Auszug: 'Dass vor mehr als hundert Jahren, genauer gesagt am 11. September 1786, der Gardasee entdeckt worden ist, von keinem Geringeren als unserem größten Dichter, weiß Jeder, der Goethe's »Italienische Reise« gelesen hat. Freilich ging es mit dieser Entdeckung wie mit mancher anderen, die für den Kulturfortschritt der Menschheit noch wichtiger war: sie wurde bald wieder zugedeckt, noch ehe die Welt so recht von ihr erfahren hatte; wie eine Quelle, die frisch zu Tage dringt, ein Weilchen fortfließt, dann aber bald von lockerem Erdreich wieder aufgesogen wird. Denn obwohl Goethe den Gardasee »eine herrliche Naturwirkung«, »ein köstliches Schauspiel« genannt, und von dem, was jetzt Riviera heißt, der Strecke zwischen Gargnano und Salò, erklärt hatte, »keine Worte drücken die Anmut dieser so reich bewohnten Gegend aus«, war von dem Zauber des alten Benacus, von dem schon Virgil gerühmt hatte, dass »seine Brandung wie Meereswogen rauscht und braus't«, das folgende Jahrhundert hindurch unseres Wissens kaum die Rede. Manzoni's »Verlobte« und Torwaldsen's »Alexanderzug« hatten den Comersee interessant gemacht, die Borromeischen Inseln lockten große Fremdenschwärme in ihre Gärten, und die Schlacht von San Martino war geschlagen worden, ohne dass Sieger und Besiegte für den zauberhaften Ausblick nach dem Monte Baldo hinauf Augen und Sinn gehabt hätten.
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