Studienarbeit aus dem Jahr 2024 im Fachbereich Germanistik - Literaturgeschichte, Epochen, Note: 1,7, Universität Duisburg-Essen (Germanistik), Veranstaltung: Exemplarische Textanalyse, Sprache: Deutsch, Abstract: In der vorliegenden Hausarbeit steht die Liebesgeschichte der Protagonisten Sali und Vrenchen aus Kellers "Romeo und Julia auf dem Dorfe" im Fokus, wobei insbesondere die sozialen Einflüsse, Denkmuster und grundlegende Wertvorstellungen der Charaktere und ihrer Gesellschaft beleuchtet werden. Diese Faktoren stehen im Zentrum, da sie das Gelingen ihrer Liebesbeziehung vereiteln und den Selbstmord als einzige Lösungsmöglichkeit erscheinen lassen. Im Verlauf der Arbeit wird detailliert untersucht, wie der Zusammenhang zwischen individuellem Glück und der bürgerlich- christlichen Wertordnung literarisch inszeniert und kritisiert wird, ob die Erfüllung ihrer Liebe unmöglich ist und ob der Liebestod den einzigen möglichen Ausweg für das Dilemma der Protagonisten darstellt. Für die Bearbeitung der Leitfragen wird die Liebesgeschichte der beiden Protagonisten sukzessive analysiert und wichtige Schlüsselszenen der Novelle werden mithilfe des Close- Readings näher durchleuchtet. Das zentrale Augenmerk liegt auf wiederkehrenden Motiven, Naturschauspielen sowie der bürgerlich-christlichen Wertordnung des 19. Jahrhunderts. Die Arbeit endet mit einer diskursiven Betrachtung des Doppelselbstmords. Bereits im Titel seiner Novelle "Romeo und Julia auf dem Dorfe" verweist Keller auf weltliterarische Verknüpfungen, indem er an William Shakespeares berühmte Tragödie "Romeo und Julia" erinnert. Dies weckt beim Leser die Erwartung, auf die tragische Geschichte zweier Liebenden aus verfeindeten Familien zu stoßen. Keller greift dieses Motiv erneut auf und behandelt es vor dem Hintergrund, der durch den Zusatz "auf dem Dorfe" verdeutlicht wird. Hier entwickelt sich eine Liebestragödie unter Bauernkindern: Sali und Vrenchen, die eher bereit sind, gemeinsam zu sterben, als auf die Verwirklichung ihrer Liebe in der Welt zu verzichten. Den Impuls für die Novelle erhielt Keller über eine Züricher Zeitungsmeldung, in dem von zwei jungen Liebenden tödlich verfeindeter Eltern berichtet wurde, die sich nach einer durchtanzten Nacht in einem Wirtshaus das Leben nahmen. Hierbei wird die Aktualität sowie Authentizität des universalen Stoffes deutlich und entsprechend dem Realismus ein "wirkliche[r] Vorfall" literarisiert.
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