Herbert Hodow ist wieder da. Oder besser gesagt, er war nie fort aus den schwül-dampfenden Bars Port Harcourts und dessen big buisness, einem Ölgeschäft nach afrikanischen Regeln, die unerwartet plötzlich wie ständig neu geschrieben werden. Nachdem er uns mit dem Titel und Oxymoron des ersten Buches
„Fucking Paradise“ schon Rätsel aufgab, wohin dieser führen würde und es eine wilde Achterbahnfahrt…mehrHerbert Hodow ist wieder da. Oder besser gesagt, er war nie fort aus den schwül-dampfenden Bars Port Harcourts und dessen big buisness, einem Ölgeschäft nach afrikanischen Regeln, die unerwartet plötzlich wie ständig neu geschrieben werden. Nachdem er uns mit dem Titel und Oxymoron des ersten Buches „Fucking Paradise“ schon Rätsel aufgab, wohin dieser führen würde und es eine wilde Achterbahnfahrt durch seine ersten Jahre als Spediteur in Nigeria und Tausendsassa mit Schalk im Nacken wurde, legt er nun den zweiten Band der Hoddow-Saga vor.
In „Final Play“ begegnen dem Leser verschiedene Figuren des ersten Buches. Da sind wieder die rauen Burschen von den Ölplattformen, die verkleidet aussehenden Schildbürger vom Amt, Halsabschneider, Hochstapler, Glücksritter und andere teils liebenswerte wie unwahrscheinliche Originale. Auffallend ist auf den ersten Seiten aber sofort ein anderer Sound. Da mischt sich viel Ernst in die Schilderungen und dem Leser schwant Düsteres. Nicht dass es im ersten Buch keine Dramen und Geschichten zur brutalen Realität Nigerias gab, jedoch hatte man als Leser stets das Vertrauen, dass Herbert Hoddow mit Witz und Cleverness den Karren aus dem Dreck zieht. In „Final Play“ gibt uns Herbert diese Sicherheit zuerst nicht. Es sind erzählte Jahre in denen er pleite geht, fast dem Tode geweiht ist, übelst mitgespielt bekommt – kurz gesagt, es dicke abkriegt. Man könnte denken, der Titel verweist schon auf das Ende des Abenteurers und Geschäftsmannes Herbert Hoddow in Nigeria. Zumindest war ich darauf gefasst. Weil im Grunde weiß man als sicherheitsbesessener Deutscher: Solche Geschichten können einfach nicht gut ausgehen. Was bin ich froh, dass „Ohne Netz“ nach ganzer Lektüre darauf noch keine Antwort gibt. Ich wurde wieder bestens unterhalten vom lakonischen Humor und jenen unerwarteten Verläufen des Buches, von denen man nie genau weiß, ob das alles überhaupt sein kann oder ob dort Seemannsgarn gesponnen wird, aber definitiv darauf erpicht ist, es vielleicht im nächsten Kapitel heraus zu finden.
In diesem zweiten Band dominieren Herberts Firma und die Geschäftswelt das Geschehen und er breitet ein reichhaltiges Buffet an eskapistischen Anekdoten aus. Der Versuch seinen Laden über Wasser zu halten liefert hierbei den roten Faden. Und dieses Vorhaben ist alles andere als einfach. Das milliardenschwere Ölgeschäft und seine Akteure sind nicht weniger skurril und überdreht wie das restliche Ensemble der vielen freischaffenden und vagabundierenden Lebenskünstler aller Couleur, denen Herbert in der Hafenstadt Port Harcourt begegnet. Nur, dass es jetzt oft um Geld geht, wohl auch immer wieder um sehr viel davon, was bemerkt und beneidet wird und die Fallhöhe nach oben schraubt.
Gerade heute, wo überall zur Sicherung der Energiewende, also damit wir es warm und beleuchtet haben und von A nach B gelangen, über Partnerschaften mit afrikanischen Mineral-Exportländern und zukünftigen Lieferanten von grünem Strom gesprochen wird, sollte man allen politischen Akteuren das Buch als Standardwerk verordnen. Denn eine Sache lernen wir durch Herbert ganz sicher, Pläne sind theoretisch und die afrikanische Praxis verwandelt sie verlässlich-kreativ in ein Abenteuer.