein kleiner Schritt, nach der Sprache als dem zentralen Element, das Heimat und Identität erschafft, auch die Sprache als Heimat selbst in den Blick zu nehmen. Damit lässt sich dann auch Sprache und Volk, verstanden als politisch organisierte Gruppe, trennen.
Für alle, die diesen Schritt existenziell vollziehen müssen, dürfte er allerdings ungleich größer erscheinen, als es in einem solchen Text den Anschein hat. Dies ist vielleicht der einzige wunde Punkt von Cassins Ausführungen, eine gewisse progressive, linke Rigorosität, gegenüber der ein lebenspraktisch illusionsloserer Pragmatiker wie Odo Marquard sicher seine Bedenken gehabt hätte.
Davon unberührt bleibt Cassins eindrucksvoller Nachweis, dass die Nostalgie, die wir so gerne als beschränkte und beschränkende Heimatseligkeit verstehen, offenbar nicht nur kein entscheidender Teil ist unserer bedeutendsten literarischen Überlieferungen. Genau besehen wird sie dort schon als etwas völlig anderes beschrieben. Herkunft wiederum kann dann nicht mehr das sein, für das sie allzu oft gehalten wird, also bloß örtlich und kulturell bestimmbare Verwurzelung. Vielleicht ist sie sogar, die reale Probe aufs Exempel sind Wort und Leben Hannah Arendts, gerade sein genaues Gegenteil: die Möglichkeit zur Verpflanzung.
Nostalgie klingt altgriechisch -
ist aber ein Neologismus
aus dem 17. Jahrhundert
Herkunft ist nicht bloß das,
für das es gehalten wird, vielleicht
ist es sogar sein genaues Gegenteil
Barbara Cassin:
Nostalgie – Wann sind
wir wirklich zuhause?
Aus dem Französischen
von Christine Pries.
Suhrkamp Verlag,
Berlin 2021.
142 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Barbara Cassin hat einen famosen Essay über die bittersüße
moderne Empfindung schlechthin geschrieben: „Nostalgie“
VON JENS-CHRISTIAN RABE
Die Nostalgie gehört zu den Empfindungen, vor denen man auch dann nicht sicher ist, wenn sie einem eigentlich vollkommen fernliegen, weil man ganz bewusst ein modernes Leben führt. Der aktuelle Retrokult ist kein Zufall. Womöglich ist man für die Nostalgie sogar besonders anfällig, wenn sich für das eigene Dasein – so einst Joachim Ritters Definition des modernen Lebens – die Zukunft von der Herkunft gelöst hat.
Odo Marquard, der idealtypisch liberal-konservative Philosoph der alten BRD, steuerte in seinem Essay „Zukunft braucht Herkunft – Philosophische Betrachtungen über Modernität und Menschlichkeit“ 1988 den Hinweis bei, dass „die großen Potenzen der Modernisierung der Tendenz nach traditionsneutral“ arbeiten, allen voran Naturwissenschaft, Wirtschaft, Technik und Informationsmedien.
So kulturkritisch, wie man zunächst glauben könnte, war das gar nicht gemeint. Im Gegenteil: Der Grund nicht zuletzt vieler lebenspraktischer Vorteile der modernen Welt (der freiheitlich-demokratische Staat etwa oder die allgemeine medizinische Versorgung) ist auch für ihn eben die Neutralisierung von Herkunft und Tradition. Andererseits gebe es ein weitverbreitetes Unbehagen am Fortschritt, das eng damit zusammenhänge, dass sich der Wandel stark beschleunigt habe.
Nicht nur angesichts der digitalen Revolution, die seither alles nur noch weiter beschleunigte, erscheinen einem diese Überlegungen zeitgemäßer denn je. Man denkt daran bei der Lektüre des Buches „Nostalgie“ der französischen Philosophin und Altphilologin Barbara Cassin, das im Original 2013 erschien und sich doch gespenstisch gut in den aktuellen Moment fügt.
