1775. «Die Leiden des jungen Werthers» haben Goethe über Nacht europaweit berühmt gemacht. Jetzt aber, 26 Jahre alt, soll er sich endlich ernsthaften Dingen widmen und Politiker in Weimar werden. Sein Verleger Johann Friedrich Weygand jedoch verlangt nach einer Fortsetzung. Zwar ist Werther leider tot, aber warum nicht die Perspektive wechseln? Hat nicht Werthers angebetete Lotte auch Briefe geschrieben? «Die Leiden der jungen Lotte», das werden ihm die Leute aus den Händen reißen. Seite um Seite ringt Weygand dem widerstrebenden Autor Lottes Briefe ab. Langsam fängt auch Goethe Feuer - doch nach und nach muss er sich eingestehen, dass ihm seine Hauptfigur (und ihr reales Vorbild) mehr am Herzen liegt, als ihm lieb sein kann. Goethe hat die ihm viel zu persönlich erscheinenden Briefe vernichtet, erst nach dem Weimarer Bibliotheksbrand konnte eine Abschrift mühsam rekonstruiert werden. Das behauptet jedenfalls Thilo Reffert, dessen «Open Werther» nicht nur dem egozentrischen Liebenden Werther eine deutlich realistischere weibliche Perspektive gegenüberstellt, sondern auch Goethe selbst in einem menschlicheren Licht erscheinen lässt, als es der bloße Schulstoff in der Regel erlaubt.
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