Die "Notizen aus Russland" spiegeln die Zusammenarbeit mit Institutionen eines Imperiums voller Gegensätze. Was westlichen Beobachtern oft skurril vorkommt, ist für Russen normal. Die Kurzgeschichten beruhen bis auf wenige Ausnahmen auf eigenen Erlebnissen, schildern das Land aus der Sicht eines Westlers, der oft dort war, die Sorgen und Nöte der Menschen ernst nahm, der ihre Traditionen ebenso akzeptierte wie ihre Eigenheiten, ihre Lern- und Improvisationsfähigkeit schätzen lernte. Es sind komische, groteske, lustige, bittere, manchmal peinliche, selten tragische Geschichten. Die ersten spielen in der Sowjetunion, als niemand eine schnelle Wende für möglich hielt. Das heutige Russland kann nur begreifen, wer die Sowjetzeit miteinbezieht; sie hat die Mentalität geprägt und das passive Hinnehmen von Anordnungen verfestigt. Etliche Geschichten gehen darauf ein, wie Bewohner des Riesenreichs versuchen, der Willkür der Behörden und der eigenen unverschuldeten Misere ein Schnippchen zu schlagen. Die Tristesse des Alltags war und ist oft nur zu ertragen, weil die Kunst, mit fast nichts eine Feier zu zaubern, hoch entwickelt ist. Wer Russland verstehen will, muss eintauchen in die andere Welt und sollte nie versuchen, sie nach westlichen Maßstäben zu messen und zu beurteilen.
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