NOVEMBER MENSCH HELEN sitzt auf ihrer Lieblingsbank vor dem Haus und genießt die wohl letzten warmen Sonnenstrahlen des goldenen Herbstes. Nach einem turbulenten Sommer ist nun endlich etwas Ruhe eingekehrt. Es ist der 1. November und Helen denkt zurück an das vergangene Jahr, wie jedes Jahr an ihrem Geburtstag. Was hat sie das Leben im letzten Jahr gelehrt? Gab es einschneidende Vorkommnisse und neue Erfahrungen? Immer wieder aufs Neue, in jedem Jahr an diesem Tag lässt Helen das vergangene Lebensjahr Revue passieren und setzt sich die Ziele für das Kommende neu. Sie liebt diese bunte Jahreszeit sehr, auch wenn es oft trüb, dunkel und neblig, manchmal sogar mystisch ist. Das war jedoch nicht immer so in den vergangenen Jahren, besonders der November war stets geprägt durch eine Hass-Liebe. Mal ging es rauf und pünktlich zum Geburtstag wieder dramatisch nach unten. Angespannt dachte sie schon im Oktober daran, was der kommende Monat in diesem Jahr wohl mit ihr vorhatte. Kaum war das Kalenderblatt abgerissen, passierten wieder dramatische Dinge. Jedoch waren die letzten Jahre die wohl prägendste Zeit in ihrem 36-jährigen Leben. Begonnen hatte alles in jenem November vor genau sechs Jahren. Es war der 1. November, Helens 30. Geburtstag. In diesem Jahr machte der trübe und traurige Monat seinem Namen alle Ehre. In der letzten Oktobernacht war ein heftiges Gewitter niedergegangen und kündigte pünktlich zum neuen Monat den Spätherbst mit Wetterumschwung und Schmuddelwetter an. Für den Nachmittag dieses 1. Novembers hatte Helen zum Geburtstagskaffee mit ihrem Mann eine kleine Schokoladensahnetorte in der Konditorei gekauft. In ihrem Übergangs-Appartement mit ungehindertem Blick auf den Wilden Kaiser deckte Helen den kleinen Küchentisch ein wenig festlicher als üblich. Sie freute sich auf diese kurze Zeit mit Max. Mehr brauchte sie nicht, auch nicht an ihrem runden Geburtstag, aber dieser Moment war ihr wichtig. Nun saß Helen da, vor sich die angeschnittene Torte und den Kaffeeduft in der Nase. Zwei Stunden wartete sie nun schon, hatte Hunger vor gedeckten Tisch, Max war nicht gekommen. Wie weit hatten sie sich auseinandergelebt? Was war das für ein Leben? Wollte sie so weitermachen? Normalität im Leben, dazu gehörte eine regelmäßige Arbeit und ein fester Wohnsitz. Sie träumte von einem kleinen Häuschen mit Blumen im Garten und gemütlichen Grillabenden, einer Kinderschaukel und Sandkiste und einer selbstgebauten Sandburg...?!
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