Ob Cassin Marquard gelesen hat, ist nicht bekannt, aber ihr Essay lässt sich sehr gut als Anknüpfung lesen. Marquard betont ja die moderne Grundspannung zwischen der Schnelligkeit der Entwicklung und der wesenhaften Langsamkeit des Menschen. Zur neuen Welt gehöre deshalb kompensatorisch „die Entwicklung von Formen, die es den Menschen erlauben, in dieser schnellen Welt langsam und in vertrauter Umgebung zu leben“. Wobei er dabei keine immobile Betongold-Arche im Kopf hat, sondern jene „eiserne Ration an Vertrauen“, die man so ständig und überall mit sich herumtragen kann wie Kinder ihren Teddy.
Damit ist man nun bei Cassin und der Nostalgie, die als ausgleichende Kraft gleich noch weniger rätselhaft erscheint. Die angesichts des wachsenden Nationalismus brisante Pointe von Cassins Text ist, dass sie das „überwältigende und zugleich süße Gefühl“ Nostalgie nicht bloß als Sehnsucht, nach Hause zurückzukehren, interessiert, sondern vor allem als „bewusste Fiktion“. Also als Fiktion der Art, „die immer wieder Hinweise darauf gibt, sie als die wunderbare, menschliche, kulturbedingte Fiktion zu verstehen, die sie ist“.
Ausgangspunkt ist eine irritierende Selbstbeobachtung: Immer wenn sie nach Korsika reise, wo sich ihr Ferienhaus befindet, so Cassin, empfinde sie „ununterdrückbare Nostalgie“. Es sei „ein starkes Gefühl“, obwohl „meine Vorfahren nicht von dieser Insel kommen, ich nicht dort geboren bin und weder als Kind noch als Jugendliche dort gelebt habe“. Wie könne es nun sein, dass sie als Pariser Festlandfranzösin sich dort so zu Hause fühle?
Indem sie über die Nostalgie nachdenkt, geht es Cassin also um die Frage, was wir als Heimat verstehen können oder sollten. Ihr Ziel ist dabei, aus der Nostalgie „ein ganz anderes Abenteuer zu machen, das uns an die Schwelle eines großzügigeren, offeneren Denkens und einer Weltsicht führt, die frei ist von allen Zugehörigkeiten“. Wobei nun im Buch wie in diesem Text schon am Anfang ein Teil der Antwort auf ihre Frage gegeben wird: Sie kann sich auf Korsika so stark zu Hause fühlen, weil Heimat immer auch eine Fiktion ist, kein vom Ort der Geburt ein für alle Mal bestimmtes Merkmal eines Menschen. Warum aber ist das so? Und welche Hinweise gibt die Fiktion Nostalgie darauf?
Die erste Pointe ist, dass das Wort „Nostalgie“ zwar griechisch anmutet – es enthält die griechischen Wörter nostos, „Heimkehr“ und algos, „Leid“ – aber gar kein griechisches Wort ist. Es ist vielmehr ein Neologismus, der 1678 vom Deutschschweizer Arzt Jean-Jacques Harder erfunden wird als Bezeichnung des Heimwehs, an dem die treuen Schweizer Söldner von Ludwig XIV. litten. Cassin legt darauf „so viel Nachdruck“, weil der Ursprung des Wortes eben so gar nichts im herkömmlichen Sinne Ursprüngliches hat.
Dass sich Cassin im ersten ihrer drei Kapitel einer so instruktiven wie schwungvollen Relektüre von Homers „Odyssee“ zuwendet, wirkt deshalb nicht zu weit hergeholt. Das Epos, in dem es um die abenteuerliche Heimkehr von Odysseus aus dem Trojanischen Krieg geht, ist die nostalgische, also von der Sehnsucht nach dem Zuhause grundierte Erzählung schlechthin. Cassin nimmt die Odyssee aber nicht nur als Story ernst, sondern auch als Struktur. Dabei fällt sofort auf: 20 Jahre lang ist Odysseus im Epos unterwegs und nur drei Tage in seinem Palast bei Penelope. Einfach ein „Hausmann, der vor Ort an seinem Platz ist“ ist dieser Odysseus nicht. Er sei vielmehr bürgerliches Individuum auf der Suche nach sich selbst und gleichzeitig Abenteurer, Nomade, Weltbürger, kosmopolitischer Held, dessen Heimat nicht Ithaka, sondern das Mittelmeer ist. Seine Entwurzelung ist für ihn eigentlich prägender als seine Verwurzelung.
