Mit der Veröffentlichung des Beitrags "Ödipus in Innsbruck. Zum Halsmann-Prozess" in der "Vossischen Zeitung" versuchte Erich Fromm 1930 einen direkten Einfluss auf die Urteilsfindung im "Halsmann-Prozess" zu nehmen. Der Sohn Halsmann war angeklagt, seinen Vater bei einer Bergtour umgebracht bzw. in den Abgrund gestoßen zu haben. Die Verteidigung argumentierte mit einer psychologischen Hypothese. Nach ihr stürzte der Vater ab, der Sohn aber leide an einem Ödipuskomplex, der sich in Todeswünschen gegen den Vater äußere. Fromm nahm diese psychologische Argumentation zum Anlass zu zeigen, wie hier psychoanalytisch argumentiert werden kann (und wie nicht). Dabei begreift Fromm den Ödipuskomplex in diesem Beitrag noch ganz im Sinne Freuds als universales Phänomen. Erst in der Folgezeit setzte sich Fromm kritisch mit der Freudschen Libidotheorie und insbesondere mit Freuds Theorie vom Ödipuskomplex auseinander.
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