Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Mannheim (Lehrstuhl Neuere Germanistik II), Veranstaltung: Das Eigene und das Fremde - Immigrantenliteratur in Deutschland, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Erzählung der wundersamen Geschichte Peter Schlemihls von Adalbert von Chamisso erscheint dem Leser zunächst so lehrreich wie unergründlich. Die Suche nach der eigenen Identität und dem Platz in der Gesellschaft stellt den Helden dieser Geschichte vor elementare Grundfragen. Immer wieder sind enge Zusammenhänge von Ökonomie und Identität bedeutsam für den Verlauf der Geschichte. So verkauft Peter mit seinem Schatten einen Teil seiner Existenz an den Teufel. Erst später wird ihm bewusst, welches Schicksal er damit besiegelt hat. Im Gegenzug erhält er das Glücksäckel, das ihm unendlichen Reichtum beschert. So macht sich Schlemihl auf eine fortwährende Reise, um mit Hilfe des Goldes ein neuer Mensch zu werden. Doch kann die Ökonomie wirklicher Identitätsstifter für Peter Schlemihl sein? Chamissos Werk zeichnet sich durch eine kapitalistische Dynamik und finanzielle Kreislaufbewegung aus, in der Schlemihl sich auf der Suche nach dem menschlichen Glück immer wieder dem Fremden begeben muss. Gerade sein Doppelgängerleben entfremdet ihn zusehends. Emigration, Isolation und gesellschaftlicher bzw. bürgerlicher Identitätsverlust sind die Folgen. Moral und Handel(n) werden damit zentrale Motiv für Schlemihl. Schon für Aristoteles war die Basis des Handelns (Handel=Bewegung=Zeit) die Ethik (Wert), auf der er seine Politik aufbaute. Für ihn war der Wille der motivierende Faktor für Handlung: „Denn das rechte Verhalten ist ein Ziel, und das Streben geht darauf.“ Doch eben gegen dieses „rechte Verhalten“ verstößt Schlemihl. Und so wird der Held der Geschichte gezwungen, seinen Mangel an Schatten mit Hilfe des Goldes zu verbergen. Um den Verkauf des Schattens rückgängig zu machen, müsste er dem Teufel seine Seele überlassen. Religion und Ökonomie, beides identitätsstiftende Medien, begeben sich in einen Austausch um Glück, Heimat und Seelenfrieden. Die starke Symbolik von Licht und Dunkel, Vernunft und Glaube, Schatten und Schattenlosigkeit erhellt die persönliche Einstellung Schlemihls in Bezug auf seine Person und deren Wirkung in der Öffentlichkeit. Sein und Schein bzw. Haben vs. Nicht-Haben werden zu wichtigen Maßstäben, denen besonderer Augenmerk in dieser Untersuchung gelten wird. So soll textnah herausgefunden werden, welches Verhältnis von Identität und Ökonomie für Peter Schlemihl herrscht und ob Schlemihls Gold die schattenlose Sinnkrise bewältigen kann.