Auch der andere kanonische Text der europäischen Antike, der für das Buch zentral ist, Vergils römische Odyssee- (und Ilias-) Variation „Aeneis“, in der Aeneas auf Befehl Jupiters aus dem brennenden Troja flieht, um eine neue Stadt zu gründen, gerät mit Barbara Cassin nicht bloß zur bekannten Geschichte über den Konflikt zwischen Pflicht und Neigung.
Mit der Brille der Nostalgie-Forscherin wird die „Aeneis“ zur Exilgeschichte und Aeneas zum Emigranten, der den Wunsch heimzukehren eben nicht mehr verspürt und „anderweitig Wurzeln schlägt – oder etwas anderem gegenüber Wurzeln den Vorzug gibt“.
Die einzige Gewissheit, zu der Aeneas während seines gesamten Exils gelange, bestehe darin, dass ein zweites Troja nicht benötigt werde: „Es geht nicht darum, dasselbe zu reproduzieren, sondern darum, anderes zu erschaffen.“
Die Quintessenz der „Aeneis“ ist dann, dass Herkunft vor allem auch eine Frage der Gewohnheit ist und „einen Tanz auf allen Hochzeiten“ zulässt. Die Bedingung, die Juno dem ausgewanderten Troer Aeneas auferlegt, damit sie ihn in Ruhe lässt, ist schließlich, dass er nicht mehr Griechisch spricht, sondern nur noch Lateinisch, die Sprache der Bewohner des Ortes, an dem er sich niederlässt. Das ist auch das Kennzeichen des extrem diversen römischen Riesenreiches, das Vergil hier literarisiert: Nicht mehr die Herkunft stiftet die gemeinsame Identität, sondern die Sprache.
Der Sprung zu Hannah Arendt im letzten Kapitel ist danach zwingender, als die zeitliche Distanz, die damit auf einen Schlag überbrückt wird, vermuten lässt. Cassin braucht Arendts Antwort auf die Frage eines Interviewers, ob ihr das Europa der Vorhitlerzeit fehle: „Ich habe keine Sehnsucht, das kann ich nicht sagen. Was ist geblieben? Geblieben ist die Sprache.“ Gedanklich ist es damit nur ein kleiner Schritt, nach der Sprache als dem zentralen Element, das Heimat und Identität erschafft, auch die Sprache als Heimat selbst in den Blick zu nehmen. Damit lässt sich dann auch Sprache und Volk, verstanden als politisch organisierte Gruppe, trennen.
Für alle, die diesen Schritt existenziell vollziehen müssen, dürfte er allerdings ungleich größer erscheinen, als es in einem solchen Text den Anschein hat. Dies ist vielleicht der einzige wunde Punkt von Cassins Ausführungen, eine gewisse progressive, linke Rigorosität, gegenüber der ein lebenspraktisch illusionsloserer Pragmatiker wie Odo Marquard sicher seine Bedenken gehabt hätte.
Davon unberührt bleibt Cassins eindrucksvoller Nachweis, dass die Nostalgie, die wir so gerne als beschränkte und beschränkende Heimatseligkeit verstehen, offenbar nicht nur kein entscheidender Teil ist unserer bedeutendsten literarischen Überlieferungen. Genau besehen wird sie dort schon als etwas völlig anderes beschrieben. Herkunft wiederum kann dann nicht mehr das sein, für das sie allzu oft gehalten wird, also bloß örtlich und kulturell bestimmbare Verwurzelung. Vielleicht ist sie sogar, die reale Probe aufs Exempel sind Wort und Leben Hannah Arendts, gerade sein genaues Gegenteil: die Möglichkeit zur Verpflanzung.
