Oliver Twist wächst als Waise in einem kirchlichen Armenhaus einer englischen Kleinstadt auf. Trotz harter Bedingungen überlebt er das entbehrungsreiche Dasein. Nachdem er bei einem Sarg-Tischler namens Mr. Sowerberry in die Lehre gegeben wird, dort aber misshandelt wird, läuft Oliver weg und will
sein Glück in London versuchen. Halb verhungert findet er beim jüdischen Hehlers Fagin und seiner…mehrOliver Twist wächst als Waise in einem kirchlichen Armenhaus einer englischen Kleinstadt auf. Trotz harter Bedingungen überlebt er das entbehrungsreiche Dasein. Nachdem er bei einem Sarg-Tischler namens Mr. Sowerberry in die Lehre gegeben wird, dort aber misshandelt wird, läuft Oliver weg und will sein Glück in London versuchen. Halb verhungert findet er beim jüdischen Hehlers Fagin und seiner Kinderbande Unterkunft und Verpflegung und wird in die Bande aufgenommen.
Olivers zartes Gemüt jedoch kann es nicht mit seinem Gewissen vereinen, eine Straftat zu begehen, und als die Jungen Mr. Brownlow ein Taschentuch stehlen und Oliver fälschlicherweise für den Dieb gehalten wird, geht das dem zarten Jungen so zu Gemüt, dass er in einem fiebrigen Anfall ohnmächtig und wird. Mr. Brownlow lässt den Jungen gesund pflegen, bis Fagin ihn aus dieser feinen Umgebung entführen lässt.
Werden Oliver und Mr. Bronwlow sich je wiedersehen?
Oliver Twist dürfte wohl Charles Dickens bekanntester (Jugend-)Roman sein, was möglicherweise an seiner häufigen Verfilmung liegt, bis heute an die 25 Mal. Das liegt vielleicht daran, dass Oliver Twist eher zu den dünneren Romanen von Dickens gehört und sich so zu Verfilmung anbietet, oder weil es einfach schon zu seiner Zeit sämtliche Hollywood Klischees bedient, bzw. erfunden hat und so die Literatur geprägt hat.
Ich kann nicht verstehen, warum der Roman bzw. die Geschichte des kleinen Oliver sich so großer Beliebtheit erfreut. Dieser Roman sich sicherlich nicht Dickens bester.
Auch wenn man das quantenphysikalische Phänomen der Quantenverschränkung in Betracht zieht, das besagt, dass das Schicksal einiger Menschen tatsächlich irgendwie miteinander verbunden ist, kann man damit einen, vielleicht auch zwei extrem unwahrscheinliche Zufälle akzeptieren. Das Buch ist so voller unglaubwürdiger Zufälle, dass es neben seiner Unglaubwürdigkeit auch noch extrem vorhersehbar wird.
Die Charakterisierung der Figuren ist unglaubwürdig, teils rudimentär, teils einfach nur voller abgeschmackter Klischees. Da wäre die Hauptfigur Oliver Twist. Ein Junge, der neun Jahre lang unter schlimmsten Bedingungen im Armenhaus aufgewachsen ist, um sein Leben kämpfen musste, sich gegen andere Kinder durchsetzen musste und was wird aus ihm? Ein zartes Sensibelchen der besten Manieren, das wegen jeder Kleinigkeit in Tränen ausbricht und ohnmächtig wird. Wenn das so funktionieren würde, müsste man wohl empfehlen heutige Kinder immer kurz vor dem Verhungern zu lassen, regelmäßig zu verprügeln und in den Kohlenkeller zu sperren, damit sie sanfte, zarte, wohlerzogene Menschen werden.
Dickens Frauenbild ist so voller Klischees, dass man sich fragt, was für Frauen er wohl kannte. Entweder sind sie Drachen, die ihre Ehemänner verprügeln oder ätherische Schönheiten, die engelsgleich durch die Geschichte schweben. Normale Frauen sind eher blass und werden kaum charakterisiert.
Der Roman gilt als sozialkritisches Meisterwerk. Ich sehe jedoch nur Antisemitismus, schwarz-weiß Malerei ohne Hinterfragung von Motiven, gewürzt von viktorianischer Rührseligkeit und Kitsch.
Wäre der Roman sozialkritisch, hätte er vielleicht hinterfragt, warum die Kinder klauen, was hat Fagin und Sikes zu Gaunern gemacht, hätte sie nicht als klassische böse Verbrecher hingestellt, die man ihrer gerechten Strafe zuführen muss, sondern mal ihre Beweggründe, ihren Werdegang durchleuchtet. Man hätte hinterfragt, ob es richtig ist, Frauen zu verteufeln, die uneheliche Kinder bekommen, wo doch dazu immer zwei gehören.
Fazit: Kein Meisterwerk. Rührseliger, viktorianischer Kitsch, mit vorhersehbarem Plot der die Hollywoodklischees bereits vorausnimmt. Wäre das Buch ein aktuelles Jugendbuch, hätte ich ihm gerade mal zwei Sterne gegeben.