Am Beispiel des Magdeburger Übergangs zur Reformation geht Michael Schilling der medialen Ausdifferenzierung der reformatorischen Öffentlichkeit nach. Er verfolgt Argumentations- und Vorgehensweisen der konfessionellen Publizistik anhand zweier Kontroversen im Anschluss an Flacius' 'Catalogus testium veritatis' und eines neu aufgefundenen Flugblatts aus dem Böhme-Kreis. Des Weiteren thematisiert er die formale und thematische Abstimmung des Flugblatt-Mediums auf unterschiedliche Zielgruppen (die humanistische 'res publica litteraria', den Gemeinen Mann, die europäischen Höfe). Neben den avisierten Öffentlichkeiten bestimmte insbesondere der Markt die Inhalte und Gestaltung der Bildpublizistik. So wendete sich ein neu entdecktes Flugblatt in der Bosch-Nachfolge ebenso an unterschiedliche potenzielle Käufergruppen wie die sechs Einblattdrucke des Schwankautors Michael Lindener. Man entwickelte mit seriellen Flugblättern neue mediale Formate oder orientierte sich an bewährten Mustern, wie die Wirkung des Hans Sachs in der Bildpublizistik des 17. Jahrhunderts bezeugt. Michael Schilling war bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand Professor für ältere deutsche Literatur an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Seine Forschungen umfassen die deutsche und lateinische Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Sein besonderes Interesse gilt der Intermedialität von Bild und Text (illustrierte Handschriften, Emblematik, Bildpublizistik).
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