Nostalgie klingt altgriechisch -
ist aber ein Neologismus
aus dem 17. Jahrhundert
Herkunft ist nicht bloß das,
für das es gehalten wird, vielleicht
ist es sogar sein genaues Gegenteil
Barbara Cassin:
Nostalgie – Wann sind
wir wirklich zuhause?
Aus dem Französischen
von Christine Pries.
Suhrkamp Verlag,
Berlin 2021.
142 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Stephan Wackwitz bekommt politische und philosophische Anregungen mit dem Essay der Philosophin und Altphilologin Barbara Cassin. Was die Autorin über Heimat, Identität und Nostalgie schreibt, findet Wackwitz kenntnis- und ideenreich, sympathisch und zeitgemäß. Mit den antiken Nomaden Odysseus und Aeneas und mit Hannah Arendts Exilerfahrungen umgehend, öffnet die Autorin laut Wackwitz den Blick auf die sozusagen bereichernde, neue Perspektiven eröffnende Seite der Wurzellosigkeit. Wie Aeneas Rom nur gründen konnte, indem er die Muttersprache aufgab, wie Arendt aus der Erfahrung des Exils heraus ein Heimatgefühl entwickelt, vermittelt Cassin für Wackwitz auf faszinierende Weise.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.02.2022Im Haus der Sprache ist zu wohnen
Barbara Cassin denkt mit Homer, Vergil und Hannah Arendt über Heimat und Exil nach
Kollektivgefühle des Zuhauseseins in Landschaft, Sprache, Herkommen sind eine politische Ressource. Bewirtschaftet wird sie vorzugsweise durch die konservative Seite des politischen Spektrums. Skepsis gegenüber den "Anywheres" und Verständnis für die Ressentiments der "Somewheres" sind allgegenwärtige Motive öffentlicher Diskussion geworden - die Metaphern stammen aus einem viel diskutierten Buch des britischen Journalisten David Goodhart.
Allerdings: jene gut ausgebildeten, reichen Menschen, die in Dubai angeblich so gut zurechtkommen und sich dort wohlfühlen wie in New York oder London: Gibt es sie als relevante Gruppe eigentlich wirklich? Inwieweit prägen sie die soziologische Landschaft? Geht die verbreitete Nachsicht gegenüber reaktionären Dispositionen von Bevölkerungsgruppen, die man als arm, ungebildet, ortsgebunden und heimattreu imaginiert, nicht vielleicht eher auf ein soziologisches Phantasma zurück?
Diese Fragen sind angesichts des großen Erfolgs der Goodhart'schen Erzählung fast in den Hintergrund getreten. Die französische Philosophin, Altphilologin und Wissenschaftsmanagerin Barbara Cassin hat sich mit Heimat, Nostalgie, Verwurzelung, Globalisierung, Technik schon lange anlässlich ihrer Auseinandersetzung mit Werk und Person Martin Heideggers beschäftigt. Dessen intensive französische Rezeptionsgeschichte hat Cassin seit den späten Sechzigerjahren entscheidend mitgeprägt. "Bauen, Wohnen, Denken" lautet der Titel eines Vortrags von Heidegger aus dem Jahr 1951, in dem eine Art "Metaphysik der Somewhereness" entfaltet wird. Barbara Cassins Essay "Nostalgie" ist demgegenüber der Versuch, den "Somewhere"-Diskurs so umzuformatieren, dass er im Klima von Globalisierung, Hypermoderne und Turbokapitalismus liberale und linke Denkperspektiven eröffnet, statt der konservativen, zu denen er offenbar eine sozusagen natürliche Neigung hat.
