Die Studie widmet sich den säkularisierenden Wirkungen des modernen Geschichtsbegriffs und seinem Einfluss auf Interpretationen des Judentums. Dafür deutet die Autorin Franz Rosenzweigs "Der Stern der Erlösung" (1921), in dem er dem Fortschritt der Menschheit jegliche Bedeutung absprach und das Judentum außerhalb der Weltgeschichte situierte, als Krisenschrift. Von seiner Offenbarungsphilosophie ausgehend blickt Inka Sauter zurück auf das lange 19. Jahrhundert und die Schriften von Hermann Cohen, der in kaum vergleichbarer Intensität eine Geschichtsphilosophie des Judentums im Namen der Menschheit vertrat. Den Bruch im Übergang von Cohen zu Rosenzweig kontrastiert sie mit der sich der Theologie bedienenden Geschichtsphilosophie Walter Benjamins von 1940. In der Gegenüberstellung der drei Denker gewinnt die "geschichtliche Welt" Kontur.