Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Universität Mannheim (Philosophische Fakultät), Veranstaltung: Kafkas Romane, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Nacht vom 22. auf den 23. September des Jahres 1912 ist nicht nur eine ereignisreiche, sondern auch eine folgenschwere Nacht im Leben des Autors Franz Kafka. Innerhalb von nur acht Stunden schreibt Kafka die Erzählung Das Urteil „in einem Zug“ nieder. Mit der Niederschrift der Erzählung Das Urteil beendet Kafka nicht nur eine „unabsehbare Folge von [literarischen] Fehlversuchen“, sondern damit vollzieht sich „auch formal, stilistisch und motivlich [...] ein unumkehrbarer Sprung[,]“ im Schaffen des Prager Autoren. Nur wenige Tage später nimmt er die Arbeit am Romanfragment Der Verschollene5 wieder auf, „den er bereits als literarisch unzureichend abqualifiziert hatte.“ Nicht nur auf zeitlicher, sondern im Besonderen auch auf inhaltlicher Ebene, stehen die Erzählung Das Urteil und das Romanfragment Der Verschollene in engem Bezug zueinander. Beide Werke porträtieren ein Spannungsverhältnis zwischen Vater und Sohn, beschreiben ihren Kampf und letztendlichen Untergang. Daher ist folgende übergeordnete leitenden Fragestellung Untersuchungsgegenstand der hiesigen Arbeit: Wie stellt Kafka die Vater-Sohn-Problematik in der Erzählung Das Urteil und im Roman Der Verschollene dar? In der Kafka-Forschung wurden die Texte des Schriftstellers in zahlreichen Forschungsbeiträgen immer wieder autobiographisch gedeutet und mit Kafkas problematischem Verhältnis zu seinem Vater in Verbindung gebracht. Diesen Interpretationsansatz wird diese Arbeit umgehen. Stattdessen verfolgt sie den Ansatz eines close-readings der Primärtexte.