Off the Record hat mich geplättet. So einfach ist das. Ich habe schon geahnt, dass das Buch einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird. Aber dass es einen derart tiefen Fußabdruck schafft, traf mich unvorbereitet. Man kann sich der Sogwirkung und Eindringlichkeit von Josies Geschichte nicht
entziehen, selbst wenn man es versucht, schließlich müssen auch Leser mal essen oder trinken. Ich habe um…mehrOff the Record hat mich geplättet. So einfach ist das. Ich habe schon geahnt, dass das Buch einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird. Aber dass es einen derart tiefen Fußabdruck schafft, traf mich unvorbereitet. Man kann sich der Sogwirkung und Eindringlichkeit von Josies Geschichte nicht entziehen, selbst wenn man es versucht, schließlich müssen auch Leser mal essen oder trinken. Ich habe um mich herum alles vergessen, während ich in eine Spirale aus Anschuldigungen, Geheimnissen, Interviews und Artikeln geriet, die mich immer tiefer in die Gedanken und Gefühle von Menschen zog, die sexuelle Übergriffe in der Filmbranche erlebt haben.
Es hat mich getroffen und ergriffen, wütend gemacht und zugleich habe ich mich mit den Opfern zusammen so unendlich hilflos gefühlt, bis Josie kam. Selbst wenn man zu denen gehört, die zum Glück noch keine solche Taten erfahren haben und nie ganz verstehen wird, wie man sich danach fühlt, so wurde man hier doch sehr intensiv aufgerüttelt und konnte an den Regungen der Betroffenen teilhaben.
Josie ist eine bemerkenswerte Protagonistin. Ihrer Angststörungen zum Trotz beweist sie Seite für Seite eine so enorme Stärke, dass man gar nicht anders kann, als sie zu bewundern. Ihr Engagement für den Journalismus, für die Rechte der Menschen, für die Gerechtigkeit lässt sich nur immer wieder aufs Neue loben, denn ich bin sicher, dass viele von uns in ihrer Situation nicht annähernd so mutig gehandelt hätten. In Erwägung zu ziehen, eine Enthüllung über jemanden zu schreiben, der dir den Rest deines Lebens den Alltag zur Hölle machen könnte, der dich ruinieren und fertig machen könnte, bis nichts mehr von dir übrig ist, erfordert unheimlich viel Kraft. Josie beweist uns und vor allem auch sich selbst nicht nur einmal, sondern so oft in diesem Buch, dass sie stark sein kann, dass sie mutig ist, dass sie perfekt so ist, wie sie ist. Sie ist stolz auf ihren Körper und ihre Herkunft, eine Message, die mich sehr berührt und gestärkt hat, die sicherlich viele Lesende berühren wird.
Die Schreibweise ermöglicht es, Josie direkt über die Schulter zu schauen während der Geschichte, an ihrem Innenleben teilzuhaben, ihre Zweifel, Gedanken, Hoffnungen zu teilen. Man war so intensiv eingebunden in das Geschehen, dass man gar nicht anders konnte als ebenso emotional involviert zu sein.
Ich fand es stark, wie Themen wie Rassismus, Body Shaming und Me Too hier aufgearbeitet werden. Die Autorin schafft es, den Leser aufzurütteln und zu sensibilisieren, sie führt einem schonungslos und authentisch vor Augen, was Betroffene durchmachen, wie es sie belastet, Geheimnisse mit sich herumzutragen, und dennoch wirkt es nicht aggressiv aufklärend. Man hat nicht das Gefühl, belehrt und mit erhobenem Zeigefinger angeschrien zu werden, sondern man lernt auf leise aber eindringliche Weise, was auch zu Josies Charakter und Erzählstil passt.
Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal nach einer Lektüre so einen heftigen Book Hangover hatte. Zwar habe ich danach direkt neue Bücher begonnen, aber ich bin mit den Gedanken immer wieder zu Josie geschweift. Es hat mich nicht losgelassen, wie tief mich das Buch beeindruckt hat. Ich werde noch lange von diesem Leseerlebnis zehren, da bin ich sicher.
Mein Fazit:
Ich denke, ich habe alles gesagt, was es zu sagen gibt. Lest es, ihr alle. Ihr werdet es nicht bereuen.
Von mir gibt es, wie könnte es nach dieser Rezension anders sein, 5 von 5 Sternen.