Tiefrote Sonnenuntergänge, runde Steine und von Sternschnuppen bei eisiger Kälte in der Todeszone!
Helga Hengges Buch „Nur der Himmel ist höher“ bewegte mich tief. So dauerte es einige Zeit, bis ich in einer Nacht voller Hoffnung die Bezwingung des Chomolungma herbeisehnte. Der Reihe nach: H.
Hengge will uns nicht in die Männerwelten rund um die Weltrekordversuche, alle 14 Achttausender im…mehrTiefrote Sonnenuntergänge, runde Steine und von Sternschnuppen bei eisiger Kälte in der Todeszone!
Helga Hengges Buch „Nur der Himmel ist höher“ bewegte mich tief. So dauerte es einige Zeit, bis ich in einer Nacht voller Hoffnung die Bezwingung des Chomolungma herbeisehnte. Der Reihe nach: H. Hengge will uns nicht in die Männerwelten rund um die Weltrekordversuche, alle 14 Achttausender im Himalaya ohne Sauerstoff zu besteigen, einführen: ganz im Gegenteil. Sie schreibt über ihre Schwächen und zeigt so wahre Größe. Ihr Leben rund um Designer Moden beginnt mit der Beschreibung ihres Lebenswerks mit alltäglich anmutenden Geschichten einer Moderedakteurin, die an schöne Orten reist, um so gute Arbeit als Designerin zu verrichten. Den Absprung in das Wagnis am Chomolungma, die Muttergöttin der Erde Mount Evererst, schaffte sie 1991 in Etappen mit dem Einstieg in das Freiklettern an den Shawangunk Klippen nach einer Saas Fee Skimoden Exkursion. Vor der Besteigung des Everest, die sie glücklich mit Sherpa Loppsang am 27.05.1999 meisterte, war sie am Cerro Aconcagua (6962) in Argentinien erfolgreich. Brice Russells verordnete Ausdauer-Marathon-Touren in New York und mehrfach am Berg in immer wieder quälenden Auf- und Abstiegen, von Camp zu Camp – je nach Wetterlage oder Gesundheit sofort todmüde zurück - schaffte sie es überglücklich. Der Leser leidet hier mit, und nach drei von insgesamt sieben Jahren harter Arbeit und anstrengender Lernprozesse gelingt es dann das Wunder doch noch. Nach der Lektüre bleiben mir nur noch zwei Fragen übrig:
1. Wie bzw. wird sie als erste Frau den Berg – das nächste Mal von Süden hinaufsteigend – bezwingen können? Das ist gefährlich: der Erfolg steht in den Sternen. Es würde mich aber nicht wundern, wenn es gelänge.
2. Welche Schuhgröße muss man haben, um sich über die großen Spalten im Gletscher scheinbar mühelos hinwegsetzen zu können?
Hengges Schwäche für die Sterne der Milchstraße wird im Buch offenkundig: diesen war sie vor der Gipfelbesteigung des Everest einmal erfolgreich nahe gekommen: 1997 am Huascarán (6768) in Peru. Eine Expeditionen im Jahr 1998 auf die Göttin des Türkis, Cho Oyu mißlang leider in 7500 Metern Höhe. So ist ihre tiefe Erfurcht vor dem Universum, in das sie weit bis zum kleinsten Stern vordringen möchte, gut angelegt. Sie rettete diese Eigenschaft aus ihrer heilen Kinderwelt ins 21. Jahrhundert. Und so wuchsen ihr, wie einem Engel, in kritischen Momenten Flügel, die ihr das notwendige Vertrauen in unsere Schöpfung, von der Mutter Natur, verleihen. Positive Gedanken und vor allem die notwendige Sicherheit – mehr als 3000 Meter über dem Abgrund frei am Seil hängend – lassen sie stets nach oben schauen. Oftmals trennten sie weit oben auf engsten Pfaden nur Zentimeter vom Abgrund, auf denen Überbleibsel von früheren Expeditionen herumliegen. Toll an diesem Buch ist das handliche Format: zehn Kapiteln, die einzeln lesbare abgeschlossene Einheiten bilden, sind packend geschrieben, aber keine leichte Kost! Die logisch gegliederten Abschnitte respektive Einschübe mit Informationen über die Religion und die Philosophie Tibets sind wichtig, um ein besseres Gesamtverständnis des alljährlichen Dramas am Everest zu gewinnen. Eines ist mir bisher nie passiert: nachts holten mich die Geister Nepals ein und ich glaubte mich im ABC Lager in Daunen gehüllt zu befinden. Genau so spannend und packend, also lebensnah, ist der Weltrekord Hengges beschrieben. Es läßt einem nicht mehr los, bis zum glücklichen Ende. Interessant sind die tief psychologischen Einblicke in die muntere Frohnatur einer begabten Bergsteigerin. Hengge hat es in einer Männerwelt, die gefühllos und brutal ist, schwer. Die in Chicago geborene Deutsch-Amerikanerin trägt das intrinsische sichere Gefühl in sich: Yes, I can. Diese Kraft zieht sie aus ihrem Philosophiestudium. Sie ist auch eine begnadete Schriftstellerin. Um nicht zuviel zu verraten: eine Geschichte um einen Yeti riß mich aus ihrer Depression am Berg heraus...!