Wenn Karma zurückschlägt, sitze ich in der ersten Reihe und applaudiere (Quelle unbekannt)
Elfi hat es als Jugendliche schwer, als Zuagroaste überhaupt Fuß in Liebstatt zu fassen. Ihre Bemühungen schlagen allesamt fehl, obwohl ihre Einfälle samt und sonders nicht von der Stange sind. Schnell wird
klar, dass das Mädchen immer eine Außenseiterin bleiben wird, ganz egal, wie lange sie in dem…mehrWenn Karma zurückschlägt, sitze ich in der ersten Reihe und applaudiere (Quelle unbekannt)
Elfi hat es als Jugendliche schwer, als Zuagroaste überhaupt Fuß in Liebstatt zu fassen. Ihre Bemühungen schlagen allesamt fehl, obwohl ihre Einfälle samt und sonders nicht von der Stange sind. Schnell wird klar, dass das Mädchen immer eine Außenseiterin bleiben wird, ganz egal, wie lange sie in dem kleinen Ort wohnen wird. Elfi kehrt ihrem Heimatort den Rücken, nur um Jahre später wieder vor den Türen von Liebstatt zu stehen und einen ungerechten Kampf auszutragen. Doch mit Elfi muss man rechnen, denn sie hat es faustdick hinter den Ohren...
Mit ihrem ersten Buch "Ameisenmonarchie" hat sich Romina Pleschko schon einen festen Platz in meinem Leserinnenherzchen gesichert, aber mit "Offene Gewässer" hat sie sich dort auf Dauer eingenistet und ich hoffe, dass noch viele, viele Bücher von ihr auf dem Markt erscheinen.
Mit der jungen Elfi zeichnet sie das typische Bild einer Anti-Heldin, die es wirklich schwer hat, in die bestehenden Cliquen und die Dorfgemeinschaft aufgenommen und anerkannt zu werden. Das Makel der Zuagroasten klebt an ihr wie Pech und von selbigen wird sie auch regelrecht verfolgt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Elfi übrig ist wie ein Kanten Brot und genauso lieblos wird sie auch behandelt. Selbst die eigene Großmutter zieht es vor, ihr mit einer gewissen Gefühlskälte zu begegnen und das macht es dem Mädchen nicht leichter.
Pleschko gelingt der Spagat zwischen ironischem Wortwitz und dezentem Sarkasmus, baut skurrile Szenen (Hamster, Achterbahnfahrt etc) mit ein und schürt so natürlich das Feuer, um Elf weiterhin zur unfreiwillig komischen Außenseiterin abzustempeln. Dabei sind ihre Bemühungen nach Anerkennung und dem Erlangen eines Zugehörigkeitsgefühl herrlich unbeholfen, enden fast immer in einer Katastrophe und sind doch gut gemeint.
Mit Elfis Rückkehr als Erwachsene müssen die Liebstätter:innen erkennen, dass Elfe sich eben nicht mehr von einer Ecke in die andere schubsen lässt. Sie fährt nämlich die Ellenbogen aus und ersinnt eine Racheplan, der sich sehen lassen kann. In ihrer ganz eigenen Art strotzt sie dem Baulärm und allen ihr auferlegten Schikanen, bis es zum Showdown kommt, der ganz Elfi-like für einen außergewöhnlichen Auftritt sorgt. Elfi ist ein Unikat, ein Pfiffikus und ihr sitzt der Schalk im Nacken, auch wenn es hier und da nicht ganz so durchblitzt.
Die Geschichte liest sich frank und frei von der Hand, hält uns den Spiegel vor und spart nicht an feinen Nadelstichen, die wohl dosiert an den richtigen Enden weh tun. Das Zitat "Wenn Karma zuschlägt, sitze ich in der ersten Reihe und applaudiere" könnte tatsächlich von Elfi stammen, denn sie wird oft verkannt und wartet nur darauf, dass ihre Stunde schlägt.
Für mich schon jetzt eines der Highlights im Buchjahr 2023