Wir alle kennen Angst in ihren unterschiedlichen Ausprägungen. Angst ist ein zentrales, zum Überleben notwendiges Gefühl. Auch Tiere haben Angst, im Brennpunkt des Emotionslebens der meisten höheren Tiere steht die Angst vor dem Menschen. Die Angst der Tiere kann man zwar nur von außen beobachten, aber wir wissen aus eigener Erfahrung, was sie fühlen. Jens Soentgen nimmt die Angst als Ausgangspunkt einer Ökologie von innen und trägt damit einen entscheidenden Aspekt zur Ökologie des Anthropozäns bei. Seine These: Die Relationen zwischen Feind und Beute haben ein subjektives, emotionales und kognitives Moment, das ökologisch bedeutsam ist. Die Rolle des Feindes wird heute meist vom Menschen übernommen. Das weltweite Töten der Tiere durch den Menschen bewirkt nicht nur eine drastische Reduktion von Populationen, es verbreitet Angst unter den Überlebenden. Diese Angst verwandelt das Verhalten, die Fortpflanzung, die Nahrungsaufnahme und die Bewegung der Überlebenden. Soentgens Versuch ist auch ein Versuch über Möglichkeiten der Versöhnung: Angstminderung ist ein ebenso gut begründbares ethisches Gebot wie die Minderung von Schmerz.
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