Den Erfolg ihrer Kunstausstellung in Kassel hätte Kristina niemals erwartet. Nicht mal ihrer Familie hatte sie Bescheid gesagt, doch der Kontoauszug bestätigt das Gelingen ihres Wagnisses. Als auch noch Tochter Irene ein Vorstellungsgespräch beim Pharmakonzern ARTIS hat, könnte es der Mutter eigentlich nicht bessergehen. Dass der mögliche Vorgesetzte ihrer Tochter deren heimlicher Schwarm ist, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. All das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Spontan entscheidet sie sich, Irene zum Bewerbungsgespräch nach Augsburg zu begleiten, um ihrem Mann, der ebenfalls bei ARTIS arbeitet, einen Überraschungsbesuch abzustatten. Eine Entscheidung, die schicksalhafte Ereignisse mit sich bringt und ein Leben, das sich für immer verändern wird. Helgas Brehrs einfühlsame Novelle basiert auf der Tragödie "Iphigenie in Aulis" und erzählt auf's Neue den Drang der Menschheit sich oder andere zu opfern. Ob man eigene Ziele verfolgt oder für das Wohl seiner Mitmenschen besorgt ist – die Entscheidung, ein Opfer zu bringen, ist stets ein moralisches Dilemma. Erst recht, wenn die Opfer Teil der Pharmaindustrie des 21. Jahrhunderts sind. Und wenn es die eigene Gesundheit betrifft? Wie würden Sie sich entscheiden? Würden Sie auch opfern am Mittag?