Die vorliegende Arbeit führt den Leser in das 15. Jahrhundert, der Blick wird auf den osteuropäischen Raum gelenkt, insbesondere auf Ungarn. Im Zentrum der Untersuchungen steht ein Nymphenbrunnen, der vermutlich zu den heute verlorenen Skulpturen am Hof des ungarischen Königs Matthias Corvinus gehörte. Dem Brunnen war ein pseudoklassisches Epigramm beigegeben, welches der italienische Humanist Giovanni Antonio Campano erfunden hat. Dieses Epigramm wurde im Quattrocento häufig rezipiert und Ende des 15. und im 16. Jahrhundert entstanden zahlreiche Darstellungen, die das Bild einer Nymphe mit dem Epigramm kombinierten. Die vorliegenden Studie liefert mit der Betrachtung der Entstehungs- und die Rezeptionsgeschichte neue Einblicke in das Text-Bild-Verständnis im 15. Jahrhundert und die humanistischen Beziehungen in Ostmitteleuropa.Mit der Einbindung des Nymphenbrunnens in das höfisches Konzept unter Matthias Corvinus wird zudem die Spezifik der Hofkultur in Ungarn untersucht, wobei die Frage nach der politischen Selbstdarstellung des Königs mittels Kunstwerke, insbesondere Skulpturen in der Vordergrund rückt. Mit der Aufstellung von Statuen verwies Matthias Corvinus auf sein Interesse an der Antike und an der italienischen Renaissancekunst und verlieh seinen seine Herrschafts- und Legitimationsbestrebungen Ausdruck. Als Programm zusammengefaßt repräsentierten die Skulpturen am Hof seine Tapferkeit und Tugend sowie die Ausgewogenheit der vita activa und contemplativa.