„Ohnmachtspiele“ ist nach “Schäfers Qualen“ der zweite Wiener Kriminalroman um den eigensinnigen Major Schäfer. Einem Ermittler, der nach seinem letzten Fall, dem Vierfach-Mord in Kitzbühel, an der Richtigkeit seiner Berufswahl zweifelt. Von Angst, Schwäche und Niedergeschlagenheit geplagt, schafft
er es nicht, seinem Job nachzugehen und glaubt sogar, der Beruf eines Kindergärtners wäre besser für…mehr„Ohnmachtspiele“ ist nach “Schäfers Qualen“ der zweite Wiener Kriminalroman um den eigensinnigen Major Schäfer. Einem Ermittler, der nach seinem letzten Fall, dem Vierfach-Mord in Kitzbühel, an der Richtigkeit seiner Berufswahl zweifelt. Von Angst, Schwäche und Niedergeschlagenheit geplagt, schafft er es nicht, seinem Job nachzugehen und glaubt sogar, der Beruf eines Kindergärtners wäre besser für ihn. Doch übermäßig lange hält sein desolater Zustand nicht an. Denn an dem Tag als ein Spaziergänger eine Wasserleiche am Alberner Hafen findet und Bergmann ihn über den Vorfall informiert, rafft sich Schäfer auf und fährt zum Tatort. Widerwillig übernimmt er den Fall und hat von nun ab wieder einen Grund, früh aufzustehen und sein Seelenleiden zu kurieren. Aber es bleibt nicht bei der einen Toten. Kurz nachdem Schäfer von seinem Vorgesetzten, Oberst Kamp, den ausdrücklichen Hinweis erhält, nicht hinter jeder Leiche einen Mord zu wittern und die Tote vom Hafen als Unfall in die Akten eingehen zu lassen, wird die Tochter reicher Eltern ertrunken in der Badewanne aufgefunden. Ein Selbstmord, der genauso unwahrscheinlich anmutet, wie der Tod eines Junkies, dessen Skelett vor Schäfers Krankenstand in der Nähe eines Sendeturms im Wald lag. Zuviel Tote meint Schäfer und entwickelt schon bald die ungewöhnliche These eines Spielkartenmörders, die nicht nur von Kamp als Spinnerei abgetan wird.
Eine Reihe von unklaren Morden, interessante Charaktere und viel bissiger Humor. Das sind die Zutaten aus denen der Schriftsteller Georg Haderer gekonnt einen neuen Fall für Major Schäfer strickt, der beim Bundeskriminalamt in Wien seinen Dienst versieht. Doch so einfach, wie es sich anhört, ist es nicht. Gezeichnet von schweren Depressionen und frustriert von einer Polizeireform, die jedwedem Sinn entbehrt, quält sich der erfolgreiche Ermittler durch seine Fälle und muss dabei einige Rückschläge einstecken. Situationen, die ihm nicht immer gut tun, die er aber mit viel Wut und bissigen Sprüchen zu kompensieren vermag. Ob Leichenranking oder Bestattungsnovelle. Seine Wortkreationen sind grenzenlos, wenn es darum geht, ein System anzuprangern, das sich auf Sparmaßnahmen und geschönte Statistiken stützt, anstatt dem eigentlichen Übel zuleibe zu rücken. Eine frustrierender Zustand, der Georg Haderer bewusst kritisiert und damit dem Leser nicht nur einen unterhaltsamen Kriminalroman präsentiert, sondern ihm auch Denkansätze bietet, die nicht vom Tisch zu weisen sind. Aber nicht nur die Dialoge sind gut durchdacht und humorvoll unterlegt, auch die Figur des Majors selbst ist mit ausreichend kuriosen Eigenheiten verbunden und so lässt Georg Haderer seinen Polizeimajor zum Beispiel in einen Damensalon gehen, um sich die Harre schneiden zu lassen oder ohne Handy im Wald herumirren, bis dieser letztendlich den Hund eines Försters killt. Ein überzeichneter Beamter, den es im wahren Leben in dieser Art wohl kaum gibt, der aber dem Leser gute Unterhaltung bietet.
Fazit:
„Ohnmachtspiele“ überzeugt mit einem charismatischen Ermittler und viel sarkastischem Humor, schafft es aber gleichzeitig, gesellschaftliche Zustände kritisch zu beleuchten. Ein Kriminalroman, der nicht nur von Verbrechen lebt, sondern es versteht, Einiges mehr zu bieten.