Nur scheinbar verdankt es sich dem berüchtigten Grandes-Écoles-Bildungssnobismus oder der akademischen Prägung der gelernten Altphilologin, dass Cassin dieses philosophische Dekonstruktions- und Umformatierungsunternehmen - nach einer berührenden und sehr persönlichen Eloge auf ihre Wahlheimat Korsika - mit einer detaillierten Lektüre zweier antiker Epen beginnt: Homers "Odyssee" und Vergils "Aeneis" bilden Thema und Substrat der ersten beiden Kapitel. Die Motive der Heimkehr, der Sprache, des Exils und des Heimwehs werden anhand ihrer weltliteraturgeschichtlich frühesten Formulierung ausgedeutet.
Aber dieser Rückgriff ins Langvergangene ist weder zufällig noch willkürlich. Denn die Mythen, auf denen Homers Epik gründet und auf die sich auch der Römer Vergil in seinem kaiserzeitlichen Gründungsepos bezieht, spiegeln eine vorgeschichtliche Epoche der Globalisierung, der Migration, des grundlegenden Umsturzes von Heimat und Herkommen. Die Geschichten der Heimatsucher Odysseus und Aeneas stammen aus der Epoche einer Eroberung bronzezeitlicher Lebenswelten und Protohochkulturen durch eisenverarbeitende Reiter- und Kriegergesellschaften. Die "dorische Landnahme", die weit über das Mittelmeer hinausgreifenden Handelsbeziehungen jener frühen Jahrhunderte, die Eroberung und Zerstörung von Städten und Reichen um die Zeit vor der ersten vorchristlichen Jahrtausendwende haben eine gewaltsame, aber auch intellektuell fruchtbare Dialektik von "Somewheres" und "Anywheres" an den Anfang Europas und seiner Kulturgeschichte gestellt.
Barbara Cassins Lektüre der beiden antiken Epen verfolgt die Spuren jener Umwälzungen in den paradoxen Schicksalen des "vielgewandten" Odysseus und des Trojaflüchtlings und Stadtgründers Aeneas. Die entscheidende Pointe ihrer faszinierenden und einleuchtenden intellektuellen "Arbeit am Mythos" ist die seltsame Bestimmung, dass Aeneas Rom nur dadurch dauerhaft gründen konnte, indem er seine angestammte Sprache aufgab und "die Sprache des Anderen" annahm - das Lateinische statt des Griechischen. Durch die so entstandene "inbegriffene Andersartigkeit", so Cassin, sind "wir alle Exilanten" geworden und ist die Sprache die einzige Heimat, in der wir ohne Reue uns daheim fühlen können.
An dieser Peripetie der intellektuellen Erzählung tritt eine dritte Figur paradoxen Heimatgefühls in sie ein. Es ist eine Frau und eine Exilantin wie Odysseus und Aeneas, nämlich die im zwanzigsten Jahrhundert aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach New York geflüchtete Philosophin Hannah Arendt. Statt antiker Epen bildet im dritten Kapitel eine Fernsehsendung die entscheidende Textgrundlage: das berühmte Gespräch der Philosophin mit Günter Gaus. Arendt erweist sich hier als Theoretikerin und als lebensgeschichtliche Verkörperung eines nicht-identitären, in der Exilerfahrung wurzelnden Heimatgefühls, dessen Substrat die Sprache ist. Exil bedeutet - ob im antiken Epos oder im Lebenslauf der modernen Philosophin - notwendig eine Vielfalt von Sprachen, die existenzielle Notwendigkeit ständigen Übersetzens.
"Die schwankende Vieldeutigkeit", schreibt Cassin, "hat Modellcharakter angenommen; ausnahmsweise einmal bilden Exilanten, Flüchtlinge, Juden die Avantgarde der 'condition humaine', jedenfalls verkörpern sie die am wenigsten abwegige Norm." Exil und Übersetzung werden zum Modell gelingender Politik. Diese stellt sich "gegen eine 'Vereindeutigung', durch die Totalitarismus droht, sie zieht es vor, die Komplexität philosophischer Universalität und Wahrheit radikal zu erhöhen".
