In kapitalistischen Gesellschaften ist die Bedrohung eines ökonomischen Scheiterns allgegenwärtig. Besondere Aufmerksamkeit von Historiker*innen verdient der spezifische soziale Umgang mit scheiternden Kredit- und Schuldbeziehungen. Eric Häusler nimmt sich in einer praxisorientierten Quellenanalyse fast 600 Berner Geldstagsrödel (Konkursakten) an. Er beschreibt über 150 Jahre hinweg die Alltäglichkeit des Scheiterns und interpretiert in interdisziplinärer Perspektive den Geldstag als Verfahren, das den bedrohten Haushalten immer auch Zukunftsperspektiven eröffnete. Dieses solidarische Konkursregime weicht deutlich vom Leitmotiv des herrschenden Konkursnarrativs - Nichts als Elend! - ab.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D ausgeliefert werden.
»Es [ist] ein großes Verdienst dieser Arbeit, dass sie einen detaillierten und umfassenden Einblick in die lokale Konkurspraxis im Umgang mit der breiten Schicht weitgehend mittelständischer Haushalte gewährt. Ob diese Analyse zu einer Neuinterpretation der Konkursgeschichte führt, sei dahingestellt. Gleichwohl bietet sie eine bedeutsame Erweiterung der bisherigen Forschungslandschaft, die auch neue Forschungsperspektiven eröffnet.«
Margrit Schulte Beerbühl Francia recensio, 3 (2024) 20241009
Margrit Schulte Beerbühl Francia recensio, 3 (2024) 20241009