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Amorbach im hinteren Odenwald, vor dem Hotel zur Post, in dem Theodor W. Adorno die Sommerfrische zu verbringen pflegte: Hier findet sich der Romancier Thomas Meinecke mit seinen Romanfiguren zu Forschungszwecken ein. Amorbach, so wird schnell klar, ist auch Adornobach, des exilierten Philosophen Traumort (an den hin er sich selbst von der Küste des Pazifiks häufig träumte). Der Odenwald bleibt nicht ohne Einfluss auf die Recherchen der Romanfiguren, er ist ein Oden- und ein Märchenwald, ein dunkler deutscher Forst, in dem neben Märchenfiguren auch als Räuber umherschweifende, vom regierenden…mehr

Produktbeschreibung
Amorbach im hinteren Odenwald, vor dem Hotel zur Post, in dem Theodor W. Adorno die Sommerfrische zu verbringen pflegte: Hier findet sich der Romancier Thomas Meinecke mit seinen Romanfiguren zu Forschungszwecken ein. Amorbach, so wird schnell klar, ist auch Adornobach, des exilierten Philosophen Traumort (an den hin er sich selbst von der Küste des Pazifiks häufig träumte). Der Odenwald bleibt nicht ohne Einfluss auf die Recherchen der Romanfiguren, er ist ein Oden- und ein Märchenwald, ein dunkler deutscher Forst, in dem neben Märchenfiguren auch als Räuber umherschweifende, vom regierenden Fürsten enteignete Waldbauern auftreten. Einige von ihnen wurden schon im 19. Jahrhundert nach Texas verfrachtet, so dass der Wilde Westen auch Thomas Meineckes neuem Roman seine Motive einschreibt.

In Odenwald flechten der Schriftsteller-Darsteller Meinecke und seine Hauptfiguren die roten Fäden einer ausgedehnten Recherche zum dekonstruktivistisch-feministischen Diskurszopf: Paul Preciados Rede vor Psychoanalytiker:innen in Paris geht mit gendersprachlich aufregenden mittelalterlichen Texten eine Verbindung ein. Die viel diskutierte Rückkehr der Körper, des Materiellen, des Materialismus wird verhandelt – auch im Privatleben der handelnden Personen. Und über allem liegt die Konzertmusik des 20. Jahrhunderts – das ist dieser Roman Adorno schuldig.


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Autorenporträt
Thomas Meinecke wurde 1955 in Hamburg geboren, lebte ab 1977 in München und zog 1994 in ein oberbayrisches Dorf. Von 1978 bis 1986 war er Mitherausgeber und Redakteur der Avantgarde-Zeitschrift Mode & Verzweiflung, in den Achtzigerjahren schrieb er Kolumnen für die ZEIT, ab 1986 veröffentlichte er Erzählungen und zahlreiche Romane, zuletzt den Roman Selbst (2016) im Suhrkamp Verlag. Außerdem war er von 2007 bis 2013 Kolumnist für das Berliner Magazin Groove. Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Düsseldorfer Literaturpreis (2003) und dem Karl-Sczuka-Preis für Hörspiel als Radiokunst (2008). Im Wintersemester 2012 hatte er die Poetikdozentur an der Goethe-Universität Frankfurt inne, 2014 war er Writer in Residence an der Queen Mary University in London, 2016 Fellow am IFK in Wien und 2020 wurde er mit dem Berliner Literaturpreis ausgezeichnet. Die Frankfurter Vorlesungsreihe mit dem Titel Ich als Text ist anschließend in der edition suhrkamp erschienen. Thomas Meinecke ist außerdem Musiker und Texter in der 1980 von ihm mitgegründeten Band Freiwillige Selbstkontrolle (FSK), Radio-DJ in seiner Sendung Zündfunk Nachtmix (BR 2) und hat auch als Solokünstler Platten aufgenommen.

Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Erika Thomalla, selbst Professorin für Buchwissenschaft, hat viel Sympathie für den dekonstruktiven Erzählansatz von Thomas Meinecke. Allerdings kommen bei ihr nach der Lektüre seines neuen Romans doch Zweifel auf, ob seine Poetik, die in ihrer Entstehungszeit in jedem Fall revolutionär war, mittlerweile noch zeitgemäß ist. Auch die neue Geschichte, in der ein gewisser Thomas, zusammen mit anderen Figuren, einen Roman über den Odenwald schreiben will, gleiche eher "einer Materialsammlung". Die Themen kreisen assoziativ um alles Mögliche, Adorno, Gender, Jazz und den Mars, aber vor allem auch immer mehr um die vergangenen Romane Meineckes und deren Rezeption in der Öffentlichkeit. Das wirkt, trotz des löblichen Ansatzes, meint Thomalla, nach einer Weile ein wenig "selbstbezogen", obwohl die ursprünglich Idee ja die Dekonstruktion eines festen Autor-Ichs ist. Von Meineckes "Forschergeist" wird die Rezensentin immer noch mitgerissen - sie würde sich aber freuen, wenn das nächste Werk ohne eine Thomas-Figur auskäme.

© Perlentaucher Medien GmbH
»... man kehrt bereichert aus der Lektüre zurück.« Moritz Bassler Frankfurter Algemeine Sonntagszeitung 20241013