Der Titel, den Cassin ihrem letzten Kapitel gegeben hat - "Schwimmende Wurzeln" -, ist die utopische Chiffre einer sich "nicht abschottenden Welt", die mit unablässigen Übersetzungsleistungen beschäftigt ist. In ihr wäre die Spaltung zwischen "Somewheres" und "Anywheres" obsolet geworden. "Wo sind wir wirklich zuhause? Wenn wir selbst, unsere Nächsten und unsere Sprache bzw. Sprachen willkommen sind." So lauten die letzten Sätze dieses politisch sympathischen und philosophisch ideenreichen Essays. STEPHAN WACKWIITZ
Barbara Cassin: "Nostalgie". Wann sind wir wirklich zuhause?
Aus dem Französischen von Christine Pries. Suhrkamp Verlag, Berlin 2021. 142 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Barbara Cassin denkt mit Homer, Vergil und Hannah Arendt über Heimat und Exil nach
Kollektivgefühle des Zuhauseseins in Landschaft, Sprache, Herkommen sind eine politische Ressource. Bewirtschaftet wird sie vorzugsweise durch die konservative Seite des politischen Spektrums. Skepsis gegenüber den "Anywheres" und Verständnis für die Ressentiments der "Somewheres" sind allgegenwärtige Motive öffentlicher Diskussion geworden - die Metaphern stammen aus einem viel diskutierten Buch des britischen Journalisten David Goodhart.
Allerdings: jene gut ausgebildeten, reichen Menschen, die in Dubai angeblich so gut zurechtkommen und sich dort wohlfühlen wie in New York oder London: Gibt es sie als relevante Gruppe eigentlich wirklich? Inwieweit prägen sie die soziologische Landschaft? Geht die verbreitete Nachsicht gegenüber reaktionären Dispositionen von Bevölkerungsgruppen, die man als arm, ungebildet, ortsgebunden und heimattreu imaginiert, nicht vielleicht eher auf ein soziologisches Phantasma zurück?
Diese Fragen sind angesichts des großen Erfolgs der Goodhart'schen Erzählung fast in den Hintergrund getreten. Die französische Philosophin, Altphilologin und Wissenschaftsmanagerin Barbara Cassin hat sich mit Heimat, Nostalgie, Verwurzelung, Globalisierung, Technik schon lange anlässlich ihrer Auseinandersetzung mit Werk und Person Martin Heideggers beschäftigt. Dessen intensive französische Rezeptionsgeschichte hat Cassin seit den späten Sechzigerjahren entscheidend mitgeprägt. "Bauen, Wohnen, Denken" lautet der Titel eines Vortrags von Heidegger aus dem Jahr 1951, in dem eine Art "Metaphysik der Somewhereness" entfaltet wird. Barbara Cassins Essay "Nostalgie" ist demgegenüber der Versuch, den "Somewhere"-Diskurs so umzuformatieren, dass er im Klima von Globalisierung, Hypermoderne und Turbokapitalismus liberale und linke Denkperspektiven eröffnet, statt der konservativen, zu denen er offenbar eine sozusagen natürliche Neigung hat.
Nur scheinbar verdankt es sich dem berüchtigten Grandes-Écoles-Bildungssnobismus oder der akademischen Prägung der gelernten Altphilologin, dass Cassin dieses philosophische Dekonstruktions- und Umformatierungsunternehmen - nach einer berührenden und sehr persönlichen Eloge auf ihre Wahlheimat Korsika - mit einer detaillierten Lektüre zweier antiker Epen beginnt: Homers "Odyssee" und Vergils "Aeneis" bilden Thema und Substrat der ersten beiden Kapitel. Die Motive der Heimkehr, der Sprache, des Exils und des Heimwehs werden anhand ihrer weltliteraturgeschichtlich frühesten Formulierung ausgedeutet.
Aber dieser Rückgriff ins Langvergangene ist weder zufällig noch willkürlich. Denn die Mythen, auf denen Homers Epik gründet und auf die sich auch der Römer Vergil in seinem kaiserzeitlichen Gründungsepos bezieht, spiegeln eine vorgeschichtliche Epoche der Globalisierung, der Migration, des grundlegenden Umsturzes von Heimat und Herkommen. Die Geschichten der Heimatsucher Odysseus und Aeneas stammen aus der Epoche einer Eroberung bronzezeitlicher Lebenswelten und Protohochkulturen durch eisenverarbeitende Reiter- und Kriegergesellschaften. Die "dorische Landnahme", die weit über das Mittelmeer hinausgreifenden Handelsbeziehungen jener frühen Jahrhunderte, die Eroberung und Zerstörung von Städten und Reichen um die Zeit vor der ersten vorchristlichen Jahrtausendwende haben eine gewaltsame, aber auch intellektuell fruchtbare Dialektik von "Somewheres" und "Anywheres" an den Anfang Europas und seiner Kulturgeschichte gestellt.
Barbara Cassins Lektüre der beiden antiken Epen verfolgt die Spuren jener Umwälzungen in den paradoxen Schicksalen des "vielgewandten" Odysseus und des Trojaflüchtlings und Stadtgründers Aeneas. Die entscheidende Pointe ihrer faszinierenden und einleuchtenden intellektuellen "Arbeit am Mythos" ist die seltsame Bestimmung, dass Aeneas Rom nur dadurch dauerhaft gründen konnte, indem er seine angestammte Sprache aufgab und "die Sprache des Anderen" annahm - das Lateinische statt des Griechischen. Durch die so entstandene "inbegriffene Andersartigkeit", so Cassin, sind "wir alle Exilanten" geworden und ist die Sprache die einzige Heimat, in der wir ohne Reue uns daheim fühlen können.
An dieser Peripetie der intellektuellen Erzählung tritt eine dritte Figur paradoxen Heimatgefühls in sie ein. Es ist eine Frau und eine Exilantin wie Odysseus und Aeneas, nämlich die im zwanzigsten Jahrhundert aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach New York geflüchtete Philosophin Hannah Arendt. Statt antiker Epen bildet im dritten Kapitel eine Fernsehsendung die entscheidende Textgrundlage: das berühmte Gespräch der Philosophin mit Günter Gaus. Arendt erweist sich hier als Theoretikerin und als lebensgeschichtliche Verkörperung eines nicht-identitären, in der Exilerfahrung wurzelnden Heimatgefühls, dessen Substrat die Sprache ist. Exil bedeutet - ob im antiken Epos oder im Lebenslauf der modernen Philosophin - notwendig eine Vielfalt von Sprachen, die existenzielle Notwendigkeit ständigen Übersetzens.
"Die schwankende Vieldeutigkeit", schreibt Cassin, "hat Modellcharakter angenommen; ausnahmsweise einmal bilden Exilanten, Flüchtlinge, Juden die Avantgarde der 'condition humaine', jedenfalls verkörpern sie die am wenigsten abwegige Norm." Exil und Übersetzung werden zum Modell gelingender Politik. Diese stellt sich "gegen eine 'Vereindeutigung', durch die Totalitarismus droht, sie zieht es vor, die Komplexität philosophischer Universalität und Wahrheit radikal zu erhöhen".
Der Titel, den Cassin ihrem letzten Kapitel gegeben hat - "Schwimmende Wurzeln" -, ist die utopische Chiffre einer sich "nicht abschottenden Welt", die mit unablässigen Übersetzungsleistungen beschäftigt ist. In ihr wäre die Spaltung zwischen "Somewheres" und "Anywheres" obsolet geworden. "Wo sind wir wirklich zuhause? Wenn wir selbst, unsere Nächsten und unsere Sprache bzw. Sprachen willkommen sind." So lauten die letzten Sätze dieses politisch sympathischen und philosophisch ideenreichen Essays. STEPHAN WACKWIITZ
Barbara Cassin: "Nostalgie". Wann sind wir wirklich zuhause?
Aus dem Französischen von Christine Pries. Suhrkamp Verlag, Berlin 2021. 142 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»In Cassins dichtem, mit schnörkelloser Klarheit geschriebenen Essay überlagert sich das Persönliche mit Philosophischen und dem Philologischen.« Gregor Dotzauer Der Tagesspiegel 20220223